Unsere Reihe "Alumni im Interview"

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Johannes Tauer, der von 2015 bis 2019 in Eichstätt den BA Religionspädagogik studierte, erinnert sich an seine Studienzeit und gibt Tipps für die Studierenden.

Herr Tauer, wie schön, dass Sie sich an unserer Reihe "Alumni im Interview" betiligen. Was waren Ihre Gründe, das BA-Studium Religionspädagogik anzufangen? Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden und warum gerade Eichstätt?

Im Laufe meiner Schulzeit wollte ich alles werden: Berufsmusiker, Lehrer oder Ingenieur.
Ich wollte sprichwörtlich „mein Hobby zum Beruf machen“. Gemeindereferent zu werden, stand also eigentlich nicht zur Debatte, zumal ich in der 9. Klasse das Ministrieren aufhören wollte, weil es „uncool“ wurde. Obwohl mir meine Eltern diese Freiheit gegeben hätten, konnte ich mich irgendwie nicht davon trennen und war letzten Endes bis Ende 2018 Ministrant in meiner Heimatpfarrei.
Ganz unbewusst war der Glaube und Kirche mein Interessensgebiet Nummer 1 und nach ganz kurzer Überlegung, ob ich nicht Pfarrer werden sollte, habe ich mich dazu entschieden Gemeindereferent oder Pastoralreferent zu werden. Sicherlich auch bestärkt durch das Engagement des Gemeindereferenten in meiner Heimatpfarrei.

Ein Theologiestudium kam für mich am Ende nicht in Frage, da meine Talente nicht im Erlernen von Griechisch, Hebräisch oder Latein liegen und ich sowieso eher der praktische Typ bin. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nie etwas von Eichstätt gehört. Die Wahl fiel dann aufgrund der „Nähe“ von 140km zu meiner Heimat und meiner Familie.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium in Eichstätt am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?

Eines der wichtigen Argumente war für mich die „Überschaubarkeit“ von Uni und Stadt. Der familiäre Umgang zwischen Student*innen und Lehrenden bleibt mir bis heute in Erinnerung.

Eichstätt ist aber immer auch von seiner Natur und Stadt her einen Aufenthalt wert. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten wird, verfügt Eichstätt für das Studentenleben außerhalb von Vorlesungen und Seminaren zahlreiche Möglichkeiten. Ich erinnere mich gerne an diverse Partys und Abendteuer im Nachtleben von Eichstätt, zusammen mit meinen „neuen“ Freunden.

Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?

Wären wir hier im Radio würde ich diese Möglichkeit gerne nutzen um Grüße zu senden.
Ganz herzliche Grüße möchte ich an Frau Prof. Dr. Sabine Bieberstein senden. Sie hat mich mit ihren Vorlesungen und Seminaren in AT und NT nachhaltig geprägt. Mein Bibelverständnis vor und nach dem Studium gleicht einer Drehung um 180 Grad. Wenn es die Möglichkeiten zulassen, werde ich gerne wieder an einer Lehrveranstaltung teilnehmen.

Und dann ist da noch Prof. Dr. Uto Meier, der singende Dekan unserer Fakultät. Was soll man sagen? Auch wenn seine Philosophie-Vorlesung manchmal die Grenzen meiner Gedanken überschritten haben, konnte ich den Vorlesungen in Religionspädagogik bestens folgen. Faszinierend, dass er gefühlt in jedem Land dieser Erde mindestens drei wichtige Persönlichkeiten kennt und im Austausch mit ihnen steht.
Ein bodenständiger Professor, der auch nicht davor zurückschreckt, ein Seminar mit anschließendem Essen in sein Wohnzimmer nach Hause zu verlegen, ist jedes Gespräch und jede fachliche Diskussion wert. An dieser Stelle hoffe ich, dass es seiner persönlichen Assistenten-Katze Dr. Lilli gut geht?

Wer abschließend noch verstehen will, wieso wir so Gottesdienst feiern, wie wir das eben tun, dem empfehle ich dringend die Liturgievorlesung, im Idealfall von Prof. Dr. Kluger!

Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?

Ich möchte vier Tipps mit auf den Weg geben:
1) Nehmt so viele Kooperationsmöglichkeiten mit Priesterseminar, Theologie, Mentorat und KHG mit wie möglich!
2) Macht euer Studium vernünftig, sonst wird’s im Job anstrengend.
3) Vergesst bei all dem Stress, Klausuren und Büchern nicht das Studentenleben. Geht raus und lernt Leute kennen!
4) In Eichstätt ist alles möglich! Ohne mein Studium in Eichstätt hätte ich jetzt nicht Frau und Kind.

Wo sehen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten für den Studiengang, um einer zeitgerechten lebendigen Kirche und Gesellschaft Impulse zu geben?

Grundsätzlich ist der Studiengang sehr praxisorientiert aufgebaut und integriert bereits aktuelle Themen. Der Austausch mit anderen Disziplinen finde ich daher wichtig. Dieser könnte meiner Meinung nach mit (Religions-) Soziologie erweitert werden, um die Glaubenswirklichkeit der Menschen noch schärfer zu erkennen.

Wohin hat Ihr Studium Sie beruflich geführt?
Ich bin momentan Gemeindeassistent im Bistum Regensburg und werde nächstes Jahr dann meine Ausbildung zum Gemeindereferenten abschließen.
Eine Weiterbildung steht mir natürlich noch offen. Ich bin gespannt, wo mich mein Weg noch hinführt; Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Uni? Ordinariat? Diakon? Wir werden es sehen, vorstellen kann ich mir alle drei Dinge.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf Freude?

Es ist der Umgang mit den Menschen: Jung und Alt haben Fragen und Sorgen, die man nicht immer beantworten muss, sondern anhören und mitgehen muss.
Der Job als Gemeindereferent bringt viel selbständiges Arbeiten mit sich und verfügt größtenteils über freie Zeiteinteilung. Jeder Tag ist anders, ein Segen wie ich finde.

Gibt es etwas, was rückblickend in einem anderen Licht erscheint? Aus welchen Erfahrungen können Sie auch weiterhin schöpfen?

Hier gilt das Motto: Nicht alles muss man wissen und parat haben, aber man muss wissen, wo man nachschauen kann. Die Unterlagen aus Eichstätt sind mein persönlicher Schatz zum Nachschauen.

Auch sind die Seminartage mit verschiedenen Dozent*innen aus der Praxis sehr gewinnbringend, obwohl diese oft den Samstag eingenommen haben.

Wie überall im Leben ist es so, dass man nicht 100% der Theorie und Methoden aus dem Studium brauchen kann, aber man muss die Vielfalt kennen, um für sich den eigenen persönlichen Weg zu finden.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute Ihnen für Ihren weiteren Weg.