Mit leuchtender Krawatte blickt ein kleiner Junge aus Kenia heiter in die Augen des Betrachters. Im Hintergrund sind einfache, mit Wellblech gedeckte Hütten von Kibera, einem Vorort-Slum von Nairobi, zu sehen. Eine Eisenbahnstrecke führt durch müllverschmutzte Landschaften. Der bewölkte Himmel prägt die Stimmung. Trotz der allgegenwärtigen Armut strahlt der kleine Junge ein stolzes Selbstbewusstsein und fröhliche Zufriedenheit aus. Er ist Schüler der Little Prince-Primary School, die von der internationalen katholischen NGO AVSI unterstützt wird. Für eine von AVSI in Auftrag gegebene Ausstellung hat der irische Journalist John Waters eine Fotoreportage zu katholischen Bildungseinrichtungen in Kenia, Brasilien und Ecuador zusammengestellt. Bei einem internationalen Kongress in Rimini war diese unter dem Titel „Generating Beauty – New Beginnings at the End of the World“ zu sehen. Teresa Braun, Dr. Florian Kluger und Peter Zanker von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben auf Initiative von Dr. Martin Groos (International Office) die Ausstellung und den Kongress in Rimini besucht und mit Verantwortlichen von AVSI gesprochen.
John Waters dokumentiert Erfolgsgeschichten katholischer Bildungsarbeit. Er interessiert sich für das Erfolgsprinzip der unterschiedlichen Projekte und er versucht seine Eindrücke in stimmungsvollen Bildern festzuhalten. Bei den Aufnahmearbeiten und in der Begegnung mit den Menschen vor Ort hatte er eine wichtige Erkenntnis: „Wir dürfen uns nicht von der Armut und den äußeren Umständen überwältigen lassen. Wir müssen unsere Haltung ändern und uns von der Person anrühren lassen. Nicht dem Armen begegne ich, sondern einem Menschen mit Wert und Würde.“ An dieser Stelle setzen die dokumentierten Einrichtungen an und versuchen durch die Erziehung zur Schönheit bei den Schülern ein Bewusstsein für die eigene Würde zu wecken.
Die Schulprojekte von AVSI möchten Jugendlichen eine Zukunftsperspektive bieten: Weniger durch das Angebot neuester Unterrichtsmaterialien, sondern vielmehr durch die Stärkung der Persönlichkeit und der Gestaltung einer angenehmen Atmosphäre. Durch die Entdeckung der Schönheit in sich und den Dingen soll Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. Als wesentlicher Schlüssel dient eine solide Bildung in einer „schönen“ Umgebung. Die Krawatte des kleinen Jungen aus Nairobi fängt diese Sichtweise ein.
Auch an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist mit KUganda (www.kuganda.org) ein internationales Bildungsprojekt angesiedelt, das in Uganda mit AVSI zusammenarbeitet. Angeboten werden Workshops für Lehrer in Uganda, Praktika für Studierende aus Eichstätt und Unterrichtsmaterialien. Die neueste Herausforderung besteht im Aufbau einer satellitengestützen Internetverbindung, um den pädagogischen Austausch zu unterstützen. Die Leiterin des Projektes, Prof. Dr. Gabriele Gien vom Lehrstuhl für Deutschdidaktik, erklärt: „Wir erarbeiten gemeinsam mit den ugandischen Lehrkräften Methoden und Arrangements, die trotz der großen Anzahl der Kinder einen Unterricht ermöglichen, der die Würde eines jeden Kindes in den Mittelpunkt stellt.“ Der internationale Vergleich katholischer Schulen helfe, deren Profilentwicklung voranzutreiben. Die Ausstellung in Rimini und die Erfahrungen aus Uganda zeigen, dass hierbei der Mensch mit seinem Wert und seiner Würde im Zentrum steht. Die Eichstätter Delegation hat in Rimini wertvolle Impulse für die Forschungsarbeit an der KU bekommen.
Teresa Braun und Florian Kluger