Stefan Popko neues Mitglied am ZRKG

Nach interdisziplinären Studien mit Schwerpunkten in Management, Führung sowie Wirtschafts- und Organisationspsychologie war Stefan Popko in leitender Funktion in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft tätig, bevor er sich verstärkt der Wissenschaft und Hochschullehre zuwandte. Eine Weiterbildung an der Universität St. Gallen (HSG) ergänzte sein Profil. Heute ist er Lehrbeauftragter für Leadership an der Universität Göttingen sowie Initiator des Instituts für Management und Transformation. Seit Juli 2025 ist er assoziiertes Mitglied im Forschungsfeld II: "Persönlichkeitsbildung heute: Herausforderungen, Formen und Grundlagen". Im Gespräch mit dem ZRKG stellt er sich vor.

ZRKG: An welchem Forschungsprojekt arbeiten Sie aktuell?

Popko: Derzeit befinde ich mich in der Konzeption meines Promotionsprojekts im Bereich der katholischen Sozialethik. Noch befinde ich mich in einer frühen, kreativen Phase der Exposéentwicklung, aber mein Ziel ist es, Formen verantwortlicher Führung in Organisationen zu untersuchen – insbesondere im Kontext von Sinn- und Werteorientierung. Mich beschäftigt die Frage, wie sich ethische Prinzipien unter den Bedingungen des digitalen und gesellschaftlichen Wandels konkret in Führungskulturen übersetzen lassen. Ich strebe ein Forschungsdesign an, das sowohl normativ fundiert als auch praxisnah anschlussfähig ist.

ZRKG: Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

Popko: In meiner früheren beruflichen Praxis als Geschäftsführer war ich täglich mit der Spannung zwischen ökonomischem Druck, institutionellen Rahmenbedingungen und ethischem Anspruch konfrontiert. In dieser Gemengelage wurde mir die katholische Sozialethik zu einer tragfähigen Ressource – nicht als Ideologie, sondern als kritischer Orientierungsrahmen, der Ambivalenzen nicht verdrängt, sondern bearbeitbar macht. Diese persönliche Erfahrung bildet das Fundament meines wissenschaftlichen Interesses.

ZRKG: Hat es so etwas wie einen starken Impuls, ein zentrales Motiv gegeben?

Popko: Ja, definitiv. Mich motiviert die Überzeugung, dass werteorientierte Führung heute dringender denn je gebraucht wird. In Zeiten multipler Krisen ist es entscheidend, Haltung zu zeigen – nicht nur individuell, sondern strukturell. Die Frage, wie Führung menschenwürdig, wirksam und zukunftsfähig gestaltet werden kann, begreife ich nicht nur als Forschungsinteresse, sondern als ethische Aufgabe.

ZRKG: Was motiviert Sie, einem interdisziplinären Forschungszentrum beizutreten?

Popko: Ich schätze die interdisziplinäre Arbeit als kreativen Möglichkeitsraum. Gerade Persönlichkeitsbildung, ethisch reflektierte Führung und organisationale Transformation lassen sich nicht disziplinär monologisch bearbeiten. Das Forschungsfeld II bietet mir die Chance, u.a. mit Kolleg/innen aus Theologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Philosophie und Pädagogik ins Gespräch zu kommen – und so neue Perspektiven auf ein Thema zu gewinnen. Besonders wertvoll finde ich dabei, wenn durch den Dialog nicht nur neues Wissen entsteht, sondern auch gegenseitiges Vertrauen und ein gemeinsamer Sinn für Verantwortung. Diese Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass Forschung mehr ist als Analyse – sie ist auch Beziehung, Resonanz und gemeinsames Gestalten.

ZRKG: Gibt es Themen, die Ihnen dabei besonders wichtig sind?

Popko: Besonders am Herzen liegt mir die Frage, wie Persönlichkeitsbildung in digitalen, gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gelingen kann. Was heißt es heute eine Führungspersönlichkeit zu sein? Wie lässt sich eine ethisch verantwortete Praxis entwickeln, die nicht idealistisch abhebt, aber auch nicht im Zynismus endet? Mich interessieren narrative und spirituelle Ressourcen, die Menschen in herausfordernden Kontexten Orientierung geben – und ich möchte dazu beitragen, diese Ressourcen bildungstheoretisch wie auch organisational fruchtbar zu machen.

ZRKG: Gibt es eine Disziplin neben Ihrem eigenen Fach, der Sie sich besonders verbunden fühlen?

Popko: Ich fühle mich der Theologie, besonders der Sozialethik, und der praktischen Philosophie verbunden. Ich schätze deren analytische Schärfe, ihre Nähe zur gesellschaftlichen Realität und die Fähigkeit, Machtverhältnisse und institutionelle Strukturen sichtbar zu machen. Zugleich suche ich die Verbindung zu pädagogischen und spirituellen Denkwegen, um Theorie und Praxis in Beziehung zu halten.

ZRKG: Warum fühlen Sie sich besonders diesen Fächern verbunden?

Popko: Weil sie mir helfen, Verantwortung konzeptionell zu denken und konkret zu verorten. In ihrer Verbindung liegt für mich ein produktiver Resonanzraum: Die katholische Sozialethik gibt mir den normativen Horizont, die Theologie eröffnet mir die spirituelle und anthropologische Tiefe, und die praktische Philosophie schärft meine Fähigkeit zur kritischen Reflexion. Zusammen ermöglichen sie eine reflektierte Annäherung an die Frage, wie Menschen und Organisationen heute gut leben, führen und gestalten können.

ZRKG: Vielen Dank für das Gespräch!