Internationale Sommerakademie „Human Rights and Natural Law“: Öffentliche Vorträge von Spaemann, Brague und von der Pfordten

Der Lehrstuhl für Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) lädt im Rahmen der internationalen Sommerakademie „Human Rights and Natural Law: An Intercultural Philosophical Perspective“ zu drei öffentlichen Vorträgen ein. Der erste Vortrag von Professor Dr. Rémi Brague findet am Donnerstag, 21. Juli 2011, um 19.30 Uhr im Raum 209 des Kapuzinerklosters (Kapuzinergasse 2, Eichstätt) zum Thema „Natural Law and Islam“ statt. Am Montag, 25. Juli 2011, spricht Professor Dr. Dr. Dietmar von der Pfordten zu „The Rise of Human Dignity“. Diese Veranstaltung beginnt ebenfalls um 19.30 Uhr im Kollegiengebäude, Bau A, Raum 101 (Ostenstraße 28, Eichstätt). Zum Abschluss referiert Professor Dr. Dr. h.c. Robert Spaemann über „Menschenwürde und menschliche Natur“ am Dienstag, 26. Juli, ab 19.30 Uhr im Raum 209 des Kapuzinerklosters.

Die Sommerakademie richtet sich an Nachwuchswissenschaftler, ausgewählt wurden 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 18 Nationen (Usbekistan, Pakistan, Indien, Italien, Ukraine, Philippinen, China, Taiwan, Albanien, Libanon, Brasilien, Peru, Irak, Mazedonien, Bulgarien, USA, Deutschland und Mexiko). Für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung konnten der DAAD, die Hanns-Seidel-Stiftung, Renovabis sowie die Hermann und Marianne Straniak Stiftung gewonnen werden. Namhafte, international anerkannte Professoren werden das Programm inhaltlich mitgestalten und einen kritischen Dialog mit den Studierenden möglich machen.

Die politische Kontroverse um Fragen der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit und der internationalen Solidarität ist weltweit zu einem Ringen um Inhalt und Bedeutung der Menschenrechtsidee geworden. Diese Idee hat ihre Wurzeln in der antiken griechischen Philosophie. Dort wurde erstmals die Unterscheidung gemacht zwischen dem Recht, das allein aufgrund staatlicher Setzung gilt, und dem Recht, vor dem jedes menschliche Gesetz noch gerechtfertigt werden muss. Das Recht, welches jeder Staat in seiner Gesetzgebung zu respektieren und zu verwirklichen hat, nennt man seither das „Naturrecht“. Der Naturrechtsgedanke gehört zu den Fundamenten der westlichen Zivilisation und der heutigen internationalen Rechtsentwicklung. Das hat aber auch zur Folge, dass die Auseinandersetzung um kulturelle Einheit und Vielfalt in den modernen Gesellschaften nicht ohne Kenntnis und Verständnis des Naturrechtsgedankens geführt werden kann. In der Konfrontation kulturbedingter Standpunkte soll sowohl das Verständnis für abweichende Auffassungen als auch der informierte Umgang mit möglichen, interkulturellen Frontlinien gestärkt werden. In diesem Sinne wurden die Lehrinhalte für die Internationale Sommerakademie ausgewählt. Begleitet wird die Arbeit in den Lehrveranstaltungen von einem Rahmenprogramm, das sich der Problematik der Menschenrechte und der Menschenwürde in historischen Kontexten der Bundesrepublik Deutschland widmet.

 

Lebensläufeder Dozenten der öffentlichen Vorträge:

Brague, Prof. Dr. Rémi, München Rémi Brague
(* 8. September 1947 in Paris) ist ein französischer Philosoph mit den Schwerpunkten Religionsphilosophie, arabische Philosophie und mittelalterliche Philosophie. Er schloss das Studium der Philosophie und klassischen Sprachen 1971 ab und promovierte 1976. Später studierte er ergänzend mittelalterliches Hebräisch an der Hochschule für praxisorientierte Sozialwissenschaften und Arabisch an der Hochschule für orientalische Sprachen und Zivilisationen. Von 1976 bis 1988 war er mit Forschungsaufgaben am Centre national de la recherche scientifique tätig. 1986 promovierte er zum Doktor der Literatur. Er unterrichtete von 1988 bis 1990 als Professor an der Universität von Bourgogne und ist seit 1990 Dozent, seit 1991 Professor für Philosophie des Mittelalters an der Sorbonne in Paris. Zugleich ist er seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie der Religionen Europas (Guardini-Lehrstuhl) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Brague hatte Lehraufträge an den Universitäten von Pennsylvania, Boston, Lausanne und Köln. Im Jahr 2008 wurde Brague für den Josef-Pieper-Preis „für hervorragende philosophische Schriften über das europäisch-christliche Menschenbild" nominiert, der im Rahmen eines Symposions unter dem Thema „Europa auf der Suche nach sich selbst“ (15.-17. Mai 2009) in Münster verliehen wurde. Bragues Forschungen gelten einer vergleichenden Ideengeschichte der antiken und mittelalterlichen Kulturen. Er untersucht die Wurzeln des mittelalterlichen Denkens in den Traditionen der Antike und in religiösen Quellen. Er befasst sich dabei mit dem kosmologischen Rahmen der vormodernen Anth-ropologie und der Ethik, der Vorsehungslehre des Thomas von Aquin, der Bedrängnis als Welterfah-rung und der Notwendigkeit einer metaphysischen Begründung für die Moral.

