Tiere jenseits klassischer Erzählmuster: Konferenz und Lesung an der KU

Von klein auf begegnen uns Tiere mit stereotypen Eigenschaften in Geschichten: Der Esel ist stur und der Hund treu. Doch Literatur bietet auch die Möglichkeit, Tiere als eigenständige Subjekte jenseits klassischer Erzählmuster darzustellen und ihnen damit eine eigene Identität und Perspektive zu geben. Diese Tierfiguren stehen im Fokus einer Konferenz, die Dr. Alexandra Tretakov von der KU, Dr. Nadine Menzel von der Universität Bamberg und die Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der KU, Prof. Dr. Friederike Reents, federführend organisieren. Unter dem Titel „(De)Constructing Identities? Tiere in der Literatur“ laden sie vom 13. bis zum 15. November 2025 nach Eichstätt ein. Auch die interessierte Öffentlichkeit ist eingeladen, in die Welt der Tierliteratur einzutauchen.

Am Donnerstag, 13. November 2025, um 15 Uhr eröffnet die deutsch-österreichische Schriftstellerin Jana Volkmann mit ihrem Poetik-Vortrag „Käfigtüren und Bleistifte. Versuch über Ethik und Poetik des Schreibens über Tiere“ im Holzersaal die interdisziplinäre Tagung. Jana Volkmann geht der Frage nach, was es bedeutet, für jemand anderen zu schreiben oder als jemand anderes zu sprechen, bei dem es sich um kein menschliches Wesen handelt. Sie beleuchtet dabei das sprachphilosophische Grundproblem des Schreibens über Tiere. Anhand wissenschaftlicher Positionen zu tierlicher Kommunikation und Tiersprachen zeigt sie, wo die Grenzen und auch Möglichkeiten eines solchen Schreibens liegen. Die Schriftstellerin und Journalistin wurde 1983 in Kassel geboren und lebt seit 2012 in Wien. 

Am Freitag, 14. November, liest die ukrainische Autorin Yevgenia Belorusets von 17 bis 18.30 Uhr aus ihrem Band „Über das moderne Leben der Tiere“. Die Veranstaltung findet im Holzersaal statt. Belorusets Buch verbindet auf feinsinnige Weise Humor und präzise Beobachtung. In scheinbar sachlichen Vorträgen und Erzählstücken werden Begebenheiten geschildert, die von Menschen und Tieren erzählen; Begebenheiten, in denen die Grenze zwischen menschlichen und tierlichen Identitäten oft unscharf bleiben, die von Verlust und Krieg, von Begreifen und Loslassen handeln. Diese poetisch-dokumentarisch anmutende Prosa wirft einen stillen und eindringlichen Blick auf das vielfältige Zusammenspiel von Mensch und Tier in einer von Unsicherheit geprägten Gegenwart. Yevgenia Belorusets, 1980 in Kiew geboren, ist Fotografin, Künstlerin und Schriftstellerin und lebt heute in Kiew und Berlin. 

Um die Möglichkeiten anderer Darstellungsformen jenseits der Literatur geht es am Donnerstag, 13. November, ab 18 Uhr im Filmstudio im Alten Stadttheater: Dort wird „Flow“ gezeigt, ein Animationsfilm, der gänzlich ohne menschliche Sprache auskommt.

Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.