Mit Wissenschaft zur gesellschaftlichen Transformation beitragen
Sie forschen in verschiedenen Ländern der Welt, in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, zu unterschiedlichen Fragestellungen. Auf den ersten Blick haben die Nachwuchsforschenden im interdisziplinären Transformation Summer Camp der KU wenig gemeinsam. Es ist eine geteilte Vision, die sie zusammenführt: Mit ihrer Forschung und ihrem Engagement möchten sie einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation an der Schnittstelle der Bereiche Nachhaltigkeit und Digitalisierung leisten.
Seine Premiere feierte das Summer Camp im Herbst 2023. 20 Nachwuchsforschende aus aller Welt kamen für sechs Tage in Ingolstadt zusammen. Im Gepäck: ihre wissenschaftlichen Ideen und Projekte, um sie miteinander sowie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der KU und weiteren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zu diskutieren. Die Bandbreite der Themen verdeutlicht die Interdisziplinarität der Runde: von rechtlicher Regulierung Künstlicher Intelligenz, über nachhaltige Logistik auf Wasserstraßen bis hin zu digitalen Assistenzsystemen für ältere Epilepsiepatienten.
Erstmals ermöglicht wurde das Summer Camp durch eine Förderung der „Exzellenzstiftung Ingolstädter Wissenschaft – Ignaz Kögler“, deren Ziel die Unterstützung anwendungsorientierter Forschung im Spitzenbereich ist. Für das erste interdisziplinäre Summer Camp hatten sich 115 Interessierte aus aller Welt beworben. Die 20 ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten kamen schließlich aus Argentinien, Brasilien, China, Deutschland, Irland, Italien, Kenia, Kolumbien, Österreich, Russland, Schweden und der Türkei.
Professorinnen und Professoren unterschiedlichster Disziplinen gaben den Camp-Teilnehmenden im Laufe der Woche Einblicke in ihre Forschung und regten sie damit zum interdisziplinären Denken an. So zeigte Prof. Dr. Marcel Oliver, Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Mathematik, am Beispiel der Klimaforschung auf, welche Herausforderungen die Simulation und Modellierung von komplexen Mehrskalensystemen mit sich bringt. Prof. Dr. Pirmin Fontaine, Professor für Operations Management, beleuchtete, wie nachhaltige Mobilitätskonzepte durch eine enge Abstimmung unterschiedlicher Transportkonzepte im innerstädtischen Bereich in Zukunft möglich werden können. Ergänzt wurde das Programm um Abendvorträge von Forschenden anderer Universitäten sowie von Expertinnen und Experten aus der Praxis, darunter Prof. Dr. Jürgen Kropp vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und Rainer Rehak vom Berliner Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. Nach sechs Tagen voller Vorträge, Workshops und Gespräche waren zum Abschluss die Teilnehmenden selbst an der Reihe, ihre Forschungsideen zu präsentieren. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Posterausstellung stellten sie ihre Themen vor und zeigten auf, wie sie mit ihrer Forschung einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation leisten möchten.
Das Transformation Summer Camp ist für die KU ein Meilenstein in der Förderung von Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie jungen Forschenden in einer frühen Qualifikationsphase. „Keine andere Veranstaltung hat eine so starke interdisziplinäre und internationale Ausrichtung und richtet sich speziell an Absolventen und junge Forscher“, betonte Prof. Dr. Jens Hogreve, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, zum Abschluss des ersten Camps 2023. Zudem sei der Forschungsschwerpunkt an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Digitalisierung wegweisend: „Während sich viele aktuelle Forschungsbemühungen auf eine dieser Herausforderungen konzentrieren, sind Studien, die explizit eine Brücke zwischen beiden schlagen, deutlich seltener. Mit dem Summer Camp wollten wir speziell solche neuen Forschungsideen fördern.“
Angesichts der erfolgreichen Premiere verstetigte die KU das Format und begrüßte im September 2024 zum zweiten Mal internationale Nachwuchsforschende zum Transformation Summer Camp. Erneut wurden zwei zentrale Herausforderungen der Gegenwart miteinander verknüpft: die Wende hin zu einer nachhaltigen Entwicklung und die zunehmende Vielfalt und Heterogenität unserer Gesellschaften. Unter den 18 Nachwuchsforschenden war eine kenianische Juristin ebenso zu finden wie ein finnischer Forstwissenschaftler und eine russische Soziologin – verbunden miteinander über ihr thematisches Interesse an Diversität und Transformation. Ergänzend zu den Forschungswerkstätten bot das Camp den Teilnehmenden Workshops zur Methode des Design Thinking, zur Konzeption und Gestaltung wissenschaftlicher Poster sowie zum Wissenstransfer und Bürgerdialog.
