Ein enger Kontakt zu Deutschland und zur deutschen Sprache ist auch Antrieb für den Direktor des staatlichen Kandilli-Mädchengymnasiums, Abdurrahman Memiş, das 1916 von einer Schwester des Sultans gestiftet wurde: „Die erste Rektorin unserer Schule war Deutsche, ich habe selbst Deutsch gelernt und möchte Deutsch als gleichwertige Fremdsprache neben Englisch an unserer Schule etablieren. Deswegen freut mich unsere Partnerschaft sehr!“
Auf universitärer Ebene gibt es ebenfalls eine neue Partnerschaft zwischen Eichstätt und Istanbul: Im Rahmen der ERASMUS-Dozentenmobilität hielten Dr. Monika Raml und Gülenay Ekici-Ucar an der Marmara Üniversitesi deutschsprachige Seminare mit türkischen Studierenden der Germanistischen Fakultät/Prof. Acar Sevim. Ihre Reaktion nach den literaturwissenschaftlichen Veranstaltungen ist begeistert: „Das Engagement ist unglaublich – obwohl momentan Prüfungszeit ist, kamen jeweils über 40 Studierende zu unseren Veranstaltungen“, schwärmen Ekici-Ucar und Raml. Die Diskussionen seien auf muttersprachlichem Niveau und inhaltlich fundiert gewesen, das Fachwissen und die reife Persönlichkeit vieler Studierenden habe sie sehr beeindruckt.
Die Rahmenbedingungen der Kooperation könnten kaum unterschiedlicher sein: Geschätzte 18 Millionen Einwohner in Istanbul, keine 18.000 Einwohner in Eichstätt, unterschiedliche Religionen und zwei sehr unterschiedliche Sprachen. Für die mitgereisten sieben Eichstätter Deutschdidaktik-Studentinnen war es eine Herausforderung, sich in die türkische Sprache einzuhören. „Von der grammatischen Struktur aber auch auf der Ebene der Vokabeln können Deutsche kaum Bezüge zu ihrer Muttersprache herstellen“, so KU-Dozentin Gülenay Ekici-Ucar, die selbst bilingual aufgewachsen ist und beide Sprachen fließend beherrscht. Die Studentinnen wollten sich in rudimentärem Türkisch für Gespräche in Schule, auf dem Bazar, im Bus und im Café rüsten. „Selbst wieder in der Lernersituation zu sein, war für mich die wichtigste Erfahrung. Man merkt, wie beschränkt man plötzlich ist, wenn man nur ein paar Wörter kennt“, kommentiert Studentin Lisa Beyerle (21) und ihre Kommilitonin Marion Lachner (23) fügt hinzu: „...und die zu sprechen war schon eine riesige Anstrengung!“
Die deutschen Lehramtsstudentinnen waren beeindruckt von der Disziplin, die an der türkischen Schule herrscht und von der Begeisterung der Schülerinnen für den Deutschunterricht. „Ich habe noch nie so motivierte Schüler gesehen“, sagt Tatiana Kelnhofer (21), die in Istanbul ihr zweites Unterrichtspraktikum absolviert hat.
Nun freut man sich am Lehrstuhl Deutschdidaktik auf den Gegenbesuch aus Istanbul, der für den Herbst geplant ist.