Zukunftsfähiger Tourismus: Lösungen gegen den Personalmangel

Wie gelingt es ländlichen Destinationen, auch morgen noch Gastgeberinnen und Gastgeber zu finden? Diese Leitfrage prägte die 36. Eichstätter Tourismusgespräche, zu denen der Lehrstuhl Tourismus der KU und der Naturpark Altmühltal 30 Fachleute aus Praxis und Wissenschaft ins Landratsamt luden. Unter dem Tagungsmotto „Zukunftsfähiger Tourismus“ stand der Personalmangel im Mittelpunkt.

„Tourismus ist und ein bleibt eine personalintensive Branche“ betonte Naturpark-Geschäftsführer Christoph Würflein. Lehrstuhlinhaber Prof. Harald Pechlaner warb dafür, neue Modelle „auf Augenhöhe“ mit jungen Talenten zu entwickeln, statt auf Pauschalrezepte zu setzen. Landrat Alexander Anetsberger sah im Imagewandel der Branche einen Impuls, regionale Arbeitgebendenmarken zu schärfen.

Warum Bewerbende zusagen - und bleiben

Personalexpertin Prof. Erika Regnet zeigte, dass Bewerbende vor allem verlässliche Arbeitszeiten, klare Gehaltsangaben und zeitnahe Rückmeldungen erwarten. Gelinge dies, fühlten sie sich im Bewerbungsprozess fair behandelt.

Als wirkungsvolle Einstiegsanreize nannte sie etwa eine attraktive Ausbildungsvergütung, Business-Bike-Leasing oder die Übernahme von Studiengebühren. Für die langfristige Bindung seien jedoch andere Faktoren entscheidender: Wertschätzende Führung, das Erleben von Sinn in der Tätigkeit, echte Entwicklungsperspektiven und ein gutes Betriebsklima wirkten deutlich stärker auf die Arbeitszufriedenheit als das reine Einkommen.

Internationale Azubis als Chance

Wie eine hohe Übernahmequote gelingt, zeigte Nadine Lämmermeyer am Beispiel der Lerch Genusswelten: Von 48 Auszubildenden aus 15 Nationen bleiben anschließend 80 im Betrieb. Möglich wird das durch enge Begleitung beim Visa-Prozess, interne Sprachförderung und ein Tandem-Mentoring, bei dem erfahrene Mitarbeitende neue Azubis eng betreuen. „Entscheidend ist nicht die Herkunft, sondern ob wir gute Strukturen bieten“, so Lämmermeyer.

Workshops: Zwischen Peergroup und Politik

Im Azubi-Forum zeigte das Netzwerk „Allgäu Azubi TopHotels“, wie Peer-Learning, gemeinsame Aktivitäten und ein starker Teamspirit Auszubildende nicht nur motivieren, sondern auch langfristig binden. Zugleich wurde offen angesprochen, dass fehlende Anleitung und Verantwortungslücken Azubis schnell überfordern können.

Im parallelen DEHOGA-Workshop wurde ein kreatives Schichtmodell vorgestellt. Hier wurde gezeigt, wie flexible Rollenverteilungen Belastungsspitzen abfedern können. Als politische Stellschrauben diskutierten die Teilnehmenden steuerliche Entlastung, moderne Arbeitszeitkonzepte und einfachere Verwaltungswege. Praxislösungen sollen künftig stärker über digitale Kanäle geteilt werden.

Beide Gruppen waren sich einig: Personalgewinnung in ländlichen Regionen braucht nicht nur gute Ideen, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen, zum Beispiel schnellere Visa-Prozesse und gemeinsame Arbeitgebendenkampagnen.

KI im Tourismus – einsetzen mit Augenmaß

Zum Abschluss warf Prof. Stephan Bingemer (Hochschule Heilbronn) einen Blick in die Zukunft der Arbeit: KI könne zwar Dienstpläne automatisieren und Preisstrukturen dynamisieren, stoße aber an ihre Grenzen, wenn es um Empathie und Kreativität gehe. Der menschliche Kontakt bleibe, so Bingemer sinngemäß, das entscheidende Bindeglied im Tourismus.