Vernetzung rund um KI und Leadership beim Unternehmensforum an der KU

Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Unternehmen, der Stadt Ingolstadt sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich in Ingolstadt zu Zukunftsfragen ausgetauscht. Den Rahmen dafür bot das Unternehmensforum „Science2Business“, das am Zukunftscampus der KU stattfand. Im Fokus der halbtägigen Veranstaltung standen Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen für die Transformation von Unternehmen in der Region 10.

„Heute widmen wir uns der Frage, wie wir gemeinsam Transformation in der Region gestalten können“, sagte Prof. Dr. Jens Hogreve, Vizepräsident der KU für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, bei seiner Begrüßung. Konkrete, praktische Impulse zur Beschäftigung mit dieser Frage gaben Vorträge von Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sowie Forschenden der KU. 

In der Fokus-Session „Digitale Transformation im Mittelstand – Künstliche Intelligenz als Treiber des Wandels“ des Science2Business-Forum wurde diskutiert, welche Anwendungen sich in der Praxis bereits bewährt haben und welche Innovationspotenziale insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen bestehen. Dabei standen konkrete Anwendungsbeispiele ebenso im Mittelpunkt wie übergreifende Fragestellungen zur Integration von KI in Unternehmensprozesse – von der Optimierung betrieblicher Abläufe über den Einsatz im Kundenservice bis hin zu Fragen von Ethik und Datenschutz. Den Rahmen schloss Keynote-Speaker Marc Erras, der die Gäste des Unternehmensforums am Abend noch mit auf eine Zeitreise nahm und die Bedeutung aufzeigte, die KI heute schon hat und in Zukunft noch haben wird.

KI als Kooperationspartner in Unternehmen

Dr. Marah Blaurock vom Lehrstuhl für ABWL und Dienstleistungsmanagement an der KU betonte in ihrem Impuls die Bedeutung einer kollaborativen Mensch-KI-Zusammenarbeit. Künstliche Intelligenz solle als Partnerin verstanden werden, nicht als Ersatz für menschliche Arbeit. Ihr Fazit: „KI ist gekommen, um zu bleiben – und die Zusammenarbeit von Mensch und KI kann fruchtbar gestaltet werden.“ Wie datenbasierte Entscheidungsprozesse in Unternehmen gelingen können, zeigten Prof. Dr. Thomas Setzer, Veronika Wachslander und André Konnersmann vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der KU. Anhand eingängiger Beispiele – etwa den Empfehlungssystemen von Netflix oder Amazon – wurde deutlich, wie sich aus großen Datenmengen konkrete Mehrwerte für Planung, Steuerung und strategische Entscheidungen ableiten lassen. 

Ein weiterer Impuls thematisierte neue Formen des stationären Handels: Prof. Dr. Robin Ruhnau, KU-Juniorprofessor für Digitales Marketing, sprach über das wachsende Phänomen des „Unstaffed Retail“. Gemeint sind damit weitgehend personalfreie Geschäftsformate wie Amazon Go, tegut Teo oder Würth24. Ruhnau analysierte die Bedingungen, unter denen solche Konzepte funktionieren – und wo sie an Grenzen stoßen. Erfolgreicher seien vor allem hybride Modelle, bei denen zu Beginn Personal präsent ist, um Kundinnen und Kunden in das neue Format einzuführen.

Ein weiteres Beispiel, wie der Einsatz von KI im Unternehmensalltag konkret aussehen kann, demonstrierte schließlich Cem Gürdas, Assistent des Vorstands Vertrieb und Marketing bei der KESSEL SE + Co. KG. In seinem Beitrag wurde deutlich, wie das Unternehmen Künstliche Intelligenz gezielt für interne Abläufe nutzt. Mit dem hausinternen Chatbot „Kenn’ I“ können Mitarbeitende z.B. schnell auf Informationen zugreifen – etwa bei Kundenanfragen. Besonders eindrücklich war ein weiteres Beispiel: Über 20.000 Serviceaufträge, die zuvor manuell per Outlook an über 30 Techniker verteilt wurden, werden inzwischen durch eine KI-gestützte Planung optimiert – mit spürbaren Effekten auf Effizienz, Kosten und Personalbelastung.

