Konfliktprävention durch Parlamentarismus: Internationale Sommerschule des ZIMOS in Kirgistan

Studierende aus Zentralasien, dem Südkaukasus und Deutschland beschäftigten sich im vergangenen Jahr erstmals bei einer internationalen Sommerschule des Zentralinstituts für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) mit der Rolle von Religionen bei politischen Konflikten. Die Neuauflage der Veranstaltung findet dieses Jahr vom 12. bis 26. August nicht in Eichstätt, sondern in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek statt. Das Oberthema lautet „Parlamentarismus als Mittel der Konfliktprävention für

Zentralasien und Südkaukasus? Vorstellungen, Realitäten und Zukunftsperspektiven eines politischen Experiments“.

Für die Sommerschule bewerben können sich bis zum 23. April 2012 engagierte Studentinnen und Studenten aus dem Südkaukasus, Zentralasien und Deutschland, die sich im fortgeschrittenen Studium der Politikwissenschaft, Internationalen Beziehungen, Soziologie oder Geschichte oder eines vergleichbaren Fachs befinden und Interesse an dem Thema der Sommerschule vorweisen können. Die Arbeitssprache der Veranstaltung ist Deutsch, Englisch- und Russischkenntnisse sind von Vorteil. Die Teilnehmer sollen einen Vortrag im Rahmen der Sommerschule zu einem vorgegebenen Thema übernehmen und erhalten eine Teilnahmebescheinigung oder einen Leistungsnachweis von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Bewerbungen in deutscher Sprache werden per E-Mail an daad_summerschool_2012(at)yahoo.de (Dr. Marina Tsoi, Antonina Zykova, M.A., ZIMOS, Ostenstraße 27, Eichstätt) erbeten. Detailliere Informationen zur Anmeldung und das komplette Programm der Sommerschule sind unter www.ku.de/forschungseinr/zimos/sommerschule-2012/ zu finden.

Die Kosten für Übernachtung, Verpflegung, Rahmenprogramm und Reisekosten (in Form einer Reisekostenpauschale) werden vom DAAD übernommen, der die Veranstaltung im Rahmen des Programms „Konfliktprävention in der Region Südkaukasus/Zentralasien und Moldau“ mit 40.000 Euro unterstützt. Die Sommerschule wird von der Professur für Internationale Politik an der KU und dem ZIMOS zusammen mit der Kirgisisch-Russisch-Slawischen Universität (Bischkek) und der Internationalen Universität in Zentralasien (Tokmok, Kirgistan) organisiert.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion erlangten die südkaukasischen und zentralasiatischen Staaten ihre nationale Unabhängigkeit und wurden durch ein Präsidialsystem regiert. Nun bewegen sich Georgien wie auch Kirgistan in Richtung Parlamentarismus. Dabei stellt sich aber die Frage, ob das Bild, das die neuen politischen Eliten wie einfache Bürger über das System einer parlamentarischen Demokratie haben, der Wirklichkeit entspricht bzw. ob sie ein solches haben. Denn beide Länder hatten historisch bedingt so gut wie keine praktischen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Auch kulturell könnte es sich schwierig gestalten, die parlamentarische Kultur, die sich im Westen im Laufe von Jahrhunderten entwickelte, richtig zu verstehen und mit Inhalten zu füllen. Eine weitere Frage besteht darin, ob Parlamentarismus und parlamentarische Demokratie in Anbetracht der geschichtlichen und kulturellen Traditionen dieser Länder eine geeignete Lösung für Probleme und Interessendivergenzen zwischen der Regierung und der Bevölkerung sowie zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen darstellt. Einen spannenden Aspekt dieser Untersuchung könnte die Frage darstellen, ob diese Staaten eine Vorreiterrolle für ihre Regionen (also Kirgistan für Zentralasien und Georgien für den Südkaukasus) übernehmen und dadurch einen Beitrag zur Verbreitung der parlamentarischen Demokratie leisten könnten.