Spaemann, Prof. Dr. Dr. h.c. Robert, München
Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, promovierte 1952 bei Joachim Ritter in Müns-ter, war dann Verlagslektor, später wissenschaftlicher Assistent und habilitierte sich 1962 wiederum in Münster in den Fächern Philosophie und Pädagogik. Spaemann war seit 1962 ordentlicher Profes-sor für Philosophie an der Technischen Hochschule Stuttgart, der Universität Heidelberg und, seit 1972, an der Universität München. Ferner Gastprofessor in Paris, Rio de Janeiro, Louvain-la-Neuve sowie an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften in Peking. Er erhielt die Ehrendoktor-würde der Universitäten Fribourg, Pamplona, Washington sowie Santiago de Chile. Im Jahr 2001 er-hielt er den Karl-Jaspers-Preis der Stadt und Universität Heidelberg. Robert Spaemann ist der Verfas-ser grundlegender, in 14 Sprachen übersetzter Werke über die Ideengeschichte der Neuzeit, über Naturphilosophie, Anthropologie, Ethik und politische Philosophie. Robert Spaemann greift seit 50 Jahren in öffentliche Grundsatz- und Wertedebatten ein wie die ato-mare Bewaffnung, den Kosovokrieg, die Abtreibungs- und Euthanasiegesetzgebung, Sloterdijks Vor-schläge zur Menschenzüchtung. Er greift die »europäischen Werte« in Büchern, Zeitschriften, Zeitun-gen und Fernsehdebatten auf und stellt sie infrage. Auch der geistigen Situation der Kirchen gilt seine Aufmerksamkeit. Immer geht es Spaemann darum, die Errungenschaften der Moderne gegen eine der Moderne innewohnende Tendenz zur Selbstaufhebung zu verteidigen.

Von der Pfordten, Prof. Dr. Dr Dietmar, Göttingen
Dietmar von der Pfordten, geboren am 21.01. 1964 in München, absolvierte von 1983-1987 an der Ludwig-Maximilians-Universität ein Studium der Philosophie, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft. Nach dem ersten juristischen Staatsexamen war er ab 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Rechtsphilosophie und wurde 1991 mit einer Arbeit über „Deskription, Evaluation, Präskription – Trialismus und Trifunktionalismus als sprachliche Basis von Ethik und Recht“ zum Dr. jur. promoviert. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen war Dietmar von der Pfordten 1992-1999 als wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Göttingen tätig. 1994 erfolgte die Promotion in der Philosophie bei Prof. Julian Nida-Rümelin über das Thema „Naturschutz jenseits des Menschen? - Zur Struktur und Tragfähigkeit nichtanthropozentrischer Begründungen in ökologischer Ethik und Rechtstheorie“, die Arbeit wurde 1996 unter dem Titel „Ökologische Ethik. Zur Rechtfertigung menschlichen Verhaltens gegenüber der Natur“ veröffentlicht. Die Habilitation folgte dann 1998 in Göttingen mit dem Thema „Rechtsethik – Zur ethischen Rechtfertigung rechtlicher Normen“. 1999 bis 2002 hatte er den Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie in Erfurt inne, bevor er 2002 als Nachfolger auf den Lehrstuhl von Prof. Julian Nida-Rümelin in Göttingen berufen wurde. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Themen der angewandten politischen Ethik bzw. Rechtsethik. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze zu Themen der praktischen Philosophie; zuletzt erschienen „Menschenwürde, Staat und Recht bei Kant“ (2009), „Normative Ethik“ (2010) und „Suche nach Einsicht. Zu Aufgabe und Wert der Philosophie“ (2010).