Lieber Herr Martin, schön, dass Sie sich Zeit für ein Interview nehmen und uns von Ihren Erfahrungen mit dem Studiengang Religionspädagogik in Eichstätt berichten. Was waren Ihre Gründe, das BA-Studium Religionspädagogik anzufangen? Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden und warum gerade Eichstätt?
Ich bin eher durch Zufall zu dem Studium gekommen. Nachdem mein erster Studienanlauf Geologie nicht das war, was ich mir vorgestellt hatte, hatte meine Mutter den Tipp, es mit Religionspädagogik zu probieren. Da ich in Bayern bleiben wollte, war die Entscheidung damit für Eichstätt gefallen.
Was hat Ihnen an Ihrem Studium in Eichstätt am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?
Eichstätts große Stärke ist die Überschaubarkeit: der kleine Campus, die niedrigschwelligen Formen der Zusammenarbeit, die Geselligkeit – man kommt einfach schnell miteinander ins Gespräch.
Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?
Besonders wichtig waren für mich, auch rückblickend, die Angebote zu Themenzentrierter Interaktion und Transaktionsanalyse. Das hat mich persönlich weitergebracht und ist auch in meinem jetzigen Beruf eine wichtige Grundlage. Außerdem haben mich die Lehrveranstaltungen zur Liturgie sehr bereichert: durch das dort vermittelte Wissen und die Erklärungen haben sich mir viele Glaubensinhalte neu erschlossen. Bereichernd waren auch die Seminare an externen Lernorten wie Rom, Berlin oder Auschwitz: entgegen dem Vorurteil, das vielleicht der ein oder andere hegt, da es da nur ums in der Gegen herum reisen geht, haben mir diese Eindrücke „vor Ort“ noch einmal ganz neue Kontexte erschlossen… ja, und die Geselligkeit ist natürlich schon auch wichtig bei solchen Fahrten.
Wo sehen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten für den Studiengang, um einer zeitgerechten lebendigen Kirche und Gesellschaft Impulse zu geben?
Durch meine momentan berufliche Tätigkeit in München bin ich v. a. mit den Herausforderungen konfrontiert, die Gemeindearbeit in einer Großstadt mit sich bringt. Da stehen einfach andere Themen im Vordergrund als in ländlicheren Gebieten, es gibt z. T. weniger Traditionen, die Gruppen, die sich mit Kirche identifizieren, sind in der Diversität der Großstadt einfach weniger sichtbar. Diese Lebensrealität müsste im Studium noch stärker in den Blick genommen werden. Auch die Umstrukturierungsprozesse innerhalb der Kirche treffen den eigenen Arbeitsalltag. Auch hier könnte das Studium noch stärker Diskussionsraum sein, um zu eruieren: was will ich, was kann ich in diesem Beruf erreichen? Worauf muss sich Gemeindearbeit in Zukunft konzentrieren? Welche Wege eröffnen sich noch?
Wohin hat Ihr Studium Sie beruflich geführt? Als was und wo arbeiten Sie momentan? Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besonders Spaß? Wann denken Sie in Ihrem Berufsalltag an Ihr Relpäd.-Studium? Gibt es etwas, was rückblickend in einem anderen Licht erscheint? Aus welchen Erfahrungen können Sie für Ihren Berufsalltag besonders schöpfen?
Wie schon angesprochen, bin ich gerade dabei meine Ausbildungszeit als Gemeindereferent in München abzuschließen. Die Gemeindearbeit in der Großstadt gestaltet sich anders als auf dem Land, z. B. wird Ehrenamtlichkeit anders gelebt, man muss auch ein Stück weit auf die Suche nach den Menschen gehen. Gerade die Arbeit mit Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen ist es aber auch, die mir am meisten Spaß macht: seien es Senior*innen, seien es junge Familien und Alleinerziehende, die in München besonders gefordert sind, Beruf und Familienleben unter einen Hut zu kriegen. Hier sind die schon genannten Studieninhalte wie TZI und Transaktionsanalyse eine gute Grundlage und auch das durchs Studium vermittelte Wissen in Liturgie ist ein wichtiger Grundstein meiner täglichen Arbeit.
Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?
Da hätte ich sogar drei Tipps:
LEBE - Studium ist mehr als das Absolvieren von Veranstaltungen: es ist Leben. Geh raus, probiere Sachen aus, bleib am Wochenende Mal in Eichstätt, oder besuche das Theater in Ingolstadt. Auch Regensburg und Nürnberg sind nicht so weit weg!
VERLASSE DEINE KOMFORTZONE, denn es gibt neben deinem Kurs oder dem Mentorat noch andere Menschen, die sich mit dir unterhalten wollen – sei es im Sportkurs oder an der Bar.
SEI OFFEN für andere Menschen, andere Ideen, andere Einstellungen. Wer ankommt und glaubt, schon alle Antworten zu kennen, läuft mit Scheuklappen durch die Welt. Die frohe Botschaft findet mitten unter den Menschen statt, nicht nur im kleinen Kreis.
Danke für Ihre Zeit und Ihre Antworten und alles Gute für Sie!
Unsere Reihe "Alumni im Interview": in regelmäßigen Abstäden geben ehemalige Studierende Einblicke in ihr Berufsleben und blicken auf ihr Studium an unserer Fakultät zurück. Alle Beiträge der Reihe finden Sie unter www.ku.de/rpf/alumni
Wenn Sie selbst Alumna/Alumnus unserer Fakultät sind und unsere Reihe mit Ihren Erfahrungen bereichern wollen, nehmen Sie Kontakt zu uns auf: wenden Sie sich an Dr. Dorothea Pachale (dorothea.pachale@ku.de). Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!