STS-Talk III - Umkämpfte Klimapolitik – Wie eine nachhaltige Zukunft möglich werden kann

Am 25. November 2024 fand an der School of Transformation and Sustainability (STS) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) der mittlerweile dritte STS-Talk statt, der sich mit einem der drängendsten Themen unserer Zeit auseinandersetzte: die Klimapolitik und die Herausforderungen, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

„Ein Großteil der fossilen Ressourcen muss im Boden bleiben. Aber auch das reicht nicht, um die Klimaziele zu erreichen. Wir müssen darüber hinaus die Möglichkeiten der C02-Entnahme (CDR) forcieren. Die bisherigen klimapolitischen Bemühungen waren nicht ausreichend waren.“ Mit dieser Konsequenz konfrontierte Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor und Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK), die erfreulich vielen Teilnehmenden am mittlerweile etablierten Talkformat der School of Transformation and Sustainability (STS). Der Zeitpunkt für die zum ersten Mal in hybrider Form durchgeführte Veranstaltung konnte nicht besser gewählt werden. Einen Tag nach Abschluss der Weltklimakonferenz von Baku informierte Edenhofer in einer anschaulichen und wachrüttelnden Keynote über die komplexen klimapolitischen Herausforderungen auf globaler und europäischer Ebene. Eine Integration von CDR in das EU-Handelssystems könne durchaus positive Anreize schaffen, so einer seiner Botschaften. Unternehmen, die CO2 dauerhaft entfernen und speichern, könnten mittels Gutschriften belohnt werden. Auch die Einführung von "Clean-Up Certificates" würden Negativemissionen ermöglichen.

Die auf Edenhofers Ausführungen folgende Diskussionsrunde fand vor Ort an der KU in Eichstätt statt. Die STS-Moderatorin Prof. Dr. Simone Birkel verstand es geschickt, die unterschiedlichen Perspektiven der Talkgäste zu kontrastieren, aber auch zu verbinden. Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette, Professorin für Physische Geographie, Landschaftsökologie und nachhaltige Systementwicklung forscht beispielsweise zu den Auswirkungen des Klimawandels. Dabei stellt sie fest, dass die durch den Klimawandel verlängerte Pollenproduktion enorme menschliche Gesundheitsprobleme verursacht. Aber auch die steigende Anzahl an Hitzetoten oder Lebewesen, die bei Unwettern ums Leben kommen sei alarmierend. Dr. Rüdiger Recknagel, Leiter Umweltschutz für alle Audiwerke weltweit, begann seine Ausführungen mit der Frage, wer denn mit dem E-Auto angereist wäre. Als sich herausstellte, dass er der Einzige war, wurde ihm bewusst, dass die Teilnehmenden wohl der falsche Adressat:innenkreis ist. Insbesondere die erfreulich hohe Zahl an teilnehmenden Studierenden bzw. Hochschulangehörigen kam nämlich entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Recknagel erwähnte, dass die politischen Vorgaben zu den umweltrechtlichen Genehmigung einerseits einen hohen Verwaltungsaufwand durch die Eintragung der Kennzahlen darstelle, dass er sich andererseits aber für die Automobilbranche verlässliche politische Vorgaben wünsche, Schwankungen seien immer aufwändig und deshalb auch für die Industrie kontraproduktiv. Prof. Dr. Alexander Danzer, der an der KU den Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre inne hat, betonte, dass es externe Anreizstrukturen geben müsse, um klimafreundliches Verhalten herbeizuführen. Nach den einführenden Statements waren die Teilnehmenden vor Ort und online aufgerufen, ihre Perspektiven und Eindrücke einzubringen. Ermutigt durch die Moderatiorin, trauten sich einige der zahlreich anwesenden Studierenden, den freien Platz auf dem Podium einzunehmen und ein Statement zu äußern. Durch die direkte Einbindung der Teilnehmenden an der Diskussion ermöglichte der STS Talk einen Austausch der Sichtweisen von Jüngeren und Älteren, Dozierenden und Studierenden auf Augenhöhe. Am Ende der Diskussion ergriff nochmals Prof. Dr. Edenhofer das Wort und betonte vor allem die Herausforderung, die globale und europäische Ebene, transnationale Kooperationen und realistische Ziele im Blick zu haben. Forderungen nach Degrowth und einer Postwachstums-Ökonomie seien afrikanischen Staaten nicht vermittelbar. Wir müssten zeigen, wie ökonomisches Wachstum entkoppelt werden kann vom CO2-Ausstoß.

Die lebhafte Diskussion beim dritten STS Talk machte mehr denn je deutlich, dass es neben den großen Klimakonferenzen auch lokal ergänzende Formate eines klimapolitischen Comittment braucht. Das durchwegs positive Feedback zu der Veranstaltung zeigte, dass es der STS-Talk es schaffte, mehrdimensionale Perspektivendifferenz zu ermöglichen, Komplexität wahrzunehmen und Zusammenhänge zu erkennen. Beim anschließenden gemeinsamen Get together wurden noch lange Perspektiven für eine nachhaltige gestaltete Zukunft ausgetauscht.