„Näher kann man dem Mittelalter nicht kommen“, schwärmt die Expertin Dr. Sabine Buttinger mit Blick auf die vor ihr ausgebreiteten Bände in der Hofgartenbibliothek der KU. Allein die Beschaffenheit der Bände, ihr Material, die Verarbeitung und der präzise Rhythmus der auf Pergament und Papier geschriebenen Schrift üben nicht nur auf Fachleute eine ganz besondere Faszination aus. Im Auftrag der Universitätsbibliothek hat die Historikerin in akribischer Detailarbeit über zwei Jahre hinweg knapp 30 mittelalterliche Codices erschlossen und katalogisiert, die zum Bestand des Bischöflichen Seminars Eichstätt gehören. Die online frei zugänglichen Ergebnisse der Katalogisierung bieten nun wiederum die Grundlage für weitere Forschung. Ein allein schon optisch kurioses Stück ist ein Band aus dem 15. Jahrhundert, der gerade mal in eine Handfläche passt. Auf hauchdünnem Pergament findet sich darin in Miniaturschrift unter vielem anderem die Benediktregel. Der Gesamtzustand des mit einem lederbezogenen Holzdeckelband und winzigen Metallschließen versehenen Bandes legt die vorsichtige Vermutung nahe, dass es sich – trotz des handlichen Formates – nicht um einen Gebrauchsgegenstand gehandelt haben dürfte, sondern um ein verblüffendes Schmuckstück, dessen Herstellung und Besitz bereits eine Form der Andacht waren.