„Das Ergebnis ist eine methodische Monokultur. Absolute Einsprachigkeit und Imitation sind ein Dogma, zudem wird nicht differenziert zwischen den individuellen Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler“, so Böttger. Grundsätzlich sei der Englischunterricht für die Kinder häufig nicht altersgerecht und authentisch, weil das zum Teil aus England stammende Unterrichtsmaterial eigentlich für jüngere Altergruppen konzipiert worden sei: „Wenn sich Dritt- oder Viertklässler mit Inhalten beschäftigen sollen, die eher für Kleinkinder gedacht sind, ist dies für sie wenig herausfordernd. Sie werden damit unterschätzt und unterfordert.“
Böttger wolle mit seinen Aussagen nicht auf die Lehrkräfte zielen, die ihr Bestes täten, sondern plädiert für eine Änderung der strukturellen Rahmenbedingungen des frühen Fremdsprachenunterrichts. So finde die bloße Imitation und das Nachsprechen in einer zu späten Altersstufe statt: „Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass die Bildung von Grammatik und Wortschatz bis ca. zum sechsten Lebensjahr abgeschlossen sind. Man müsste also noch früher mit der Sprachförderung beginnen, um Kindern das Lernen von Fremdsprachen zu erleichtern“, erklärt Böttger. Dies setze für den frühen Bereich des Fremdsprachenunterrichts spezielle Qualifikationen bei Betreuerinnen und Betreuern in Kindergärten voraus.
Zudem gelte es, im schulischen Sprachunterricht noch stärker nach den individuellen Möglichkeiten der Kinder zu differenzieren: „Es ist weder professionell, kompetent noch effizient, Lernressourcen unserer Grundschüler zu verschwenden, indem zur gleichen Zeit alle Mitglieder einer Lerngruppe das gleiche hören, sprechen, lesen oder schreiben sollen. Sowohl Über- als auch Unterforderung gefährden gleichermaßen den angestrebten englischsprachigen Lernerfolg.“ Das entspreche auch dem Wunsch der für die Studie befragten Grundschul-Lehrkräfte, die sich für eine professionelle Basis für Differenzierung und Individualisierung des Englischunterrichts durch spezielle Fortbildungen ausgesprochen hätten.