Kinderwunsch und Wunschkinder - Pränatale Diagnostik und Reproduktionsmedizin - Medizinisch-ethische Fragestellungen und Klarstellungen

Freitag, den 16. November 2018

von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr

(Kapuzinerkloster – Raum 209)

Unter dem Titel »Kinderwunsch und Wunschkinder. Pränatale Diagnostik und Reproduktionsmedizin« fand im Rahmen der Vorlesung »Aktuelle Fragestellungen der Bioethik«, die Prof. Dr. Bernhard Sill im WS 2018/19 hält, am Freitag, den 16. November ein ganztägiger Workshop im Kapuzinerkloster statt, an dem circa 50 Studierende – neben denen der Fakultät für Religionspädagogik / Kirchliche Bildungsarbeit auch Studierende des BA »Soziale Arbeit« und des BA »Bildung und Erziehung in der Kindheit« (FSA) sowie des BA »Pädagogik« (PPF) – teilnahmen.

Die Initiative zu diesem an der Fakultät für Religionspädagogik / Kirchliche Bildungsarbeit angesiedelten Workshop hatten im Frühjahr des Jahres Dr. Reinhard Thoma, als Akademischer Direktor zuständig für die Religionspädagogik im Bereich Heilpädagogik, und Prof. Dr. Bernhard Sill, Vertreter des Fachs Moraltheologie, gefasst, nicht zuletzt aus dem gegebenen Anlass, dass vor 40 Jahren – exakt am 25. Juli 1978 – mit Louise Joy Brown in London das erste – in der Boulevardpresse so genannte – »Retortenbaby« der Welt geboren wurde, und der Tatsache, dass derzeit eine anhebende politische Debatte um da Pro und Contra einer Kostenübernahme für den PraenaTest®, einer nicht-invasiven Untersuchung des Bluts der Schwangeren auf bestimmte Chromosomenstörungen beim ungeborenen Kind (wie etwa Trisomie 21), die Gemüter erhitzt.

Als Gastreferent für diesen Workshop konnte Dr. med. Andreas Sarropoulos gewonnen werden. Er ist Facharzt für Kinderchirurgie, leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie im Klinikum Ingolstadt, Klinischer Risikomanager mit Schwerpunkt Patientensicherheit und Ethikberater im Gesundheitswesen (EAM) in der Ethikkommission des Klinikums Ingolstadt.

Der Workshop stand als ganzer im Zeichen ausdrücklicher und ausführlicher Bemühungen um eine differenzierte medizinisch-ethische Stellungnahme zu aktuellen Fragestellungen im Umgang mit den medizinisch-technischen Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik wie auch denen der extrakorporalen Befruchtung mit Embryotransfer, deren handlungsleitendes Ziel es ist, ungewollt kinderlosen Paaren ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Am Vormittag des Workshops widmeten sich die vortragenden Dozenten und teilnehmenden Studierenden den Grund- und Grenzfragen einer aus medizinisch-ethischer Sicht stimmigen Handhabung der verschiedenen Methoden der pränatalen Diagnostik. Kritisch referiert und reflektiert wurden detailliert: Leistungskapazität und Leistungsqualität pränataler Diagnostik (invasive und nicht-invasive Untersuchungen), das Risiko invasiver Eingriffe im Rahmen der pränatalen Diagnostik, die Schere zwischen dem Diagnostizierbaren und dem Therapierbaren, der Dreischritt »Beratung – pränatale Diagnostik – Beratung« und nicht zuletzt auch rechtliche Fragen zur Praxis der pränatalen Diagnostik

Der Nachmittag des Workshops stand dann ganz im Zeichen jener medizinisch-ethischer Grundfragen, welche jener blühende Zweig der Medizin mit sich bringt, der sich auf die Verfahren der künstlichen Befruchtung zur Erfüllung eines Kinderwunsches spezialisiert hat und sich die Frage gefallen lassen muss, ob es das geben sollte: ein Kind um jeden Preis. Skizziert und diskutiert wurden vor allen Dingen diese Punkte: dissoziierte Elternschaft (ein Kind mit sechs Elternteilen), die Last des unbekannten Vaters (anonyme Samenspende), gespaltene Mutterschaft (Eizellspende), Leih-, Miet-, Ersatzmutterschaft (pränatales »Babysitting«), reproduktive Autonomie (»Die Freiheit nehm‘ ich mir!«), »Großmutterschwangerschaften« (postmenopausale Mutterschaft), ein Kind vom toten Ehemann (postmortale Insemination), die Scheingarantie späten Mutterglücks (Social Freezing), Mehrlingsschwangerschaft und Fetozid, grenzenlose Fruchtbarkeit (Kinderwunsch-Tourismus »all inclusive«), Präimplantationsdiagnostik.

Die beiden Veranstalter – Dr. Reinhard Thomas und Prof. Dr. Bernhard Sill – kamen überein, die gut begonnene Reihe medizinisch-ethischer Workshops in intensiver Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Andreas Sarropoulos künftig weiterhin couragiert und engagiert fortzusetzen.

Die beiden Vortragenden des Workshops Dr. Andreas Sarropoulos (rechts) und Prof. Dr. Bernhard Sill (links) vor einer Klapperstorch-Folie


Die beiden Referenten des Tages vor einer medizin-technischen Folie


Die teilnehmenden Studierenden miteinander im Gespräch während einer Kaffeepause


Ein interessiertes studentisches Auditorium während des Vortrags