Konstantin Kamp neues Mitglied im ZRKG

Konstantin Kamp arbeitet seit 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart an der Theologischen Fakultät der KU. In diesem Forschungsbereich ist auch sein Dissertationsprojekt angeseidelt. Seit März 2024 ist Konstantin Kamp außerdem assoziiertes Mitglied im Forschungsfeld III. Im Gespräch mit dem ZRKG stellt er sich vor.


ZRKG: An welchem Forschungsprojekt arbeiten Sie aktuell?

Momentan gilt meine Aufmerksamkeit in erster Linie meiner Dissertation, die sich dem Theologen und Religionsphilosophen Erich Przywara (1889–1971) widmet. Ich gehe darin der Frage nach, wie Przywara Theologie versteht. Das ist eine spannende Frage, da Przywaras gesamtes Werk um die Frage nach der Verhältnisbestimmung von Gott und Geschöpf kreist. Sein Grundgedanke ist, dass Gott als Schöpfer zwar einen Bezug und eine Ähnlichkeit zu seiner Schöpfung aufweist, wodurch er für uns überhaupt ansprechbar wird. Bei aller Ähnlichkeit ist aber gleichzeitig – und das ist der springende Punkt für Przywara – von einer je noch größeren Unähnlichkeit auszugehen. Ein menschlicher Bezug auf Gott ist aufgrund des Schöpfungsverhältnisses also möglich, er hat aber stets der radikalen Transzendenz Gottes Rechnung zu tragen. Obwohl ansprechbar, lässt sich Gott durch menschliche Erkenntnis und Rede nie vollständig erfassen. Der Kerngedanke meiner Arbeit ist nun: Wenn Theologie sich, wie ja schon ihr Name sagt, mit Gott beschäftigt, dieser ihr aber im Letzten entzogen ist, dann muss das auch Auswirkungen auf Form und Verständnis der Theologie haben. Meine Idee ist, dass Theologie dann in sehr viel engerem Zusammenhang zu den Primärvollzügen des Glaubens, durch die uns Gott in erster Linie „zugänglich“ ist, gedacht werden muss, als dies üblicherweise – zumindest in der westlichen Theologie – der Fall ist. Genau ein solches Verständnis von Theologie sehe ich bei Przywara verwirklicht.

ZRKG: Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

Schon seit meinem Studium finde ich die Tradition negativer Theologie, in der Przywara steht, ungemein spannend. Sie macht die Transzendenz und Entzogenheit Gottes stark und versucht Wege zu ermitteln, wie wir in Anbetracht dessen Gott trotzdem auf die Spur kommen und von ihm sprechen können. Negative Theologien haben deshalb häufig eine besondere Affinität zur Mystik, die einen erfahrungshaften Zugang zum Göttlichen eröffnet. Aus meiner Sicht ist diese Tradition nicht nur philosophisch und theologisch plausibel; sie ist auch im besten Sinne „fromm“. Zugleich nimmt sie das Lebensgefühl heutiger Menschen ernst, die Gott nicht selten zunächst einmal primär als den Abwesenden und Entzogenen wahrnehmen.

ZRKG: Was motiviert Sie, einem interdisziplinären Forschungszentrum beizutreten? Gibt es Themen, die Ihnen dabei besonders wichtig sind?

Negative Theologie und Interdisziplinarität passen aus meiner Sicht hervorragend zusammen. Wenn ich, wie es die negative Theologie tut, betone, dass diskursiv-wissenschaftliche Sprache zum Erfassen des Geheimnisses, das wir „Gott“ nennen, nie ausreichen kann, dann öffnet das den Blick auf andere Zugänge. Hier ist natürlich an die vielfältigen Formen des spirituellen Sich-Annäherns an Gott, die in den unterschiedlichen Religionen ausgebildet wurden, zu denken. Daneben bringen aber beispielsweise auch Poesie, Musik oder bildende Kunst etwas von diesem Geheimnis zum Ausdruck, das andernfalls nicht zugänglich wäre.

ZRKG: Gibt es eine Disziplin neben Ihrem eigenen Fach, der Sie sich besonders verbunden fühlen? Und wenn ja – warum?

Als Theologe, der auch Philosophie studiert hat, habe ich natürlich ein besonders enges Verhältnis zu diesem Fach. Daneben interessieren mich alle Wissenschaften, die sich auf die eine oder andere Weise mit Spiritualität beschäftigen. Da sind zum einen die anderen religionsbezogenen Wissenschaften zu nennen, insbesondere auf konkrete religiöse Traditionen bezogene Disziplinen wie die Judaistik oder die Islamwissenschaft. Wie in den mystischen Traditionen des Judentums und Islams Gott thematisiert wird, fasziniert mich ungemein. Zum anderen ist aber auch die Literaturwissenschaft von großem Interesse für mich, wenn sie etwa die vielfältigen, oft subkutanen religiösen Bezüge der Gegenwartsliteratur in den Blick nimmt. Ich bin mir sicher, dass ich gerade in dieser Hinsicht durch den Austausch im ZRKG vieles lernen kann.

ZRKG: Vielen Dank für das Gespräch!