Bei einer Audienz für die Konferenzteilnehmer in der Sala Regia des Vatikan würdigte Papst Franziskus die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung als großartigen Schritt hin zu einem globalen Dialog, welcher eine vitale „neue und universelle Solidarität“ markiere. Die Herausforderungen seien komplex und hätten vielfältige Gründe, so dass die Antwort auch die verschiedenen kulturellen Hintergründe der Menschen einbeziehen müsse. Kein Wissenszweig und keine Weisheitsform solle übergangen werden, was insbesondere die Religionen einschließe. Religionen könnten uns auf dem Weg einer „authentischen integralen Entwicklung“ helfen, so Franziskus, die von unseren tiefsten religiösen und ethischen Werten unterstützt werde. Der Papst dankte den Anwesenden für ihre Anstrengungen zur Bewahrung des „gemeinsamen Hauses“ und im Dienste einer inklusiven, partizipativen und nachhaltigen Zukunft.
„Für mich kommt durch die Sustainable Development Goals endlich der Prozess zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung neu und gestärkt auf die Weltbühne. Heute ist es der Papst, der dringlich ruft: ,Die Zeit drängt!‘ Und sein Ruf findet Gehör! Wissenschaftliche Rationalität und spirituelle Vernunft müssen sich gemeinsam gegen die drohenden Gefahren der Naturzerstörung stellen. Es geht um eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten", fasst Projektleiter Prof. Dr. Ulrich Bartosch seine Eindrücke zusammen. Die Absicht der katholischen Kirche und anderer Religionen, an der Umsetzung der 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung möglichst intensiv mitzuwirken, sei in der gesamten Konferenz zum Ausdruck gekommen. Zur Konferenz mit dem Titel „Religions and the Sustainable Development Goals (SDGs). Listening to the cry of the earth and the poor“ hatte Kurienkardinal Peter Turkson als Präfekt des vatikanischen „Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ eingeladen, welches zusammen mit dem „Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog“ die Veranstaltung ausrichtete.
Turkson betonte, dass über die SDGs sowohl das Ökosystem auch die Menschenwürde geschützt werden sollten. Die Entwicklungsziele müssten von einem moralischen Bewusstsein unterfüttert sein als wichtigem Faktor neben Technologie, finanziellen Mitteln und politischen Entscheidungen. 80 Prozent der Weltbevölkerung identifizierten sich mit einer religiösen Gruppe bzw. würden sich zu einem Glauben an einen Gott oder ein höheres Wesen bekennen. Darin liege ein ungeheures Potential für Transformation, so dass die Weisheit der Religionen, ihre Spiritualität sowie ihre Kernwerte und Traditionen eingebracht und aktiviert werden müssten. Auch der Generaldirektor des Genfer UN-Büro und Untersekretär der Vereinten Nationen, Michael Møller, unterstrich, dass es um mehr gehe als bloß die Erfüllung materieller Bedürfnisse. Das tiefere und ganzheitliche Verständnis des SDGs bestehe darin, dass jeder Mensch ein Leben in Würde und spiritueller Erfüllung führen könne.
Das Laudato Si‘-Projekt-Team von KU und VDW vertraten vor Ort Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Christian Meier sowie Dr. Dr. Oliver Putz. Sie tauschen sich in vielen Gesprächen mit Vertretern des Vatikan und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen aus. Dabei informierten sie unter anderem auch Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit über die Aktivitäten an der KU. „Es wurde deutlich, dass die Enzyklika Laudato Si‘ gerade auch im Bildungsbereich an vielen Orten weltweit als Dialogangebot und Unterstützung aufgegriffen wird – wie etwa im englischen Oxford, an der University St. Clara in den USA sowie in Nord- und Osteuropa“, erklärt Projektreferent Christian Meier.
Das Konferenzprogramm und weiterführende Informationen sind online verfügbar über www.humandevelopment.va. Weitere Informationen zum laufenden Forschungsprojekt der KU/VDW rund um die Enzyklika finden sich unter www.laudato-si-transformation.de.