„Als engagierte Universität ist es eines unserer wesentlichen Ziele, hochwertige Forschung und gesellschaftliche Verantwortung miteinander zu verknüpfen“, betonte KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien zum Auftakt des Camps 2024. Das interdisziplinär und international ausgerichtete Forschungscamp ziele darauf, einen Beitrag zu einer gelingenden gesellschaftlichen Entwicklung und zur Lösung für die dringendsten Probleme der Welt zu leisten. Vizepräsident Jens Hogreve ergänzt einen weiteren Aspekt: „Unsere Vision ist es, die Forschung an unserer Universität weiter zu internationalisieren und mehr internationale Nachwuchsforschende zu gewinnen. Während des Camps konnten wir die Attraktivität der KU unter Beweis stellen und einige Teilnehmer für eine wissenschaftliche Karriere hier begeistern.“ Dass 2025 eine Fortsetzung des Camps erfolgt, steht bereits fest. Dann soll es darum gehen, aktuelle Fragen aus Umwelt und Gesundheit stärker miteinander zu verbinden.
Stimmen der Teilnehmenden
Vier Summer Camp-Teilnehmende stellen hier ihr Forschungsvorhaben vor, mit dem sie im Herbst 2023 nach Ingolstadt gereist sind. Was motiviert sie zu ihrer Forschungsthematik? Und wie haben ihnen die Workshops und Vorträge an der KU geholfen? So unterschiedlich ihre Vita und ihre Ideen: Qazi Muhammad Yasir, Carolin Winter, Rodrigo Silva und Thi Thu Ha Troung kehrten alle gleichermaßen nach sechs Tagen Summer Camp an der KU mit viel neuem Wissen und neuen internationalen Bekanntschaften nach Hause zurück. Ihre Forschungsideen hatten sie wieder im Gepäck – übersichtlich zusammengefasst auf selbst erstellten Postern und mit vielen neuen Ideen zur Weiterentwicklung der Themen.
Qazi Muhammad Yasir
Qazi Muhammad Yasir (Departmental Assistant und Doktorand, Fachbereich Geographie, Mary Immaculate College Limerick, Irland)
Mein Forschungsthema:
Mein Forschungsthema zielt darauf ab, die Auswirkungen des Klimawandels anhand von Veränderungen der Schneedecke zu untersuchen – und zwar in Abhängigkeit von der Landoberflächentemperatur in Nordpakistan. (übersetzt)
Das motiviert mich, daran zu forschen:
Die Motivation, dieses Thema zu untersuchen, ergibt sich aus der Tatsache, dass wir verheerende Überschwemmungen, Erdrutsche und andere Katastrophen aus erster Hand miterlebt haben. Das unterstreicht die Dringlichkeit, ihre Ursachen künftig besser zu verstehen. (übersetzt)
So hat das Summer Camp mir für meine Forschung geholfen:
Das Sommercamp bot unschätzbare Einblicke in verschiedene Forschungsbereiche, Ideenentwicklung, kritisches Denken, praktische Umsetzung der Forschungsidee, Teamarbeit und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Für mich persönlich war es eine Menge. Die unterschiedlichen Perspektiven der anderen Teilnehmer und das unterstützende Umfeld an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Umfeld haben meine Lernerfahrung sehr bereichert. (übersetzt)
Rodrigo Silva
Rodrigo Silva (Projektmanager für KI- und VR-Trainingstechnologien bei der Firma MArS – Market Access & Pricing Strategy, Weil am Rhein)
Mein Forschungsthema:
Die Bewertung von Virtual-Reality-Geräten als Schulungsinstrument für Pflegeschulen in Deutschland.
Das motiviert mich, daran zu forschen:
Es ist mir extrem wichtig, die Nutzung der Chancen und positiven Aspekte digitaler Lösungen voranzutreiben, um dadurch aktuelle Probleme, die das Gesundheitswesen bedrohen, wie z.B. den Pflegepersonalmangel, adressieren zu können.
So hat das Summer Camp mir für meine Forschung geholfen:
Großartig! Der Austausch sehr unterschiedlicher Perspektiven brachte umfangreiche Inputs zu meiner Forschung, wie z.B. weitere Gaps in ländlichen Gebieten, wo digitale Lösungen, wie Drohnen, eine bessere Versorgung ermöglichen können. Solche Fälle haben mich inspiriert, mein Forschungsthema (VR als Trainingsinstrument) auf andere Bereiche zu erweitern, wie Fern-Ausbildung oder -Unterricht.
