Gemeinsam hoffen, bangen – und die USA besser verstehen lernen: US-Wahlabend an der KU
Die Organisatoren der „US Election Night“ an der KU, PD Dr. René Dietrich und Dr. Thomas Brunner, richten sich mit ihrer Veranstaltung gezielt an eine breite Öffentlichkeit. „Die Wahlnacht ist für alle offen, auch über die Unigemeinschaft hinaus – denn diese Wahl ist für alle relevant“, betont Organisator PD Dr. René Dietrich. Sein Kollege Dr. Thomas Brunner pflichtet ihm bei: „Wir wollen ein Forum bieten, um das Geschehen einzuordnen.“ Lange galten die USA als leuchtendes Beispiel einer Demokratie, doch diese Wahl verdeutliche, wie sehr das System – auch über Trump hinaus – in Gefahr sei. „Wir müssen erkennen, dass auch die größte Demokratie wankt, wenn bestimmte Leitplanken nicht mehr beachtet werden“, erklärt Brunner. Ziel des Abends sei es, gemeinsam ein tieferes Verständnis für Entstehung und Folgen dieser Situation zu entwickeln. Spannend werde besonders der Austausch zwischen den Generationen, meint Dietrich: „Unsere Studierenden haben bewusst keine US-Politik ohne Trump erlebt.“
Die Besucherinnen und Besucher erwartet ab 20 Uhr (Universitätsallee, Raum UA 141) zunächst ein interdisziplinäres Vortragsprogramm. Dozierende aus verschiedensten Fächern präsentieren dabei ihren besonderen Blick auf die US-Wahl in jeweils zehn Minuten. Die gebürtige US-Amerikanerin Bobbi Reimann, Lektorin im Sprachenzentrum der KU, spricht über die Polarisierung im Wahlkampf. Prof. Dr. Vanessa Conze, Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte, blickt auf die historische Entwicklung des US-Wahlrechts. Parteienverdruss und das Wahlverhalten junger Menschen stehen im Vortrag von Prof. Dr. Rico Behrens, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Bildung, im Fokus. Prof. Dr. Benjamin Dahlke, Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Dogmengeschichte, beschäftigt sich mit JD Vance, dem „Katholik an der Seite Trumps“. Anschließend tauschen sich die Vortragenden in einer Podiumsdiskussion auch mit dem Publikum aus. Ab etwa 22.15 Uhr werden die Bildschirme angeschaltet – mit der Wahlberichterstattung der US-Sender CNN und Fox News. Für einen gemütlichen Rahmen mit Drinks und Snacks sorgt die Fachgruppe Anglistik. Um 23.30 Uhr endet die offizielle KU-Wahlnacht – und es beginnt das lange Warten, bis sich vielleicht im Laufe des Mittwochs das Ergebnis abzeichnet.
Einer, der gern bei der KU-Wahlnacht dabei gewesen wäre, steht nicht im Programm: Prof. Dr. Klaus Stüwe, Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Politikwissenschaft und ausgewiesener USA-Experte. Statt in Eichstätt erlebt er die Wahlnacht direkt in den USA. Auf Einladung der Hanns-Seidel-Stiftung besucht er in einer fünfköpfigen Delegation Wahllokale und trifft Vertreter von Demokraten und Republikanern. Nach Schließung der Wahllokale geht es für Stüwe zur Wahlparty nach Washington DC. Ob und was es dort zu feiern gibt, ist auch für den Politikexperten noch unklar: „Das ist im Augenblick reine Kaffeesatzleserei. In den Swing States ist das Rennen so eng, dass die Fehlerquote der Wahlumfragen größer ist als der Unterschied zwischen den Kandidaten. Eine verlässliche Prognose ist so nicht möglich.“