Theologe zwischen Spätmittelalter und Neuzeit: Ingolstädter Tagung erforschte Luther-Gegner Johannes Eck

Eine typische Frage im Kreuzworträtsel fragt nach einem Gegner Luthers: Eck lautet die richtige Antwort, wie viele Bewohner der Region Ingolstadt wissen. Aber wer dieser Johannes Eck eigentlich war, was ihn im Übergang zwischen Spätmittelalter und Neuzeit geprägt und in seinen Schriften geleitet hat, ist wohl den wenigsten bekannt. Die Tagung, die am vergangenen Freitag im Ingolstädter Stadtmuseum unter dem Titel „Johannes Eck (1486-1543). Scholastiker – Humanist – Kontroverstheologe“ mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfand, griff die Tatsache auf, dass Johannes Eck fast exakt auf den Tag genau vor 500 Jahren, nämlich am 18. November 1510, seine Vorlesungen an der Hohen Schule in Ingolstadt begann. Veranstalter der Tagung waren Prof. Dr. Jürgen Bärsch (Professor für Liturgiewissenschaft) und Prof. Dr. Konstantin Maier (Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte) die beide an der Theologischen Fakultät der KU Eichstätt lehren, sowie der Historische Verein Ingolstadt, das Stadtmuseum Ingolstadt, die Katholischen Erwachsenenbildung Ingolstadt und das Evangelische Bildungswerk e.V. Ingolstadt.

In den Vorträgen wurden verschiedene Facetten in den Blick genommen: Nach der Beschreibung des Kontextes und Umfeldes Johannes Ecks in Ingolstadt kurz vor Ausbruch der Reformation in Deutschland durch Dr. Siegfried Hofmann wurden das Verhältnis zwischen dem Eichstätter Fürstbischof Gabriel von Eyb und Johannes Eck von Prof. Dr. Konstantin Maier sowie die Rolle Ecks im oberdeutschen Zinsstreit durch Dr. Johann Peter Wurm beleuchtet. Dass Eck auch Seelsorger in St. Moritz und am Liebfrauenmünster war, stellte Prof. Dr. Jürgen Bärsch anhand des Pfarrbuches Ecks als wichtige Quelle für die lokalen gottesdienstlichen Feiern heraus. Prof. Dr. Manfred Gerwing ging Ecks theologischen Grundlinien nach, die gerade in ökumenischer Perspektive durch ihre Nähe zur lutherischen Grundfrage „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ bedeutsam sind. Trotz der inhaltlichen Nähe zu den Reformatoren grenzte Eck sich laut Gerwing von ihnen ab und verschärfte die bestehenden Differenzen. Den öffentlichen Abendvortrag hielt der Freiburger Systematiker Prof. Dr. Peter Walter zur Frage „Johannes Eck und der Humanismus“. Anschaulich ging er dabei differenziert der Einschätzung Ecks als Humanist nach. Walter charakterisierte Eck als Person des Übergangs zwischen Spätmittelalter und Neuzeit, der sich durchaus selber als Humanist verstanden und stilisiert habe. In der Auseinandersetzung mit Humanisten wie etwa Erasmus von Rotterdam veränderte sich jedoch Ecks humanistische Prägung zunehmend, die trotz Differenzen weiterhin Schnittmengen mit den humanistischen Ideen beinhalte.

Die Tagung findet ihre Fortsetzung am kommenden Freitag, 5. November 2010. Von 16.30 bis 18.30 Uhr wird Dr. Siegfried Hofmann eine abendliche Stadtführung durch das Ingolstadt zu Zeiten Ecks leiten. Treffpunkt ist das Eingangsportal zur Münsterkirche. Um 19.30 Uhr wird der renommierte evangelische Kirchenhistoriker Volker Leppin aus Tübingen einen öffentlichen Gastvortrag zum Thema „Luther und Eck – Streit ohne Ende?“ im Barocksaal des Stadtmuseums Ingolstadt (Auf der Schanz 45, 85049 Ingolstadt) halten. Interessierte sind für beide Veranstaltungen herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.