Carolin Winter
Carolin Winter (Research Analyst, Center for Humanitarian Logistics and Regional Development (CHORD), Hamburg)
Mein Forschungsthema:
Während des Summer Camp habe ich mich mit Machtdynamiken innerhalb humanitärer Nothilfeoperationen beschäftigt, da die derzeitige Verteilung der Entscheidungsmacht konträr verläuft zu den Bemühungen lokaler Nothilfeoperationen und somit die Stärkung lokaler Akteure beeinträchtigt.
Das motiviert mich, daran zu forschen:
Meine primäre Motivation ist es, den humanitären Sektor und seine Dynamiken zu verstehen. Der humanitäre Sektor ist aufgrund seiner Vielzahl an Akteuren sehr divers. Verhaltensmuster und Arbeitsweisen sind daher oft an starke Überzeugungen und Interessen gekoppelt. Dies stellt jedoch eine große Herausforderung für die Zusammenarbeit im Sektor dar sowie für die Umsetzung partikularer Ziele. Aus diesem Grund richte ich meine Forschung an den tatsächlichen Problemen der Zusammenarbeit aus, um Brücken zwischen den unterschiedlichen Perspektiven und Interessen zu schlagen.
So hat das Summer Camp mir für meine Forschung geholfen:
Das Summer Camp hat mir in zwei Punkten für meine Forschung geholfen. Zum einen konnte ich durch die vielseitigen Vorträge neue Anregungen für meine eigene Arbeit gewinnen. Gerade Erkenntnisse in der Schnittstelle zwischen digitaler Transformation und nachhaltiger Entwicklung sind für humanitäre Operationen relevant, da sie nicht nur eine strategische, sondern auch eine praktische Anpassung der Arbeitsweisen entlang humanitärer Lieferketten und eine holistische Perspektive erfordern. Zum anderen konnte ich meine Forschungsideen mit einer internationalen und interdisziplinären Gruppe an Teilnehmenden diskutieren, die mir durch ihre diversen Perspektiven neue Denkanstöße gegeben haben.
Thi Thu Ha Troung
Thi Thu Ha Troung (Doktorandin am College of Management, Yuan Ze University, Taiwan & Dozentin für Betriebswirtschaft und Tourismus, Hue University, Vietnam)
Mein Forschungsthema:
Ziel meiner zum Research Camp präsentierten Forschungsarbeit ist es zu untersuchen, wie Cultural Heritage-Manager ihre Fähigkeiten einsetzen, um mithilfe nachhaltiger digitaler Strategien Tourismus und Naturschutz zu fördern, indem sie Spitzentechnologien wie Virtuelle Realität integrieren und gleichzeitig die Auswirkungen auf persönliche und physische Verbindungen zum kulturellen Erbe berücksichtigen. (übersetzt)
Das motiviert mich, daran zu forschen:
Die Inspiration für dieses Thema liegt für mich im transformativen Potenzial digitaler Tools für die Bewahrung, Erforschung und bessere Zugänglichkeit des kulturellen Erbes sowie in der Herausforderung, persönliche und physische Verbindungen zum Kulturerbe im digitalen Zeitalter zu erhalten. Darüber hinaus bietet die Anwendung des Dynamic Capabilities Framework, das traditionell im strategischen Management zum Verständnis von Anpassungsfähigkeit und Innovation verwendet wird, auf den Kontext der Verwaltung des kulturellen Erbes einen überzeugenden Ansatzpunkt für Untersuchungen. So kann untersucht werden, wie diese Organisationen die Komplexität der digitalen Transformation auf eine Weise bewältigen können, die das kulturelle Erbe respektiert und bewahrt. (übersetzt)
So hat das Summer Camp mir für meine Forschung geholfen:
Der Fokus des Camps auf die Schnittstelle von Nachhaltigkeit und digitaler Transformation bot eine reichhaltige, interdisziplinäre Lernumgebung. Der internationale Rahmen des Camps bot Einblicke in die Art und Weise, wie verschiedene Kulturen die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation und der Nachhaltigkeit angehen. Diese globale Perspektive hat meinen Forschungsansatz bereichert und ihn inklusiver und für unterschiedliche Kontexte sensibler gemacht. Die Präsentation meines Forschungsvorhabens und das konstruktive Feedback von erfahrenen Wissenschaftlern haben außerdem dazu beigetragen, meine Forschungsfragen und -ziele zu verfeinern und meine Studie robuster und zielgerichteter zu machen. (übersetzt)