Prof. em. Dr. Friedrich Diedrich im Alter von 80 Jahren verstorben

Er war von 1986 bis 2001 Professor für Altestamentliche Wissenschaft in Eichstätt

Am 7. Oktober 2015, dem Gedenktag unserer lieben Frau vom Rosenkranz, verstarb Prof. Dr. Friedrich Diedrich im Alter von 80 Jahren. Die Theologische Fakultät in Eichstätt trauert um ihn.

Geboren am 5.10.1935 in Hannover und am 26.7.1962 zum Priester in Paderborn geweiht übernahm er am 23.7.1986 den Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaft an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, den er bis zum WS 2000/2001 innehatte.

In den vierzehn Jahren seiner Tätigkeit prägte er nicht nur eine ganze Generation von Theologiestudierenden, sondern leitete mit der zweimaligen Übernahme des Amtes des Dekans 1993-1995 und 1997-1999 auch die Geschicke der Theologischen Fakultät. Darüber hinaus  engagierte er sich in den verschiedenen Gremien der Theologischen Fakultät und der Universität, u.a. als Mitglied des Senates. Dabei verdankt die KUE seinem universitätspolitischen Wissen und seinem strukturellen Denken vieles. Nicht zuletzt geht auf seine Initiative der bereits im März 1998 gefertigte erste Entwurf einer Studienordnung für die neue Studienrichtung „Ostkirchliche Theologie“ zurück.

Auch über den engeren universitären Bereich hinaus setzte sich der Verstorbene in vielfältiger Weise ein. So war er seit 1993 Vertreter der Theologischen Fakultät auf dem Kath.Theol. Fakultätentag sowie seit 1995 Geistlicher Beirat des Studenten- und Akademiker-Verbandes CV, wo er als Mitglied verschiedener Verbindungen hoch geschätzt war.

Bedeutsam ist auch sein wissenschaftliches Arbeiten und Forschen. So widmete sich seine 1975 eingereichte Dissertation den „Anspielungen auf die Jakobstradition in Hosea 12,1-13,3“, während seine 1984 abgeschlossene Habilitationsschrift unter dem Titel „Studien zur Jakob-Laban-Erzählung Genesis 29,1 - 32,3“ stand, an der besonders die ausführliche synchrone Analyse der biblischen Texte mit Hilfe sprach- und literaturwissenschaftlicher Methoden hervorzuheben ist. Die Schwerpunkte seiner weiteren Forschungen lagen im Bereich der Psalmen und der alttestamentlichen Ethik.  Exegese verstand er dabei in erster Linie als eine wissenschaftlich verantwortete Erschließung der Hl. Schrift als Gotteswort in Menschenwort. So war es ihm ein wichtiges Anliegen, die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit auch für die kirchliche Verkündigung in Predigt, Religionsunterricht und Erwachsenenbildung fruchtbar zu machen, ein Desiderat, was in der biblischen Exegese nicht immer selbstverständlich war und ist. So beklagte er immer wieder die Distanz, die manche Prediger zu den in den Gottesdiensten verlesenen Texten der Hl. Schrift haben, wiewohl  die Predigt eigentlich der Auslegung und Anwendung der Hl. Schrift auf die Situation der Menschen zu dienen hat. Letzteres gelang ihm selbst in vorbildlicher Weise in Predigten im Rahmen von Universitätsgottesdiensten. In guter Erinnerung sind auch verschiedene Vorträge im Rahmen der Katholischen Erwachsenenbildung beim „Forum Bibel“ auf Schloß Hirschberg oder im Eichstätter Projekt „Wider das Vergessen“ 1996.

Prof. Diedrich war jedoch nicht nur ein viel belesener und wissenschaftlich qualifizierter Alttestamentler. Gerühmt wird von allen, die ihn kannten, auch seine gesellige Art, bei der er als exzellenter Weinkenner einem guten Tropfen niemals abgeneigt war.

So verliert die Theologische Fakultät mit ihm einen profilierten Vertreter seines Faches und engagierten Kollegen und dankt ihm an dieser Stelle ausdrücklich für all das, was er an Gutem bewirkt hat.

So möge für ihn gelten, was der weise Jesus Sirach einmal über den Schriftgelehrten schreibt: „Sein Andenken wird nicht schwinden, sein Name lebt fort bis in ferne Geschlechter“ und ihm gleichzeitig das zu Teil werden, was sich der Beter in Psalm 73 erfleht: „Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten. Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig."

Prof. Dr. Burkard M. Zapff
Inhaber des Lehrstuhls für Alttestamentliche Wissenschaft

Prof. Dr. Jürgen Bärsch
Dekan der Theologischen Fakultät