Lebensräume für wandernde Fische: Aueninstitut der KU an EU-Projekt beteiligt

Fisch
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Die Lebensräume wandernder Fischarten in der Donau und seinen Zuflüssen wiederherzustellen und zu schützen – dieses Ziel verfolgt ein großangelegtes Projekt der Europäischen Union, an dem wissenschaftliche Einrichtungen sowie Behörden und Regierungsorganisationen aus 18 Ländern beteiligt sind. Zu den mehr als 40 Projektpartnern gehört das Aueninstitut der KU. Mit seiner Expertise in der Auen- und Gewässerökologie will die Forschungseinrichtung einen wichtigen Beitrag zur transnationalen Zusammenarbeit und zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen leisten.

Wandernde Fischarten sind ein wesentlicher Bestandteil der Biodiversität und tragen zur Gesundheit der aquatischen Ökosysteme bei. Doch die Fische sind auf intakte Lebensräume angewiesen, um zwischen Laich-, Futter- und Ruheplätzen zu migrieren. Menschliche Eingriffe wie der Bau von Dämmen und Wehren haben diese natürlichen Wanderwege massiv gestört. Das EU-Forschungsprojekt SWIM (“Sustainable Water and Integrated Management of Fish Migration and their Habitats in the Danube River Basin and NW Black Sea”) hat das Ziel, die Habitat-Konnektivität zu verbessern. Damit ist gemeint, physische Barrieren zu beseitigen oder zu überwinden, damit Fische ungehindert zwischen ihren Lebensräumen wandern können.

Konkret sind Maßnahmen geplant wie die Errichtung von Fischtreppen sowie die Wiederanbindung von Flussarmen, die durch vorherige Bauaktivitäten abgeschnitten wurden. In diesen Tagen startet das internationale Projekt, das auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt ist. Den räumlichen Schwerpunkt bilden die Donauanrainerstaaten bis zur Mündung, unter anderem Kroatien, Serbien, die Slowakei und Rumänien. Das Projekt wird im Rahmen der EU-Mission „Restore our Ocean and Waters“ durch das „Horizon Europe Programm“ gefördert, insgesamt stehen rund acht Millionen Euro zur Verfügung, um die Lebensräume wandernder Fischarten im Donaubecken und im nordwestlichen Schwarzmeerraum wiederherzustellen, zu schützen und zu verbessern. Umgesetzt werden dabei 13 Pilotprojekte an sieben Standorten: in Tschechien, in der Slowakei, in Ungarn, in Rumänien, in der Ukraine, in Serbien sowie ein Projekt in Kroatien, Bosnien und Herzegowina.

Aueninstitut will lokale Partner vernetzen

Prof. Dr. Bernd Cyffka
Prof. Dr. Bernd Cyffka

Wesentlich für den Erfolg der Maßnahmen sei eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren, sagt Prof. Dr. Bernd Cyffka, der Leiter des Aueninstituts der KU. „Der Einbezug etwa lokaler Fischer oder der Kommunen in die Maßnahmenentwicklung ist zentral, um sicherzustellen, dass die Projekte nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen.“ Dies ermögliche eine nachhaltige Umsetzung, die langfristige Akzeptanz und Unterstützung der betroffenen Gemeinden findet. Hier will das Aueninstitut Neuburg-Ingolstadt, das bereits in zahlreiche EU-weite Projekte involviert war, seine langjährige Erfahrung einbringen. Ein entscheidender Beitrag ist die Förderung der transnationalen Zusammenarbeit im Rahmen der SWIM-Allianz, die den Austausch zwischen Regierungsstellen, NGOs, Wissenschaftlern und lokalen Gemeinschaften intensiviert.

Der Fokus liegt auf der aktiven Mitarbeit an Pilotmaßnahmen entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse sowie der Gestaltung und Durchführung von Trainings- und Bildungsprogrammen. „Diese Programme werden sich an Studierende, lokale Behörden und NGOs richten und darauf abzielen, das Wissen über Gewässermanagement und Renaturierung zu vertiefen“, erklärt Cyffka. Über Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer werde die KU zusätzlich zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung dieser Maßnahmen beitragen. Rund 470.000 Euro beträgt das Fördervolumen für die Katholische Universität innerhalb des SWIM-Projekts.

Technologische Innovationen

Bei der Umsetzung der ökologischen Maßnahmen sollen technologische Innovationen zum Einsatz kommen. Mithilfe von Digital Twins – also virtuelle Modelle der Ökosysteme – will das Projekt die Auswirkungen geplanter Maßnahmen simulieren und optimieren. Zusätzlich ermöglicht der Einsatz von Drohnen ein präzises Monitoring der Lebensraumbedingungen in Echtzeit. Um die Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren zu erleichtern und die Transparenz zu erhöhen, werden blockchain-gestützte Datenmanagement-Systeme eingeführt. Der Einsatz virtueller Realität wird zudem das Engagement von Stakeholdern und die Bildung im Projekt fördern.

Das EU-Projekt zielt darauf ab, langfristige Verbesserungen in der Umweltpolitik zu erreichen. Das Projekt soll nicht nur die Lebensbedingungen für wandernde Fischarten unmittelbare verbessern, sondern auch zur Erreichung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030, der Wasserrahmenrichtlinie, der Habitat-Richtlinie und des European Green Deals beitragen, heißt es in der Projektbeschreibung. Durch die Integration innovativer Technologien und die Berücksichtigung der Bedürfnisse lokaler Gemeinschaften habe SWIM das Potenzial, bedeutende Fortschritte in der Erhaltung der Biodiversität, der ökologischen Widerstandsfähigkeit und des sozioökonomischen Wohlergehens zu erzielen.