Das Thema der diesjährigen Tagung der AKL ist von besonderer Aktualität: Es wird um Fragen an Liturgie und Liturgietheologie gehen, die sich angesichts des religiösen Pluralismus stellen. Noch die jüngste Liturgiereform ist in einer Gesellschaft begonnen worden, die – zumindest in Westdeutschland, Österreich und der Schweiz – in religiöser Hinsicht klar durch eine der großen christlichen Kirchen bestimmt wurde und mehrheitlich unter volkskirchlichen Vorzeichen stand. Die Verhältnisse haben sich geändert und ändern sich weiter, was hat für die Liturgie erhebliche Konsequenzen hat. Die Voraussetzungen, von denen man noch im Konzil für die Feier der Liturgie ausgehen konnte, bestehen häufig nicht mehr. Neue Rituale und Ritualanbieter treten neben den Kirchen und zum Teil in Konkurrenz zu ihnen in Erscheinung. Zugleich scheinen auch kirchliche Liturgie und allgemeiner Rituale pluraler zu werden. Tradierte Liturgien verlieren an Ausdruckskraft und werden für viele Mitfeiernde immer erkläruungsbedürftiger. Christliche Liturgien und die für sie Verantwortlichen müssen sich auf neue Situationen, in denen Gottesdienst gefeiert wird, und auf veränderte Teilnahmevoraussetzungen einstellen. Der religiöser Pluralismus ist zu einer Herausforderung auch für die Liturgiewissenschaft geworden. Diese soll unter historischen, theologischen und pastoralen Fragestellungen diskutiert werden.
Das Programm ist zweigeteilt: Am Montag und Dienstag werden Grundsatzfragen im Mittelpunkt stehen. Herausforderungen von Liturgie und Liturgiewissenschaft durch das Pluralitätsparadigma, Pluriformität der Liturgie im Laufe der Liturgiegeschichte, Überlegungen zur Sakramententheologie unter den heutigen religiösen Vorzeichen sollen diskutiert werden. Es soll aber auch deutlich werden, dass auf altvertraute Begriffe wie „Inkulturation“ und „tätige Teilnahme“ ein neues Licht fällt. Am Donnerstag sollen Praxisbeispiele diskutiert werden, die in dieser Weise nicht immer im Fokus der Liturgiewissenschaft sind. Es soll mit Blick auf christliche Feste, Liturgie in der Militärseelsorge, Feiern mit Konfessionslosen und die Stundenliturgie in einem veränderten Umfeld gefragt werden, wie sich kirchliche Liturgie im Wandel der Religionskultur darstellt. Eine Reihe von Kurzvorträgen bieten Einblicke in weitere Themenbereiche. Beispielsweise referiert Dr. Florian Kluger über "Liturgische Bildung als Teil der Erwachsenenbildung".
Am Mittwochabend wird der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, die Tagung besuchen. Er wird mit uns eine Liturgie feiern und anschließend zum Gespräch zur Verfügung stehen.
Am Dienstagabend besteht die Möglichkeit, das weit über Münster hinaus renommierte Picasso-Museum unter sachkundiger Führung zu besichtigen. Am Mittwochnachmittag wird der Kunsthistoriker Dr. Ulrich Reinke in einige Kirchen der Münsteraner Altstadt führen.