"Laudato Si´" als Brücke zwischen der großen Politik und dem individuellen Handeln

Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. und Vorsitzender des BUND Deutschland war Hauptredner eines zweitägigen Symposiums zur Nachhaltigkeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die seit geraumer Zeit gemeinsam mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V. im Rahmen des Projekts „Laudato Si´- Die päpstliche Enzyklika im Diskurs für eine große Transformation die Impulse der päpstlichen Enzyklika „Laudato Si‘“ untersucht. Aktive Beteiligung der Studierenden sorgte für einen exzellenten Austausch mit Lehrpersonal der KU und Akteuren der Zivilgesellschaft aus Eichstätt und Umgebung.

„Laudato Si´ bietet die Chance, verschiedene Fäden aufzunehmen und zusammenzubringen, gerade auch aus der Perspektive der Studierenden. Die Einladung zum Dialog ist der markanteste Ausspruch der Enzyklika“, sagte Projektleiter Prof. Dr. Ulrich Bartosch. Kooperationspartner des zweitägigen Symposiums an der KU waren der BUND Naturschutz, das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Förderkreis der Fakultät für Soziale Arbeit.

Prof. Dr. Hubert Weiger sprach in seinem Vortrag „Die Ökumene der Ökologie – Laudato Si, die Weltchristenheit und der Klimavertrag“ davon, dass Laudato Si´ die Grundlage dafür bilde, dass es zu einem ökumenischen Dialog komme. Die Christen sollten sich wieder als Einheit sehen und sich auf Gemeinsamkeiten besinnen – gerade im Hinblick auf die enormen Herausforderungen des Klimawandels. Das Jahr 2015 sei mit dem Erscheinen der Enzyklika Laudato Si´, der Verabschiedung der Agenda2030 und der SDGs, sowie der erfolgreichen Klimakonferenz in Paris 2015 ein Jahr der Hoffnung gewesen und habe gezeigt, dass es anders gehe. Prof. Dr. Dieter Gerten vom PIK ergänzte den Vortrag, indem er die Verbindung von normativer, politischer Einsicht mit objektiver, naturwissenschaftlicher Analyse von Weltsystemmodellen herstellte.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion betonte Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Graßl das Potenzial in der praktischen Arbeit mit der Enzyklika, auf deren Grundlage nun Grundsatzdebatten, so zum Beispiel über Tierschutzgesetze, weitergeführt werden müssten. Dr. Simone Birkel aus der Fakultät für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit der KU betonte, dass Feinheiten der Sprache Mentalitäten ausdrückten. So sollte man eher von einer Mit-Welt statt Umwelt sprechen. Hier müsse noch ein Umdenken stattfinden. Kirchenrat PD Dr. Wolfgang Schürger (Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) hob positiv hervor: es gebe keinen Bereich, wo die ökumenische Zusammenarbeit besser funktioniere als in Nachhaltigkeitsfragen. Prof. Dr. Ingrid Hemmer, Nachhaltigkeitsbeauftragte der KU, betonte dass Laudato Si’ eine Steilvorlage für die weitere Arbeit an der KU sei. Sie gebe Rückenwind für die zahlreichen Aktivitäten und Initiativen an der Universität. Die Veranstaltungsreihe des Laudato Si’-Projektes habe außerdem dazu geführt, dass die unterschiedlichen Akteure der Universität, aus Eichstätt und Umgebung zusammenkommen und sich vernetzen könnten.

Die Veranstaltung fand zu Ehren des langjährigen Vorsitzenden des Förderkreises der Fakultät für Soziale Arbeit der KU, Prof. Dr. Günther Witzsch, anlässlich dessen 80. Geburtstags statt. Witzsch war für den BUND Naturschutz in Bayern bei fast allen der großen Klimakonferenzen vor Ort dabei gewesen.Er stellte sich im Kamingespräch den Fragen von Jasmin Schewtschenko (Studentin MA Soziale Arbeit, KU) und Till Weyers (Projektreferent im KU/VDW-Projekt). Unter dem Titel „Umweltrecht in Bewegung. Konferenz-Tourismus oder Welt-Rettung?“ gewährte Witzsch einen Blick hinter die Kulissen der internationalen Klimaverhandlungen. Er betonte, dass das Engagement der Zivilgesellschaft sehr wichtig sei und trotz der bislang verhaltenen Erfolge ein weiterer Einsatz für den Umwelt- und Klimaschutz unverzichtbar sei – ohne Konferenzen jedenfalls sähe es wohl deutlich schlechter aus.

Am zweiten Tag des Symposiums luden die Studierenden zu einem Frühstück mit anschließender Diskussion im Rahmen eines „World-Cafés“ ein. Der Dialog der Studierenden sowohl mit Experten der Universität als auch mit Repräsentanten der Caritas, der Erwachsenenbildung, der Asylberatung, der Fairtrade-Stadt Eichstätt und der Weltbrücke gestaltete sich dabei äußerst interaktiv und anregend. An sechs verschiedenen Thementischen wurde der Frage nachgegangen, was in der Politik geschehen muss und welche Rahmenbedingungen gesetzt werden müssten, um mehr Nachhaltigkeit zu erzielen. Gleichzeitig ging es aber auch um das Engagement des Einzelnen und die Frage, was man „im Kleinen“ für eine nachhaltigere, bessere Welt beitragen kann.

Prof. Dr. Ulrich Bartosch resümierte, dass man einen langen Atem brauche, um die Themenstellungen anzugehen. Er unterstrich aber auch: „Wir sind nicht allein. Gemeinsam im Dialog von Wissenschaft, Gesellschaft und Kirche setzen wir darauf, unsere Zukunft weiter in eine gute Richtung zu denken.“

Weitere Informationen zur Veranstaltung und zum laufenden Forschungsprojekt rund um die Enzyklika finden sich unter www.laudato-si-transformation.de.

Till Weyers