Internationales Forschungsnetzwerk zu Mehrsprachigkeit mit Beteiligung der KU

Die fachübergreifende Erforschung von Mehrsprachigkeit in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Methoden steht im Zentrum des internationalen Netzwerks „MultiMind“, an dem auch Prof. Dr. Tanja Rinker (Inhaberin der Professur für Deutsch als Fremdsprache/Didaktik des Deutschen als Zweitsprache an der KU) beteiligt ist. Die von der Europäischen Union geförderte Plattform will insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs einen internationalen Austausch auf diesem Themenfeld ermöglichen – sowohl untereinander als auch mit erfahrenen Forscherinnen und Forschern.

Insgesamt 15 Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus 13 Ländern profitieren von dem noch bis 2022 geförderten Netzwerk – darunter auch Theresa Bloder, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Professorin Rinker tätig ist. Bloder studierte Logopädie und Sprachwissenschaften in Österreich und England. Dabei spezialisierte sie sich auf Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern und deren Erforschung am Schnittpunkt von Sprachwissenschaft, Psychologie und Neurowissenschaften. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit will Bloder eine Grundlage dafür schaffen, dass sich Störungen der Sprachentwicklung speziell bei zweisprachig aufwachsenden Kindern eindeutiger diagnostizieren lassen. „Bei bilingualen Kindern fällt es in der Diagnose schwerer, zwischen Förderbedarf im Deutschen und einer tatsächlichen Störung zu unterscheiden“, erklärt Bloder. Daher will sie im Sinne einer Grundlagenforschung Tests mit Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren durchführen, die ein- bzw. zweisprachig aufwachsen. Dabei will sie mithilfe von EEG-Messungen sowohl eine Gruppe ohne als auch mit einer diagnostizierten Störung untersuchen. Die gewonnenen Daten sollen dazu beitragen, künftig Diagnosen eindeutiger stellen zu können und geeignete Fördermaßnahmen auf den Weg zu bringen. Außerdem will Bloder herausfinden, ob sich Ausprägung von Störungen bei bilingualen Kindern im Vergleich zu einsprachig Aufwachsenden unterscheidet bzw. ob Zweisprachigkeit womöglich einen präventiven Effekt hat.

Über das Multimind-Netzwerk tauscht sich Theresa Bloder unter anderem auch mit der Doktorandin Maren Eikerling aus, die am italienischen „Istituto scientifico Eugenio Medea“ für Rehabilitationsmedizin tätig ist. Auch Eikerling, ebenfalls ausgebildete Sprachtherapeutin, beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Diagnostik und arbeitet mit IT-Experten an einer Anwendung für Therapeuten, die bilinguale Kinder behandeln. „Therapeuten sprechen zwangsläufig nicht alle Sprachen, die zum Hintergrund ihrer Patienten gehören. Ein computergestütztes Diagnoseprogramm soll ihnen deshalb dabei helfen, linguistische Aspekte standardisiert abzufragen“, so Eikerling.

Das Netzwerk bietet den Doktorandinnen und Doktoranden nicht nur den Raum für den gegenseitigen Austausch, sondern auch mit etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, von denen sie begleitet werden. Dazu gehört unter anderem auch Prof. Dr. Valerie Shafer von der City University of New York, die bereits mit Professorin Rinker zu Aspekten von Mehrsprachigkeit spanisch-englischen und türkisch-deutschen Kindern geforscht hat. Hierbei konnte unter anderem gezeigt werden, wie die jeweilige bilinguale Umgebung mit spezifischen neuronalen Mustern einhergeht. Shafers Arbeitsschwerpunkt bildet die neurophysiologische Grundlage von Spracherwerb, zu dem sich Theresa Bloder und Maren Eikerling nun bei einem Treffen an der KU persönlich mit ihr austauschen konnten. „Die Themen des Netzwerks sind von großer Relevanz für Europa und darüber hinaus. Sie reichen von Bildung und Erziehung bis hin zu Integration, sozialem Zusammenhalt und Toleranz“, betont Professorin Tanja Rinker.

Weitere Informationen zu diesem Verbund finden sich unter www.multilingualmind.eu.