Internationaler Frauentag 2022 - #breakthebias

Cover Sammelband
© Springer Fachmedien

Die Geschichte des internationalen Frauentags begann vor über 100 Jahren, 1975 wurde er von der UNO weltweit institutionalisiert. Am 8. März werden jährlich sowohl die bisherigen Errungenschaften von Frauen (z. B. Frauenwahlrecht) gefeiert als auch auf bestehende Ungleichheiten und Handlungsbedarfe aufmerksam gemacht.

Unter dem diesjährigen Motto #breakthebias stehen 2022 die Sichtbarmachung und der Abbau von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung im Vordergrund.

Anlässlich des diesjährigen Internationalen Frauentags möchten wir besonders auf die Lebenssituation von geflüchteten Frauen aufmerksam machen. Die Hälfte der weltweit über 80 Mio. fliehenden Menschen sind Frauen. Eine gendersensible Perspektive ist daher besonders wichtig.

Medial und in öffentlichen Debatten erscheinen geflüchtete Frauen weniger präsent als Männer bzw. lediglich als deren Begleitpersonen. Repräsentiert werden sie meist als Ehefrauen oder Mütter und ihnen wir eine besondere Schutzbedürftigkeit zugeschrieben.

Eine große Herausforderung besteht darin, die spezifischen Vulnerabilitäten von Frauen* anzuerkennen und sie gleichzeitig als Akteurinnen ihrer individuellen Handlungs- und Bewältigungsstrategien zu begreifen. Geflüchtete Frauen sind während und auch nach der Flucht in spezifischer Weise u. a. (sexualisierten) Gewaltsituationen ausgesetzt. Diese müssen rechtlich und politisch anerkannt und entsprechende Schutzmaßnahmen durchgesetzt werden. Wichtig ist aber, dass diese Erfahrungen nicht die gesamte Lebenswelt und das Bild von geflüchteten Frauen bestimmen sollten.

Forschungsarbeiten, die sich explizit mit der Situation und den Alltagswelten geflüchteter Frauen befassen gab es vor 2015 im deutschsprachigen Forschungskontext nur wenige. In den letzten Jahren wächst der Korpus an Arbeiten, die sich mit den Lebenslagen geflüchteter Frauen befassen, jedoch zunehmend.

Auch der im Erscheinen befindliche Sammelband „Geflüchtete Frauen. Analysen – Lebenssituationen – Angebotsstrukturen“ von Schahrzad, Farrokhzad, Karin Scherschel & Melanie Schmitt liefert weitere differenzierte Einblicke in die Lebenssituationen geflüchteter Frauen in Deutschland für Wissenschaft und Praxis. Im Fokus stehen Fragen danach, welche Erfahrungen (ehemals) geflüchtete Frauen bei ihrer Ankunft und im täglichen Leben machen, welche Chancen sie auf dem Arbeitsmarkt haben, welchen Schutz sie bspw. vor Gewalt in Anspruch nehmen können, welche Erwartungen und Hoffnungen sie haben oder auch, welche Angebotsstrukturen für und von geflüchteten Frauen existieren.

Weiterführende Literatur:

Farrokhzad, Schahrzad, Scherschel, Karin, Schmitt, Melanie (2022, upcoming). Geflüchtete Frauen. Analysen - Lebenssituationen – Angebotsstrukturen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
https://link.springer.com/book/9783658350376

Krämer, Anna, Scherschel, Karin (2018). Frauen auf der Flucht. Kurzdossiers: Frauen in der Migration. Bundeszentrale für politische Bildung.
https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/282185/frauen-auf-der-flucht/

Krause, Ulrike, Scherschel, Karin, Bauschke-Urban, Carola (2018). Flucht, Asyl, Gender. GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft 10(2). Opladen: Budrich.
https://www.budrich-journals.de/index.php/gender/issue/view/2397

Ullmann, Johanna M., Lingen-Ali, Ulrike (2018). Geflüchtete Frauen in Deutschland. Kurzdossiers: Frauen in der Migration. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/280382/gefluechtete-frauen-in-deutschland/#node-content-title-2