Ziel des seit 2010 über 15 Jahre laufenden Projekts ist es, die runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen systematisch, überregional und zeitlich umfassend zu untersuchen. Über 1400 Jahre hinweg war die Runenschrift in Europa als Kommunikationsmedium verbreitet. Runische und lateinische Schrift existierten lange Zeit nebeneinander. "RuneS" geht der frühesten Geschichte von Schrift in unserem Kulturraum nach.
Die wissenschaftliche Erforschung dieser Zeugnisse unserer ältesten Schriftkultur konzentrierte sich bislang vor allem auf das Textverständnis der einzelnen Inschriften und ihre kultur-historische Interpretation. Von den bisherigen Untersuchungen unterscheidet sich das neue Projekt RuneS dadurch, dass es die Runenschrift unter dem Blickwinkel eines Systems betrachtet, das sich über Jahrhunderte hinweg in unterschiedlicher Weise entwickelt hat und verschiedene kommunikative Funktionen übernahm.
Im Mai vergangenen Jahres wurde das Projekt durch eine Gutachterkommission positiv evaluiert, woraufhin die Union der Akademien den Fortgang des Projektes bis zur nächsten Evaluation im Jahr 2018 genehmigt hat.
Durch eine Kooperation mit Prof. Dr. Lilla Kopár (Director of the Center for Medieval and Byzantine Studies, Catholic University of America in Washington DC) war nun die Doktorandin Beth Newman Ooi für einen Monat zu Gast an der KU. Schwerpunkt der amerikanischen Partner ist u.a. die materielle Beschaffenheit der Inschriften, die teils nur noch schwer zu entziffern sind. "Es war für mich eine große Bereicherung, an diesem Projekt mitzuwirken und dabei zu helfen, Botschaften zu entziffern, die tausend Jahre alt sind", so Beth Newman Ooi. Sie erarbeitete während ihres Aufenthaltes an einem elektronischen Katalog gearbeitet, der Abbildungen von Runen aus dem siebten bis zehnten Jahrhundert aus Mittelengland umfasst. Ihre Arbeit wird Eingang finden in eine umfassende digitale Datenbank für altenglische Runeninschriften, die im Rahmen des Gesamtprojekts entstehen wird.