Im Rahmen des orthodoxen Weihnachtsgottesdienstes überreichte Bartholomaios, der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, dem Oberhaupt der ukrainischen Kirche, Metropolit Epiphaniy, die am Vortag unterzeichnete Urkunde über die Eigenständigkeit der neuen Teilkirche. Die Ukraine ist damit erstmals seit 1686 kirchlich formal von der Russisch-Orthodoxen Kirche unabhängig.
Bedeutend und von Interesse für die Eichstätter Theologiestudenten war das Ereignis insofern, als dass das Collegium Orientale international und ökumenisch ausgerichtet ist und viele ukrainische Kollegiaten beherbergt, die sowohl östlich-katholisch wie auch orthodox sind. "Vergleichbar ist das ganze Verfahren mit der Gründung eines neuen Staates. Denn auch in diesem Fall geht es um die Freigabe eines bestimmten Territoriums, auf dem die neue Kirche künftig selbstverwaltend wirken wird, um eine Landesprache der Liturgie und um Bräuche und Identität des Christentums im Rahmen eines Ethnos und Ethos", erklärt Petrynko.
Gemäß der orthodoxen Kirchenverfassung existiert die christliche Kirche als Verband von mehreren, unabhängigen und in Gemeinschaft stehenden Nationalkirchen. Zuletzt gab es 14 autokephale orthodoxe Kirchen der byzantinischen Tradition. Seit dem jüngsten Ereignis hat sich nun eine 15. Kirche der weltweiten orthodoxen Kirchengemeinschaft dazugesellt.
"Äußerst unglücklich mit dem nun besiegelten Projekt der Anerkennung der Unabhängigkeit der ukrainischen Kirche ist die Russisch-Orthodoxe Kirche, die den Sachverhalt anders beurteilt, da sie die Ukraine zu ihrem Einflussgebiet zählt; man spricht hier von einem sogenannten kanonischen Territorium. Doch aus der Geschichte der Orthodoxie lernen wir, dass die Entstehung einer jeden orthodoxen Nationalkirche auf Wiederstand stößt", erläutert Rektor Petrynko.