Während ihrer Reise besuchten sie zum Beispiel für zwei Tage eine Einrichtung in der Westbank, die von Misereor unterstützt wird. Darin bilden Ordensschwestern palästinensische Studentinnen und Studenten zu Krankenpflegern aus. „Die palästinensischen Studenten machten auf vieles aufmerksam, was für Ihr Leben bedeutsam und essentiell ist. Da war zum einen die Forderung, dass Deutschland die Menschenrechtslage in den besetzten palästinensischen Gebieten viel nachdrücklicher wahrnehmen und mehr Solidarität zeigen solle. Man sprach aber auch von der Verbesserung der Lebensumstände vor Ort, welche über Spenden und Unterstützung für das lokale Bildungsprogramm entstünde“, erklärt Exkursionsleiterin Tanja Kleibl. Vor allem die weiblichen Studenten hätten betont, dass dieses Bildungsprojekt ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und Einflussmöglichkeiten in ihren Familien und der Gesellschaft stärke. Das von den jungen Menschen am häufigsten genannte Anliegen sei allerdings die Notwendigkeit, das vermeintliche Vorurteil, dass viele Palästinenser Terroristen seien, zu ändern. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die Landkonfiszierung und die eingeschränkten Sozialleistungen hätten alle denkbaren Probleme für die Entwicklung der Palästinenser als Ergebnis. Dies gelte für sie sowohl in Israel, Gaza, der Westbank und auch außerhalb dieser Gebiete.
„Der Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung, weiterführender Bildung und einem ausreichenden Familieneinkommen ist in den von uns besuchten Gebieten in der Westbank kaum gegeben“, schildern die Studenten. Die dafür notwendigen Institutionen oder Orte könnten in der Regel nur über eine komplizierte und lange Reise, außerhalb der israelischen Siedlungen und der nur für Israelis zugänglichen Straßen, erfolgen. Aus diesem Grund fühlten sich viele Palästinenser wie Bürger zweiter Klasse. „Nichtsdestotrotz, der Traum von mehr Freiheit und einem menschenwürdigen und selbstbestimmtem Leben wurde selbstbewusst artikuliert. Den Menschen ist allerdings klar, dass sich bis dahin noch vieles ändern muss: Innerhalb der eigenen Gesellschaft, auf Seiten der Israelischen Besatzung und Militärmacht, sowie auch auf Ebene der Internationalen Gemeinschaft“, resümmieren sie.
Die weitere Reise führte die Gruppe zu einer internationalen Konferenz nach Ramallah, auf der die israelische Siedlungspolitik und das Internationale und Humanitäre Recht analysiert wurden. Die Tatsache, dass israelische Siedlungen zunehmend Land in der Westbank einnehmen, war zentrales Thema der Diskussionen. Auf dem Programm der Exkursion stand auch ein Treffen mit Studenten der Katholischen Universität Bethlehem. Auch die dortigen Kommilitonen betonten, wie wichtig es sei, das Bild von Palästina im Ausland, vor allem in Deutschland, zu korrigieren. Zusätzlich ergab sich die Möglichkeit zukünftige Formen der universitären Kooperation zu besprechen.
Unterschiedliche Einsichten in die Lage der Menschen ergaben sich auch durch den Austausch mit israelischen, säkularen und christlichen Nichtregierungsorganisationen. Ein Hauptziel der Exkursion wurde aus Sicht der Teilnehmer erreicht: In direkten Gesprächen mit palästinensischen Landwirten und israelischen Menschenrechtsaktivisten konnten soziale, politische und wirtschaftliche Macht diskutiert und deren Einfluss auf zivilgesellschaftliche Handlungsräume und sozialen Wandel analysiert werden.
Wichtig sei es gewesen, gemeinsam mit Menschen vor Ort Erkenntnisse zu gewinnen und nicht nur nüchterne Informationen zu sammeln. Bei allen Mitreisenden sei so das Bewusstsein gestärkt worden, welche Verantwortung Soziale Arbeit für die Einhaltung der Menschenrechte und die Förderung von gerechten Frieden hat. Wichtig sei es dabei gewesen, sowohl palästinensische als auch israelische Menschenrechtsorganisationen anzuhören.
Noch mehr Eindrücke von dieser Exkursion präsentieren die Studenten bei einem Themen- und Diskussionsabend unter dem Titel „Kritische Solidarität“, der am Montag, 1. Juli 2013, ab 18.00 im Eichstätter Gasthof „Zum Gutmann“ stattfindet. Dabei wird außerdem Anica Heinlein, Fachkraft im Zivilen Friedensdienst, referieren über den „Zivilen Friedensdienst im Nahostkonflikt - ,Wir scheuen keine Konflikte’ “ sowie eine Fotoausstellung zu sehen sein.