Heimat des Lehrerbildungszentrums ist das Eichstätter Kapuzinerkloster. Am Tag der feierlichen Eröffnung weihte Prälat Dr. Josef Ammer, Stiftungsvorstand der Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Räumlichkeiten des LBZ. Er betonte dabei, dass es zum Selbstverständnis der KU gehöre, angehende Lehrer nicht nur fachlich fundiert auszubilden, sondern sie zu Persönlichkeiten reifen zu lassen, die den Namen „Pädagoge“ (vom Wortursprung her „Führer von Kindern“) zu Recht tragen. Zudem sei es gut, wenn die Universität weiterhin Anstrengungen unternehmen wolle, um auch für den Bereich der katholischen Schulen Dienstleistungen zu erbringen, welche nach wie vor in der Öffentlichkeit sehr geschätzt würden.
In seinem Grußwort zum Eröffnungsfestakt betonte KU-Präsident Prof. Dr. Richard Schenk, dass Lehrerbildung als Anliegen von jeher zentral für die Universität gewesen sei. „Herkunft ist somit auch Zukunft“, so Schenk. Zudem verwies er darauf, dass dieses Themenfeld im kürzlich beschlossenen Entwicklungsplan als tragende Säule charakterisiert werde. In einer launigen Interpretation des Freskos „Die Schule von Athen“ zog Schenk Parallelen zu den grundlegenden Zielen des Lehrerbildungszentrums: Horizontale und vertikale Vernetzung, die Notwendigkeit von Diskursen, die Mitwirkung von Vertretern unterschiedlicher Disziplinen – all das zeige sich auf diesem Bildnis. Doch im Gegensatz könne das heutige Lehrerbildungszentrum auf umfassende theoretische wissenschaftliche Fundierung setzen, finde politische Unterstützung und verfüge über eine große Zahl qualifizierter weiblicher Studierender, Lehrkräfte und Professorinnen, meinte Schenk augenzwinkernd.
Die Gründungsdirektorin und Inhaberin der Professur für Theorie und Didaktik der Geschichte, Prof. Dr. Waltraud Schreiber, dankte dem Präsidium für die offensive Unterstützung der Lehrerbildung und betonte, dass das Lehrerbildungszentrum nicht nur Anlaufstelle und Heimat für die Studierenden sein solle, sondern auch ein Ort der Forschung. Sie freute sich sowohl über die Wertschätzung seitens verschiedenen Lehrerverbände, welche beim Festakt vertreten waren, sondern auch durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultur, Wissenschaft und Kunst. Dessen Staatssekretäre Bernd Sibler und Georg Eisenreich zählten zu den über 200 Gästen der Eröffnung des Lehrerbildungszentrums.
Eisenreich würdigte in seiner Ansprache, dass die KU als erste Universität in Bayern durch das Modell LehramtPlus die Möglichkeit geschaffen habe, neben dem Staatsexamen auch eine Bachelor-/Masterabschluss zu erwerben. „Die Chancen des Bologna-Prozesses wurden von Anfang an gesehen und genutzt“, so Eisenreich. Das Studium an der KU zeichne sich durch einen frühzeitigen Kontakt mit der Schulpraxis aus – auch, um Gelegenheit zur Prüfung des eigenen Berufswunsches zu bieten.
Zu den Aufgaben des neuen Lehrerbildungszentrums gehören die Koordination der Angebote in den Lehramtsstudiengängen, der Aufbau von Netzwerken mit Wissenschaft und Schulen sowie die Initiierung von fachübergreifenden Forschungsprojekten, die sich mit Schule, Unterricht und der Lehrerausbildung beschäftigen.
Mit Fragen der Bildungsforschung befasste sich auch der Psychologe und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Universität Tübingen) in seinem Festvortrag. Angesichts zahlreicher in den Medien ausgetragenen Debatten zu Bildungsfragen werde „gefühlte Wirklichkeit“ aus einer Verunsicherung heraus bis in die Politik hinein handlungsleitend – obwohl es an wissenschaftlicher Evidenz fehle. An dieser Stelle sei die empirische Bildungsforschung gefragt, welche sowohl zu einem Fortschritt in Wissenschaft und Praxis beitragen könne. Sie diagnostiziere, suche nach Ursachen und zeige Möglichkeiten zur Intervention auf. Das Eichstätter Lehrerbildungszentrum biete beste Voraussetzung, um Studierenden aller Schularten und Fächer eine notwendige „Tiefenstruktur“ zu vermitteln – von der Beherrschung des Lernstoffes bis hin zur adäquaten Aktivierung und Unterstützung von Schülern.
Noch bis Ende dieser Woche gibt eine Ausstellung im Foyer der Aula (Kollegiengebäude D) Einblick in die Bandbreite der bereits laufenden Forschung rund um Schule, Unterricht und Lehrerbildung an der KU. Bereits bei der Eröffnung des Lehrerbildungszentrums waren die ausgestellten Plakate ein Publikumsmagnet.