Biblische Erinnerungslandschaften
Studienexkursion vom 14. bis 29. August 2022
Wer Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit studiert, tut gut daran, einmal ins »Land der Bibel« zu reisen, dorthin also, wo die meisten alttestamentlichen Texte entstanden und die Erzählungen der Evangelien angesiedelt sind. So wurde auch in diesem Sommer wieder eine zweiwöchige Exkursion für Studierende der Religionspädagogik angeboten, die in Kooperation mit der Universität Bamberg unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Bieberstein und Prof. Dr. Sabine Bieberstein durchgeführt wurde und aus Studienzuschussmitteln mitfinanziert wurde.
Ein langer Weg bis zur Studienreise
Der Weg bis zur Exkursion war lang: Bereits im Wintersemester 2020/2021 begann das Vorbereitungsseminar zunächst mit biblisch-archäologischen und historischen Themen. Ziel war eine Reise im Sommer 2021. Doch Corona durchkreuzte diese Pläne, so dass die Reise auf den Sommer 2022 verschoben werden musste. Nach dem zweiten Teil des Vorbereitungsseminars im Sommersemester 2022 zu Themen der jüngeren Geschichte der Region und zu Fragen der aktuellen politischen Situation war es dann im August 2022 endlich so weit und die Reise konnte starten.
Erinnerungslandschaften
In der ersten Woche stand Jerusalem im Zentrum. Vom Quartier aus, das inmitten der Altstadt lag, konnte die Stadt zu Fuß erkundet werden – in thematischen Rundgängen, deren Spektrum von den Anfängen der Besiedlung bis zur aktuellen Gestaltung der Erinnerungslandschaften reichte. Besuche in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Wa-Shem und im Israel-Museum durften ebensowenig fehlen wie Ausflüge nach Bethlehem und zum Herodeion. Eine eindrückliche Wanderung führte in der Wüste Juda durchs Wadi Qilt nach Jericho.
In der zweiten Woche führte die Reise über Samaria und die Küstenebene nach Norden, wo wichtige historische Stätten in Galiläa, am See Gennezareth und am oberen Jordan auf dem Programm standen. Über das Jordantal ging die Fahrt zum Toten Meer, bevor die Gruppe über den Negeb nach Jerusalem zurückkehrte.
Ein Land voller Spannungen
Selbstverständlich kann man dieses Land nicht bereisen, ohne sich auf Schritt und Tritt auch mit der aktuellen, überaus komplexen und spannungsvollen Situation auseinanderzusetzen. So begleiteten die aktuellen Themen die Reise von Anfang an und boten Stoff für viele Gespräche.
Ein kompetenter Begleiter dabei war Dr. Salah Adameh, ehemaliger Dozent für islamische Philosophie an der al-Quds University in Jerusalem, der als lizensierter Guide die Gruppe bei der Rundreise durch das Land begleitete, viele hilfreiche Informationen zu Land und Leuten einbrachte und den Horizont für interessante Fragestellungen öffnete.
Kompetente Studierende
Es waren zwei intensive und erlebnisreiche Studienwochen, die die Studierenden aufwändig vorbereitet hatten. Alle Studierenden hatten bereits in den Vorbereitungsseminaren erstens je einen Beitrag zu einem historischen, theologischen oder archäologischen Thema und zweitens je einen Beitrag zur jüngeren Geschichte des Landes oder zur aktuellen Situation vorbereitet. Vor Ort kam dann noch je ein Beitrag zu einer konkreten Ortslage hinzu, so dass die Studierenden selbst als kundige Fachpersonen fungieren konnten. Die Beiträge der Studierenden und der Seminarleitung fanden Eingang in einen umfangreichen Reader, der während der Reise als »Reiseführer« diente und im Nachklang hoffentlich zu einer »handfesten« und nachhaltigen Erinnerung beiträgt.
Wenn die Reise Anstöße zu einer geerdeten und kontextsensiblen Theologie gegeben hat, hat sie ein wichtiges Ziel erreicht.
Autorin: Prof. Dr. Sabine Bieberstein