Die IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) wurde am 16. Mai vom Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund vorgestellt. Die seit 2021 erhobenen Daten zeigen, dass die Lesekompetenz von Kindern in Deutschland in den letzten zwanzig Jahren deutlich gesunken ist: Rund ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler erreicht demnach nach internationalem Standard keine ausreichende Lesekompetenz – und damit nicht die nötigen Voraussetzungen für die weiterführenden Schulen. „Diese Ergebnisse sind alarmierend“, so Hiebl. Dass sich daraus große Probleme für den Lebensweg dieser Kinder in Schule, Beruf und Alltag ergeben, sei offensichtlich – „und das macht diese Zahl besonders bedrückend und bedrohlich“.
Bemühungen um die Lesekompetenz müssten bereits vor dem Schuleintritt einsetzen, betont Prof. Dr. Cornelia Rémi vom Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Doch auch während der Übergangphase in die Grundschule sollten Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen und gemeinsame Vorlesesituationen initiieren. Die Daten des Vorlesemonitors aus dem Jahr 2022 zeigten jedoch, dass viele Eltern mit dem Eintritt ihrer Kinder in die Schule mit dem Vorlesen aufhörten. „Für diese wichtige Aufgabe braucht es ein Hand-in-Hand von Lehrkräften und Eltern, um Kinder bestmöglich zu fördern“, so Rémi. Kritik übt die Germanistin auch an der Unterrichtspraxis: Die IGLU-Studie zeige, dass in den Grundschulen den lesebezogenen Aktivitäten weniger Zeit gewidmet werde als im internationalen Durchschnitt. „Außerdem wird überwiegend mit Kurztexten gearbeitet, während längere Texte kaum genutzt werden. Gerade die regelmäßige Begegnung mit umfangreichen und komplexen Texten wäre wichtig, um die Kinder in ihrer Leseentwicklung voranzubringen“, so Rémi. Ebenso wichtig wäre die Unterstützung jener Eltern, die aufgrund ihres eigenen Bildungsweges oder beruflicher Überlastung ihre Kinder weniger fördern können.