Dank der Initiative „Ganz Ohr“ konnte die Universität Eichstätt auf viele Forderungen der Studentenproteste eingehen. Dahinter verbirgt sich die Idee der Universitätsleitung, stärker mit den Studenten in Kontakt zu treten und Probleme und Maßnahmen gemeinsam zu besprechen (siehe separates Interview mit Gabriele Gien).
Das ganzheitliche Studium soll die persönlichen Stärken der Eichstätter Studierenden fördern. Ganzheitlich heißt zunächst einmal, dass neben den kognitiven Fähigkeiten, persönliches Auftreten, eigene Ausdrucksmöglichkeiten und kreative Potentiale in den Mittelpunkt gestellt werden. So werden Theaterworkshops und Schreibwerkstätten, bei denen der Schwerpunkt auf Selbst – und Fremdbeurteilung liegt, angeboten. Das soziale Engagement, das durch die zeitliche Belastung in der neuen Studienstruktur oft auf der Strecke bleibt, wird jetzt durch freie Module im Studium integriert. Im Projekt „connect“ beispielsweise werden Studierende durch Lehr- und Forschungsprojekte zur verantwortlichen Mitgestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens aufgefordert und vernetzen sich unter anderem mit jugendlichen Straftätern, die durch entsprechende Literaturarbeit, ihre Einstellungen neu reflektieren sollen oder entwickeln eine onlinebasierte Schreibwerkstatt für eine Schule in Entwicklungsländern.
Das Studium generale wird in vielen Studiengängen wieder zugelassen. So kann eine umfassende Bildung gewährleistet werden. Um das spezifische Profil einer katholischen Universität noch deutlicher zu machen, gehört dazu auch das Studium fundamentale, das sich mit theologischen, philosophischen und ethischen Fragen im Kontext des Dialoges Glauben und Wissenschaft beschäftigt. Diese Formen finden in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten statt: Sommerakademien, Veranstaltungsreihen und gezielte Studienfahrten laden zu einer reflektierten Auseinandersetzung ein. Das Studium generale und das Studium fundamentale sind Bestandteil der neuen flexiblen Bachelor- und Masterstudiengänge an der KU.
Die KU hat zwar schon das Prädikat familienfreundlich, aber das ist ihr in vielen Bereichen noch nicht umfassend genug. Deshalb sind für das Wintersemester weitere Maßnahmen geplant. Damit Studierende Kind und Studium besser unter einen Hut bekommen können sollen künftig Teilzeitstudiengänge und gelockerte Präsenzzeiten eingeführt werden. Förderprogramme können unter anderem dafür genutzt werden, dass während der Examenszeit Babysitter bezahlt werden. Aber auch schon während des Studiums sollen den Eltern bessere Betreuungsmöglichkeiten geboten werden: abgesicherte Kinderspielplätze und Kinderbetreuung. Daneben sind eine Vortragsreihe und Forschungsprojekte zum Thema „Frauen in der Wissenschaft“ geplant.
Ziel dieser Maßnahmen ist vor allem eines, so die Vizepräsidentin der KU Eichstätt: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, wertebewusste Absolventen in ihr Berufsleben zu entlassen, die an der Gestaltung der Welt Anteil haben und über die notwendige Kompetenz verfügen, Verantwortung für andere und sich selbst zu übernehmen.“ Bei den Studierenden kommen die Maßnahmen sehr gut an. Die Vorsitzenden des studentischen Konvents, Christopher Knoll und Tanja Müller, bedankten sich im Namen der Studenten in einem langen Brief für die schnelle Reaktion auf die Kritik und sagten: „Wir hoffen auf einen weiterhin so fruchtbaren, dialogreichen und synergetischen Austausch.“