Chinas Belt and Road Initiative (BRI) birgt das Potenzial, die wirtschaftlichen und geopolitischen Gefüge der Welt zu verändern. Das globale Infrastrukturprojekt wird den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen China und Europa weiter fördern. Dem Tourismus kann hierbei eine wichtige Rolle zukommen. Die Anzahl chinesischer Reisender in Deutschland, seit Jahren stark wachsend, dürfte in Folge dieser Projekte weiter ansteigen.
In der IHK Akademie München begrüßten der Lehrstuhl Tourismus und die IHK München und Oberbayern Experten und Teilnehmer aus den Bereichen: Internationale Tourismusentwicklung, Reiseveranstaltung, China Outbound Tourism und der „Neuen Seidenstraße“. Bereits die Grußworte von Peter Kammerer (Stv. Hauptgeschäftsführer IHK für München und Oberbayern) und Yonggui Pei (Konsul und Leiter der Wirtschafts- und Handelsabteilung des Generalkonsulats der VR China München) öffneten den Raum für Kooperation und eine gemeinsame Gestaltung der „Neuen Seidenstraße“. Beide verdeutlichten die tragende Rolle des Tourismus als Wirtschaftszweig und wichtiges Element des gegenseitigen Verständnisses.
Prof. Dr. Wolfgang Georg Arlt (China Outbound Tourism Research Institute, FH Westküste) betonte mit seiner Keynote das immense Wachstum im China Outbound Tourismus und die sich ändernden Reisemotive, die weitaus spezifischer sind als das Image der Chinesischen Gruppenreisen. Seit der Ankündigung der „Neuen Seidenstraße“ durch Xi Jinping 2013 hat sich der Diskurs gewandelt. Waren zu Beginn auf europäischer Seite vor allem Ungewissheit gegenüber den Infrastrukturinvestitionen vorherrschend, rücken nun der Ausbau von Clustern und der Kulturaustausch in den Vordergrund, wie Dr. Friedhelm Acksteiner (Forum Neue Seidenstraße e.V.) argumentierte. Dass insbesondere der Tourismus zum gegenseitigen Verständnis der Kulturen und somit zum Verständnis der „Neuen Seidenstraße“ beitragen kann, unterstützte auch Prof. Quju Luo (School of Tourism Management, Sun Yat-sen University).
Neben den Rahmenbedingungen und Zukunftsprognosen zur „Neuen Seidenstraße“ hielten auch praktische Diskussionen Einzug in die Tagung. So boten beispielsweise Herr Janz und Herr Flück von China Tours Einblicke in ihre Erfahrungen zu Reisen entlang der gesamten Seidenstraße. Alla Peressolova (Silk Road Tourism development specialist, Ehem. Leiterin UNWTO Silk Road Program) unterstrich die transnationalen Kooperationen von Institutionen und Reiseveranstaltern, sowie die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung, ebenso wie Paco Buerbaum (SOENT – International Tourism Consulting Group), der sich u.a. mit Infrastrukturentwicklung in Kasachstan beschäftigt.
Am Nachmittag konnten in den Werkstattgesprächen zahlreiche Unternehmer und Experten zu den Themen Marketing, Kommunikation, Einzelhandel, Zahlungsverkehr, Regionalentwicklung oder interkulturelle Kompetenz berichten. Hierbei wurden u.a. Best Practises in der Bearbeitung des chinesischen Quellmarktes präsentiert oder auch die Herausbildung touristischer Routen thematisiert.
Im Resümee konnte festgehalten werden, dass die „Neue Seidenstraße“ trotz ihrer offenen Fragen im infrastrukturellen und geopolitischen Gefüge, eine Chance für den Tourismus und die lokalen Leistungsträger sein kann. Voraussetzung hierfür sind allerdings ein kulturelles Verständnis und Professionalität in der Marktbearbeitung. Der Erfolg der „Neuen Seidenstraße“ als möglicher Treiber für Handel und Mobilität zwischen Asien und Europa wird auch davon abhängen, wie kooperativ und gleichberechtigt die Parteien untereinander Projekte auflegen und fördern.
Ein Dank gilt der internen Forschungsförderung proFOR+ der KU Eichstätt-Ingolstadt zur Unterstützung der Tagung, sowie der IHK München und Oberbayern.