„Freiheit bedingt Vielfalt“ formulierte Kardinal Marx prägnant. Damit benannte er auch einen zentralen Aspekt seines Vortrags, in dem er sich schwerpunktmäßig mit der Freiheit als wichtige Bedingung für die Vielfalt beschäftigte. Denn Grundlage des biblischen wie christlichen Menschenbilds sei die Freiheit, die in des Menschen Ebenbildlichkeit mit Gott begründet sei. Daher sei „Uniformität nicht von Gott gewollt“, das „zählt auch für die Kirche“ betonte der Erzbischof von Freising und München. Gleichwohl müsse der Rahmen dafür gegeben sein. Er plädierte darum für eine „Ordnung der Freiheit auf der Grundlage des Rechts“, die durch die westlichen Gesellschaften in die zunehmend globalisierte Welt eingebracht werden müsse. Damit bewegte sich der Magnus Cancellarius der Katholischen Universität weg von theologischen und philosophischen Überlegungen hin zu konkreten Alltagsaspekten im Kontext der „Ressource Vielfalt“. Seine Forderung nach „dynamischer Chancengleichheit“ verknüpfte er mit der nach einem kooperativen Führungsstil in Unternehmen und betonte die „Notwendigkeit der Offenheit“ gegenüber Fremdem.
Für Prof. Dr. Ludger Pries, Lehrstuhlinhaber für Soziologie/Organisation, Migration, Mitbestimmung an der Ruhr-Universität Bochum war die Unterscheidung von „tatsächlicher Vielfalt“ und „wahrgenommener Vielfalt“ ein zentrales Anliegen. Mit „Vielfalt in der Ambivalenz“ beschrieb er die mit der qualitativen wie quantitativen Zunahme der Vielfalt einhergehende Belastung, die als Folge einer Überforderung mit Vielfalt möglich sei.
Der Geschäftsführende Gesellschafter der MWG-Gruppe Wernigerode, Daniel Trutwin betonte, dass Vielfalt oft gar nicht gewünscht sei und glaubte einen Verlust von Vielfalt erkennen zu können. Seine vom Kunden gewünschten identischen Produkte und der Hamburger eines amerikanischen Schnellrestaurants zeugten davon. Gleichzeitig warb er für einen den Mitarbeiter einbinden Führungsstil in den Unternehmen. Es sei kein Geheimnis, so Trutwin „das Erfolgsrezept eines Unternehmens ist die Ressource Mensch“.
Aus Unternehmersicht sei die Vielfalt der Wirtschaftsstandorte, Ausbildungsgängen und Arten von Betrieben wie Unternehmen in Deutschland eine einmalige Ressource betonte Martin Wilde, Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU). Ein Anliegen des BKU im Rahmen der „Eichstätter Gesprächen“ sei die „Frage, wie Unternehmensführer ausgebildet werden“. Kardinal Marx fand eine klare Antwortet, nicht nur für Unternehmensführer: Jedem das „Bestehen in der Welt“ zu ermöglichen mit Hilfe des „christlichen Glaubens als Bildungsideal der katholischen Bildungseinrichtungen“.
Die Diskussion wurde von der Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld geleitet. Ihr gelang es immer wieder, die unterschiedlichen Zugangsweisen der Diskussionsteilnehmer zur „Ressource Vielfalt“ miteinander zu verknüpfen und die Diskussion durch zahlreiche Zuhörerfragen anzureichern. Die Fragen reichten dabei von den Folgen von Patenten auf Nahrungsmittel für die Vielfalt der Ernährung bis zur tatsächlichen Offenheit und Vielfalt der katholischen Kirche.
Simon Sterbenk