Prof. em. Dr. Philipp Kaiser im Alter von 86 Jahren verstorben

1976-1995 Professor für Philosophische Grundfragen der Theologie in Eichstätt

Der emeritierte Philosophieprofessor Monsignore Dr. Philipp Kaiser verstarb am 22. Juni 2015 im Alter von 86 Jahren. Die Theologische Fakultät in Eichstätt trauert um ihn. An ihr hatte er von 1976 bis zu seiner Entpflichtung 1995 auf dem Lehrstuhl für Philosophische Grundfragen der Theologie die angehenden Theologen in das Wagnis des Denkens eingeführt, sie angeregt und begleitet. Sein ausgleichendes Wesen war gleichermaßen von Kollegen wie Studierenden geschätzt, sein Wissen und seine Weisheit ließen ihn zum Lese- und Lebensmeister werden, seine Inspirationen befruchteten zu mutigem Bedenken des Glaubens in den herausfordernden Anregungen der Gegenwart. Er führte in einen spannungsgeladenen Zusammenklang von Denken und Glauben ein und war dabei stets aufnahmebereit für neue Möglichkeiten; so folgte er dem Wort, das sein Namenspatron, der Apostel Philippus, an Natanaël richtete: „Komm und sieh!“

Die christologischen Grundlagen seiner Theologie hatte er sich in seiner dogmatischen Dissertation und Habilitation an der Universität Würzburg erarbeitet: Bei Anerkennung aller Verschiedenheit zielte er eine personale und aktuelle Einheit von Göttlichem und Menschlichem an, blieb in den  differenzierten Spekulationen der Einfachheit des Geistes Jesu treu und entfaltete dies in Aufnahme und Auseinandersetzung mit neuzeitlicher Philosophie, im Dialog mit den Naturwissenschaften, auch in der Erforschung mittelalterlicher, vor allem dominikanischer „Mystik“ mit innerer, denkender Erfahrung. Dazu kam bei Philipp Kaiser eine seltene aufmerksame Sensibilität für seine Gesprächspartner und seine Studenten, die er mit verlässlichem Rat fördern und denen er – wie vielen anderen auch – in schwierigen Situationen helfen konnte.

Sein Werdegang hatte in ihm große pädagogische Kunst entfaltet. Geboren am 9. Januar 1929, wuchs er in dem bäuerlich geprägten Aufstetten im Landkreis Würzburg auf, empfing 1955 durch Julius Döpfner die Priesterweihe und war nach der Kaplanszeit Präfekt, dann Spiritual am Würzburger Kilianeum. Zugleich betreute er seelsorgerlich die Gefangenen und die Beamten der Würzburger Justizvollzugsanstalt und wirkte tatkräftig beim Aufbau der Telefonseelsorge seines Heimatbistums mit. Die Promotion erfolge 1966, 1971 die Habilitation. In Paderborn übernahm er 1974 an der Theologischen Fakultät die Professur für Geschichte der Philosophie und Theologische Propädeutik, kehrte aber schon 1976 nach Bayern an die Eichstätter Theologische Fakultät zurück. Schnell erwarb er sich hier in seiner selbstlosen, ruhigen Art Vertrauen und hohe Wertschätzung: bereits 1977 wurde er zum Dekan der Fakultät gewählt und hatte dieses Amt auch in der nächsten Periode bis 1981 und noch ein drittes Mal 1983/84 inne. Das waren Jahre des Übergangs und der Integration der ehemals eigenständigen Theologischen Hochschule in die Kirchliche Gesamthochschule und 1980 schließlich in die Katholische Universität. Philipp Kaiser hat bei der anfänglich hoffnungsvollen Ausgestaltung dieser Institution in eine katholische Weite hinein große Verdienste erworben. In der Fakultät hat er versucht, den durch Umstrukturierung erfolgten Reduktionen im naturwissenschaftlichen Bereich durch intensiven wissenschaftlichen Dialog mit mehreren Symposien zu Fragen der Evolutionstheorie zu begegnen. Wesentliche Partner waren das Frankfurter Senckenberg-Museums sowie das Jura-Museum, das in den Beständen der Eichstätter Hochschule seinen Anfang hatte und mit ihr dadurch verbunden blieb. Leider hat dieses interdisziplinäre Gespräch bislang keine adäquate Fortsetzung gefunden. Ein erstes großes Projekt der Zusammenarbeit der Eichstätter Fakultäten hat er im Rahmen eines Sonderforschungsbereiches zur mittelalterlichen Mystik mitgetragen. Unvergessen bleiben seinen Studenten die jährlichen „Hegel-Tage“ in vorlesungsfreien Zeiten, in denen fernab vom üblichen Betrieb und ohne Verrechnungen mit Scheinen oder ECTS-Punkten in freiem philosophischem Diskurs Einkehr ins Denken geübt wurde. Bei allem blieb er Seelsorger, in der Universität und in Obereichstätt, auch nachdem er von dort weggezogen war.

Philipp Kaiser schenkte vielen Hoffnung und Vertrauen. Von sich selbst forderte er viel. In seiner dritten Dekanatszeit wurde er krank. Bald nach der Emeritierung zog er sich in seine Heimat zurück und blieb der Fakultät wohlwollend verbunden. Sie dankt ihm über das Grab hinaus. Sein Andenken ist gesegnet.

Eichstätt, den 26. Juni 2015

Prof. Dr. Lothar Wehr
Dekan der Theologischen Fakultät

Prof. Dr. Erich Naab
Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte