„Als ich heute im Zug saß, habe ich mich gefragt, wo ich eigentlich die Zeit hergenommen habe, nach Eichstätt zu kommen“, begann Frey seinen Vortrag. Prof. Walter Hömberg habe einige Überzeugungsarbeit leisten müsse, um ihn ins Altmühltal zu locken. Um politischen Journalismus und das Spannungsfeld zwischen Information und Inszenierung sollte es gehen. Erstaunlich offen erzählte Frey aber auch über seine Berührungen mit den Mächtigen dieser Welt. Und dabei wirkte er kein bisschen arrogant.
„Je höher ein Politiker steigt, desto höher ist sein Kontrollwunsch“, erklärte der Journalist. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass viele Szenen, die an die Öffentlichkeit gelangen, inszeniert seien. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel wisse, dass Bilder die Wahrnehmung in der Bevölkerung prägen. Sie lasse nur wenige Journalisten an sich heran und sei vorsichtig, sobald eine Kamera in der Nähe ist. „In den USA ist das aber noch viel extremer“, sagte Frey, „dort kann man sicher sein, dass alles, was über Obama an die Öffentlichkeit gelangt, zuvor kontrolliert wurde.“
Die Beförderung zum Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios im Jahr 2001 sei für ihn keine leichte Umstellung gewesen, erzählte Frey. Am Anfang fühlte er sich unsicher. Auch die „Verlockungen der Macht“, wie er es nannte, waren neu für den damals 43-Jährigen. So sei er einmal auf einer Reise nach Indien zu einem Essen mit Gerhard Schröder, dessen Frau und einem Berater eingeladen worden. Als die Gespräche immer privater wurden, fühlte sich Frey auf einmal fehl am Platze. „Da verwischen die Grenzen. Ist man jetzt als Journalist anwesend oder einfach als Bekannter?“
Die Nähe zur politischen Elite führe vor allem bei den Berliner Korrespondenten oft zu einer Art Höhenrausch, erzählte Frey. „Wenn man dann auf Reisen mit Persönlichkeiten wie Blair, Sarkozy oder Putin zu tun hat, dann fühlt man sich schon sehr bedeutend.“
Bald wird Frey wieder nach Mainz umziehen. Im April löst er den bisherigen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender ab. „Ich kann mir Besseres vorstellen, als aus Berlin wegzugehen.“ Die Konferenzen und den Kontakt zu einflussreichen Politikern werde er sicher vermissen. Dennoch sei es vielleicht ganz gut, ein bisschen räumliche Distanz zu Berlin zu haben, um sich nicht allzu sehr mit dem politischen Machtgetriebe zu verwechseln.
Auch Fragen nach dem Privatleben blieben nicht aus. Frey erklärte, dass ihn seine Frau während seiner Laufbahn immer unterstützt habe. Die Arbeitsbelastung sei trotzdem nicht ohne Konsequenzen geblieben. „Meine Tochter hat nach einem Umzug mehrere Tage nicht mehr mit mir gesprochen. Das war eigentlich die größte Strafe für mich.“ Dennoch empfinde er seinen Beruf als die Erfüllung eines lang gehegten Traums. „Das, was ich erleben durfte, ist ein unglaubliches Privileg. 25 Jahre großes Kino - diese Erfahrungen sind so bereichernd, da kann ich auf andere Freizeitvergnügen schon mal verzichten.“