von Joachim Braun
#BuchdesMonats #Historienroman #Byzanz
Istanbul, das alte Byzanz, ist 1421 die prachtvollste Stadt Europas. Doch der Glanz trügt. Im Inneren drohen Korruption und Intrigen die Stadt zu zerstören. Von außen rücken die türkischen Eroberungsheere unaufhaltsam näher. Loukas Notaras will mit den Türken Frieden schließen. Sein Erzfeind Alexios Angelos will die Alleinherrschaft und den Krieg. Kann Eirene, die sie beide begehren, die Rivalen versöhnen? Wird Byzanz gerettet werden?
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Sebastian Fleming gelang mit Die Kuppel des Himmels 2010 ein erster großer Erfolg. In dem farbenprächtigen Renaissanceroman schildert er die Erbauung des Petersdoms in Rom. Das ist ihm so eindrücklich gelungen, dass er sogar zum Ehrenbürger der Stadt Fermignano, dem Geburtsort des Baumeisters Bramante, ernannt wurde. Vier Jahre später folgte mit Byzanz schließlich ein weiterer historischer Roman über die Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen.
Über 20 Jahre hinweg begleitet der Leser die Familie des Kaufmanns Loukas Notaras. Sein Gegenspieler ist der adlige Politiker Alexios Angelos. Beide streiten nicht nur um die Liebe der Nichte des Kaisers, sondern auch über die richtigen Maßnahmen zur Verteidigung der Stadt angesichts der Bedrohung durch den Sultan. Während Alexios auf Konfrontation und kriegerische Allianzen setzt, versucht Loukas durch Handelsbeziehungen Politik zu machen, nicht ohne auf den eigenen Vorteil zu spekulieren.
Was zunächst als klassische Konstellation eines guten Helden und eines bösen Antagonisten daherkommt, führt den Leser schnell zur Frage, wer denn nun die angemessene Strategie verfolgt. Die Charaktere sind keineswegs eindimensional gezeichnet, sie entwickeln sich vielmehr durch Gewissenskonflikte und moralische Zwickmühlen weiter. So spiegelt sich die äußere Krise der Stadtgeschichte in den Lebensschicksalen der Hauptakteure wider.
Sebastian Fleming gelingt auf eindrückliche Weise diese Verwebung von fiktiven persönlichen Schicksalen mit historischen Ereignissen. Er nimmt den Leser dabei mit zu politischen Intrigen in Kaiserpalästen, glanzvollen Liturgien in der Hagia Sophia, philosophischen Gesprächen in Klosterbibliotheken und bunten Alltagsszenen auf den Straßen der einstigen Metropole eines Weltreiches.
Wer gerne in über 700 Seiten belletristischer Geschichtsliteratur versinkt, wird mit Byzanz voll auf seine Kosten kommen. Dabei erfährt er, wie sich die letzten Jahre der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches angefühlt haben müssen.
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Sebastian Fleming
Byzanz
716 Seiten
9,99 €
ISBN: 978-3-404-17082-1