Unternehmensforum
Oberbürgermeister Dr. Michael Kern (links) und Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld (rechts) überreichen den Johann-Helfenzrieder-Transformationspreis ab das Start-up FeldSchau GmbH

KI-Unterstützung im Arbeitsalltag bietet auch das Start-up FeldSchau GmbH, das im Rahmen des Unternehmensforums vom Ingolstädter Oberbürgermeister Dr. Michael Kern mit dem Johann-Helfenzrieder-Transformationspreis der Stadt ausgezeichnet wurde. Das Team aus Professoren, Doktoranden und Studierenden der Technischen Hochschule Ingolstadt und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bietet KI-Lösungen an, mit denen Pflanzeneigenschaften mittels Bildanalyse erfasst werden können – eine potenzielle Arbeitserleichterung für Züchterinnen, Züchter, Landwirtinnen und Landwirte.

Leadership, Strategie und Herausforderungen

In der zweiten Fokus-Session des Unternehmensforums rückte der Fokus weg von KI hin zu den Themen Leadership, strategische Orientierung und regulatorische Herausforderungen. Veronika Müller, Personalchefin der PROSIS GmbH, schilderte beispielhaft, in welchen Bereichen das IT-Unternehmen ansetzt, um seine Mitarbeitenden in der aktuellen, krisengeprägten Zeit bestmöglich zu entlasten. Wichtig seien ganzheitliche Möglichkeiten der Unterstützung: physisch (z. B. durch Rauchentwöhnungsangebote), psychisch (z. B. durch Einsatz der Mitarbeitenden gemäß ihren persönlichen Stärken), bei der Ernährung, sozial, finanziell (z.B. beim Thema Altersvorsorge) sowie strukturell, durch eine Unternehmenskultur, die alle anderen genannten Bereiche fördert. 

Julia und Fritz Peters von Gebrüder Peters, zeigten anhand ihrer eigenen Erfahrung als junge Geschäftsführende, was gute Leadership aus ihrer Sicht ausmacht: Gute Vorbilder zu schaffen, Erfahrung im Laufe der Zeit zu sammeln, den Rat von erfahrenen Führungskräften einzuholen, Management-Literatur zu lesen sowie persönliche Führungsprinzipen zu formulieren und umzusetzen.

Den Auftakt und den Abschluss der zweiten Themensession bildeten wissenschaftliche Perspektiven. Dr. Madlen Schwing, Geschäftsführerin des Forschungsnetzwerks Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand e.V. und Prof. Dr. Harald Pechlaner, Gründungsdekan der School of Transformation & Sustainability (STS) der KU, widmeten sich dem Thema Female Leadership. Sie zeigten z. B. anhand einer Studie, dass ein steigender Anteil an weiblichen Führungskräften positive Auswirkungen auf die Mitarbeitendenzufriedenheit in Unternehmen haben kann. Prof. Dr. Reinald Koch, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftliche Steuerlehre ging abschließend auf das Thema Steuerkomplexität in Deutschland und anderen Ländern ein. Sein Fazit: Ein komplexes Steuersystem hat auch Vorteile, für Unternehmen überwiegen jedoch die Nachteile.

Der Zukunftscampus als „Kraftzentrum“ für Vernetzung und Zusammenarbeit

Neben dem Wissensaustausch zwischen Wirtschaft und Forschung bot das Unternehmensforum den Teilnehmenden Raum, um neue Kontakte zu knüpfen und zu fördern. So präsentierten sich in einer Meet & Connect-Area Forschungseinrichtungen, Unternehmen und kommunale Partner der KU in lockerer Atmosphäre, die einen Rahmen schaffte, um miteinander ins Gespräch zu kommen. „Es geht darum, die Region zusammenzubringen“, sagte Prof. Dr. Jens Hogreve. Dafür entstehe mit dem Zukunftscampus in Ingolstadt „ein weiteres Kraftzentrum“, wie Prof. Georg Rosenfeldt, Wirtschaftsreferent der Stadt Ingolstadt, beschrieb. 

Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und dem Wirtschaftsreferat der Stadt Ingolstadt ausgerichtet. Am Science2Business-Forum beteiligten sich darüber hinaus das Artificial Intelligence Network Ingolstadt (AININ), das Regionalmanagement IRMA e.V., die Industrie und Handelskammer für München und Oberbayern und das Transformationsnetzwerk Transform 10.