Philosophieprofessorin Imke von Maur holt internationale Emotionsforschung nach Eichstätt

Philosophieprofessorin Imke von Maur
© Christian Klenk

Emotionen prägen unser Erleben und Handeln und beeinflussen zwischenmenschliche Beziehungen. Zugleich gehören Emotionen zu den bislang weniger gut verstandenen Aspekten der menschlichen Erfahrung, vieles dazu muss noch erforscht werden. In der European Philosophical Society for the Study of Emotions (EPSSE) tauschen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Emotionsforschung aus. Im Jahr 2026 wird die Jahrestagung der internationalen Fachgesellschaft an der KU stattfinden.

Die Entscheidung, die Tagung in Eichstätt durchzuführen, fiel beim diesjährigen Treffen, das Mitte Juni in Paris stattfand. Die Eichstätter Philosophie-Professorin Dr. Imke von Maur, die seit 2023 Präsidentin der Fachgesellschaft ist, hatte die Einladung ausgesprochen. „Dass wir die internationale Emotionsforschung nach Eichstätt holen konnten, ist ein starkes Signal für die KU“, so von Maur. Die Entscheidung sei ein Vertrauensbeweis gegenüber dem Standort und eine Chance, den internationalen Austausch weiter zu stärken.

Die diesjährige EPSSE-Tagung hatte Imke von Maur gemeinsam mit den Vizepräsidentinnen der Fachgesellschaft, Lucy Osler von der Universität Cardiff und Pilar Lopez Cantero von der Universität Antwerpen in Kooperation mit der Pariser Universität Sorbonne-Panthéon organisiert. Rund 100 Philosophinnen und Philosophen aus Europa, Nordamerika und Asien diskutierten dabei Grundsatzfragen zur Natur affektiver Phänomene sowie aktuelle Fragen zur Rolle von Emotionen und Affektivität in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontexten zu diskutieren. Die Tagung in Paris stand dabei spürbar im Zeichen globaler politischer Entwicklungen. In ihrer Eröffnungsrede betonte von Maur die Bedeutung von Emotionen im Kontext gesellschaftlicher Konflikte: „Emotionen sind keine sterilen Forschungsobjekte – sie bestimmen unseren individuellen und gemeinschaftlichen Lebensalltag maßgeblich.“ Vor dem Hintergrund wachsender Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit – etwa durch politische Entwicklungen in den USA – rief sie zur Verteidigung freier, gemeinschaftlicher und konstruktiver Forschung auf.

Jahrestagung in Paris
Imke von Maur (rechts) mit ihrer Kollegin Lucy Osler von der Universität Cardiff in Paris

Viele der teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befassten sich mit den affektiven Dimensionen von Gerechtigkeit, der sozial-ökologischen Krise, politischem Wandel und Krieg. „Diese Entwicklungen betreffen uns nicht nur theoretisch – sie fordern uns als fühlende und verantwortliche Subjekte heraus“, so von Maur. Zugleich hob sie das positive Potenzial menschlicher Emotionalität hervor: Resilienz, Solidarität, Kreativität, Liebe und der Wunsch nach friedlichem Zusammenleben seien ebenso zentrale Themen der philosophischen Emotionsforschung. 

Die EPSSE gilt als eine der wichtigsten Plattformen für den philosophischen Austausch über Emotionen. Die Jahrestagung findet jährlich in wechselnden europäischen Städten statt – zuletzt in Lissabon, Tartu, Graz, Pisa, Madrid und Athen. Die Gesellschaft ist bekannt für ihre offene, kollegiale Atmosphäre, die von Maur ausdrücklich würdigte: „Wir sehen es als unsere Verantwortung, nicht nur entschieden für akademische Freiheit und intellektuelle Entwicklung einzutreten, sondern auch den besonderen Geist dieser Gemeinschaft zu fortzuführen.“