Lübbe spricht zum Auftakt der Reihe "Totalitäre Utopien an der Macht"

Den 95. Jahrestages der bolschewistischen Revolution und des 80. Jahrestages der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ nimmt das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zum Anlass für eine Ringvorlesung unter dem Titel „Totalitäre Utopien an der Macht“. Die Reihe beginnt am Donnerstag, 18. Oktober 2012, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Lübbe aus Zürich, der um 18.15 Uhr im Raum 209 des Kapuzinerklosters (Kapuzinergasse 2, Eichstätt) zum Thema „Der Totalitarismus - Politisierte Moral als Anti-Religion“ referiert. Die Reihe setzt sich am 6. und 21. November, am 4. Dezember und 29. Januar 2013 mit weiteren Vorträgen fort.

„Der renommierte Philosoph Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Lübbe meldet sich seit den frühen Jahren der Bundesrepublik aus einer aufklärerisch-liberalen Haltung immer wieder zu gesellschaftlichen Debatten zu Wort, die drohen, ins politisch-moralisierende abzugleiten. Auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten setzte sich der dem Ritter-Kreis entstammende Lübbe häufig mit totalitären Denkformen und global argumentierenden Geschichtsphilosophien auseinander“, so das ZIMOS.

Das 20. Jahrhundert, das in Europa mit einem Siegeszug der liberal-demokratischen Systeme endete, hatte mit einer außerordentlich tiefen Identitätskrise des Liberalismus und des Parlamentarismus, mit einer Revolte gegen pluralistisch verfasste Gesellschaften und die von ihnen vertretenen Werte begonnen.

Diese Revolte, die in ihrer Radikalität alle früheren Auflehnungen dieser Art übertraf, hatte den Charakter einer Doppelrevolution. Denn die Zerstörer der Grundlagen, auf denen die europäische Kultur basierte, verwickelten ihre Verteidiger in einen Zweifrontenkrieg. Sie wurde sowohl im Namen der Gleichheit, der sozialen Gerechtigkeit und der internationalen Solidarität wie auch im Namen des hierarchisch-elitären Prinzips, des unversöhnlichen nationalen Egoismus und des Rassegedankens angegriffen.

Warum fanden diese beiden zivilisationsfeindlichen Strömungen ausgerechnet in Russland und in Deutschland ihre radikalste Ausprägung? Warum war der Widerstand der beiden Kulturnationen gegen den Weg in die Katastrophe so zaghaft und so ineffektiv? Welche Lehren wurden in den beiden Ländern aus den totalitären Erfahrungen gezogen? Diese Fragen werden im Mittelpunkt dieser Ringvorlesung stehen.

Nähere Infos und das komplette Programm dieser Reihe sind im Internet unter www.ku.de/forschungseinr/zimos/ringvorlesung-des-zimos/ erhältlich.