„Heute widmen wir uns der Frage, wie wir gemeinsam Transformation in der Region gestalten können“, sagte Prof. Dr. Jens Hogreve, Vizepräsident der KU für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, bei seiner Begrüßung. Konkrete, praktische Impulse zur Beschäftigung mit dieser Frage gaben Vorträge von Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sowie Forschenden der KU.
In der Fokus-Session „Digitale Transformation im Mittelstand – Künstliche Intelligenz als Treiber des Wandels“ des Science2Business-Forum wurde diskutiert, welche Anwendungen sich in der Praxis bereits bewährt haben und welche Innovationspotenziale insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen bestehen. Dabei standen konkrete Anwendungsbeispiele ebenso im Mittelpunkt wie übergreifende Fragestellungen zur Integration von KI in Unternehmensprozesse – von der Optimierung betrieblicher Abläufe über den Einsatz im Kundenservice bis hin zu Fragen von Ethik und Datenschutz. Den Rahmen schloss Keynote-Speaker Marc Erras, der die Gäste des Unternehmensforums am Abend noch mit auf eine Zeitreise nahm und die Bedeutung aufzeigte, die KI heute schon hat und in Zukunft noch haben wird.
KI als Kooperationspartner in Unternehmen
Dr. Marah Blaurock vom Lehrstuhl für ABWL und Dienstleistungsmanagement an der KU betonte in ihrem Impuls die Bedeutung einer kollaborativen Mensch-KI-Zusammenarbeit. Künstliche Intelligenz solle als Partnerin verstanden werden, nicht als Ersatz für menschliche Arbeit. Ihr Fazit: „KI ist gekommen, um zu bleiben – und die Zusammenarbeit von Mensch und KI kann fruchtbar gestaltet werden.“ Wie datenbasierte Entscheidungsprozesse in Unternehmen gelingen können, zeigten Prof. Dr. Thomas Setzer, Veronika Wachslander und André Konnersmann vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der KU. Anhand eingängiger Beispiele – etwa den Empfehlungssystemen von Netflix oder Amazon – wurde deutlich, wie sich aus großen Datenmengen konkrete Mehrwerte für Planung, Steuerung und strategische Entscheidungen ableiten lassen.
Ein weiterer Impuls thematisierte neue Formen des stationären Handels: Prof. Dr. Robin Ruhnau, KU-Juniorprofessor für Digitales Marketing, sprach über das wachsende Phänomen des „Unstaffed Retail“. Gemeint sind damit weitgehend personalfreie Geschäftsformate wie Amazon Go, tegut Teo oder Würth24. Ruhnau analysierte die Bedingungen, unter denen solche Konzepte funktionieren – und wo sie an Grenzen stoßen. Erfolgreicher seien vor allem hybride Modelle, bei denen zu Beginn Personal präsent ist, um Kundinnen und Kunden in das neue Format einzuführen.
Ein weiteres Beispiel, wie der Einsatz von KI im Unternehmensalltag konkret aussehen kann, demonstrierte schließlich Cem Gürdas, Assistent des Vorstands Vertrieb und Marketing bei der KESSEL SE + Co. KG. In seinem Beitrag wurde deutlich, wie das Unternehmen Künstliche Intelligenz gezielt für interne Abläufe nutzt. Mit dem hausinternen Chatbot „Kenn’ I“ können Mitarbeitende z.B. schnell auf Informationen zugreifen – etwa bei Kundenanfragen. Besonders eindrücklich war ein weiteres Beispiel: Über 20.000 Serviceaufträge, die zuvor manuell per Outlook an über 30 Techniker verteilt wurden, werden inzwischen durch eine KI-gestützte Planung optimiert – mit spürbaren Effekten auf Effizienz, Kosten und Personalbelastung.