Die Internationalität und Interdisziplinarität des Kolloquiums spiegelte sich in den Beiträgen der Referenten und Diskutanten wieder. Theologen, Soziologen, Historiker, Germanisten sowie Kommunikationswissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Frankreich und Russland deckten in den knapp 30 Vorträgen ein breites Themenspektrum ab. Im Mittelpunkt standen Literatur- und Kulturzeitschriften wie das „Hochland“, „Die Schildgenossen“ und „Wort und Wahrheit“, aber auch die Frage nach dem Katholizismus als Kulturmacht, den Polarisierungen und Kontroversen in der Weimarer Zeit sowie nach den Profilen katholischer Publizistik in der Nachkriegszeit.
In seinem Eröffnungsvortrag legte der Kommunikationswissenschaftler Michael Schmolke dar, wie sehr die katholische Publizistik des 20.??Jahrhunderts von den Ausgangslagen im 19. Jahrhundert geprägt war. Schmolke richtete vor allem auch den Blick auf die politische Dimension katholischer Publizistik.
Die Formeln von „guter“ und „schlechter“ Presse entstanden in einer Zeit, in der sich ein Typenspektrum von Pfarrblättern, Bistumszeitungen und Zeitschriften für spezielle Zielgruppen vorzugsweise innerhalb des katholischen Milieus bewegte und modernen Tendenzen eher ablehnend gegenüberstand. Ein 1840 in den „Historisch-politischen Blättern“ publizierter Merkmalskatalog beschrieb „schlechte Presse“ aus katholischer Sicht unter anderem als quantitativ erfolgreich, moralisch bindungslos, revolutionär orientiert und staatskritisch.
Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts und der Gründung der Zeitschrift „Hochland“ versuchte man sich an einer „Wiederbegegnung von Kirche und Kultur“. Einem eigenständigen kulturellen Selbstbewusstsein des Bildungskatholizismus sollte auch publizistisches Profil verliehen und damit der Weg in die Moderne beschritten werden.
Der innerkatholische Wandel in der Beurteilung der Presse, die Etablierung der neuen Medien Film und Rundfunk sowie die durch den Nationalsozialismus bedrängte Kirche führte zu einer neuen Art des Medieninstrumentalismus der katholischen Kirche, die sich stärker der Frage widmete, wie man Medien für sich nutzen und als Mittel der Verkündigung einsetzen könne.
1963 wurde dies im ersten Dekret des Zweiten Vaticanums mit „De instrumentis communicationis socialis“ (Inter mirifica) bestätigt. Nach der fast völligen Ausschaltung der katholischen Presse während der Zeit des Nationalsozialismus wurden in den Nachkriegsjahren diözesane Kirchenzeitungen weitergeführt, und es gab Wiedergründungen sowie Neugründungen (Rheinischer Merkur).
Auch wenn sich die Vorträge zumeist mit der Vergangenheit der katholischen Publizistik befassten, so wurde dennoch auch über deren Zukunft diskutiert. Schmolke bezeichnete die Bistumspresse trotz ihres anhaltenden Niedergangs als den „bis heute erfolgreichsten Typ der kichlichen Presse“, während der Eichstätter Journalistik-Professor Walter Hömberg von einem „strukturell defizitären und konzeptionell überholten“ Medientypus sprach.