Skeptische Analysen zur Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen

„Deutschland und Frankreich in der Weltpolitik zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ – mit diesem Thema beschäftigten sich Studierende des „Deutsch-französischen integrierten Studiengangs Politikwissenschaft“ (DFS) im Rahmen eines Seminars, das gemeinsam mit dem Partnerinstitut „Institut d’Etudes Politiques de Rennes“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt stattfand. Sie präsentierten ihre Ergebnisse bei einem Festkolloquium zu Ehren von Prof. Dr. Klaus Schubert, der mit seinem Eintritt in den Ruhestand zum Ende des Sommersemesters 2014 die Programmverantwortung für den Kooperations-Studiengang abgeben wird. Das Seminar bzw. Kolloquium wurde vom Deutsch-Französischen Jugendwerk und der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert.

In drei Sektionen analysierten Studierende, aber auch Kollegen der französischen Partnerhochschule sowie Weggefährten von Professor Schubert die deutsch-französischen Beziehungen aus internationaler, bilateraler und kultureller Perspektive. Deutlich wurde, dass das 50-jährige Bestehen des Elysée-Vertrags im Jahr 2013 durchaus einen Anlass zum Feiern bietet, jedoch, so Professor Dr. Gilbert Casasus von der Schweizer Université de Fribourg in seinem leidenschaftlichen Plädoyer, habe es im Jubiläumsjahr wenig zukunftsweisende Ideen gegeben. Ulrike Huet zeigte zwar anhand zahlreicher Initiativen auf lokaler oder regionaler Ebene, dass die deutsch-französischen Beziehungen durchaus lebendig sind, aber auch sie konnte die Bedenken bezüglich eines zurückgehenden Interesses der jüngeren Generation nicht zerstreuen. Madame Huet ist ihrerseits Gründerin des Studiengangs auf französischer Seite und Präsidentin der „Fédération des Associations Franco-Allemandes pour l’Europe“, dem französischen Pendant zur „Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V.“.

 

Auch weitere Beiträge wie etwa von Prof. Dr. Hanns Maull oder Brigadegeneral a.D. Ulrich Heider zur Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union bzw. zur deutsch-französischen Sicherheitspartnerschaft endeten mit einem skeptischen Fazit: Deutsch-französische Divergenzen seien nicht zuletzt mit den unterschiedlichen außenpolitischen Kulturen in Deutschland und Frankreich zu erklären, so Maull. Während Frankreich nach wie vor eine ambitionierte Rolle in der Weltpolitik verfolge, entspreche das deutsche Verhalten nicht einmal mehr dem Konzept der „Zivilmacht“, sondern nur noch den Bedürfnissen eines Handelsstaates. Die weiteren Referenten, Sébastien Gregov, Dr. Dominique Maliesky, Prof. Dr. Gilles Richard, Dr. Christina Rüther sowie Studierende des Doppelstudiengangs, äußerten ebenfalls eine gewisse Skepsis in Bezug auf einzelne Aspekte der deutsch-französischen Beziehungen. Die Studierenden blickten dabei aber auch über den Tellerrand hinaus und eröffneten u.a. mit der Vorstellung eines trinationalen Kulturprojektes (TRIPTIC) mit der Schweiz neue Perspektiven.

 

Der deutsch-französische Studiengang sowie das Seminar selbst widerlegen schließlich allzu pessimistische Annahmen: So stellten die Studierenden Ergebnisse einer Befragung zur Motivation und zu zentralen Herausforderungen eines binationalen Studiums vor. Wenn auch die Arbeitsbelastung und die interkulturellen Anpassungsleistungen im Kontext eines integrierten Studiums deutlich höher sind, so ist doch der überwiegende Anteil der Studierenden im DFS zufrieden mit der Studienwahl. Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet zeigte in ihrer Laudatio für Professor Schubert, wie dieser sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit wiederholt kritisch mit den deutsch-französischen Beziehungen auseinandergesetzt und gleichwohl unter anderem mit dem deutsch-französischen Studiengang an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt immer wieder konstruktive Beiträge zur Zukunft der bilateralen Partnerschaft geleistet hat.