Am Donnerstag, 4. Dezember 2014, spricht Fischer zunächst über „Das verlorene Arkadien: Landschaftsgeschichte zwischen bürgerlichem Naturidyll und spätmodernen Center Parcs“. Landschaft ist „sedimentierte Geschichte“. In den vergangenen Jahrzehnten unterlagen Landschaftsverständnis und Landschaftsbegriff jedoch grundlegenden Veränderungen. Sie haben sich gelöst von den naturästhetisch geprägten Vorstellungen des bürgerlichen Zeitalters, die in der Landschaftsmalerei und den arkadischen Gefilden englischer Landschaftsgärten ihre Höhepunkte fanden. Dieses Verständnis hatte Landschaft im Sinn von „schöner Natur“ zur gesellschaftlichen Antithese von „Stadt“ werden lassen. In der mobilen Gesellschaft der Spätmoderne sind die klassisch-bürgerlichen Vorstellungen gleichsam zertrümmert worden. Stattdessen zeichnet das heutige Landschaftsverständnis eine Karte partikularisierter Lebensräume: Wohnsiedlungen, Gewerbegebiete, Verkehrsachsen und jene Freizeitwelten, die unter Namen wie „Center Parcs“ und „Tropical Islands“ neugestaltete Indoor-Landschaften hervorgebracht haben.
Der zweite Vortrag mit dem Thema „Der entfesselte Tod: Über Memorialkultur im frühen 21. Jahrhundert“ findet am 15. Januar 2015 statt. Beide Veranstaltungen beginnen jeweils um 18:00 Uhr s.t. im Raum 002, Ingbert-Naab-Saal (Kapuzinergasse, Eichstätt).
Zur Person: Prof. Dr. Norbert Fischer wurde 1957 in Hemmendorf (Niedersachsen) geboren. Nach seiner Promotion im Fach Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im Jahr 1994 dozierte er am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg. Er promovierte zum Thema „Vom Gottesacker zum Krematorium: Eine Sozialgeschichte der Friedhöfe in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert“. Mit der Abhandlung über „Wassernot und Marschengesellschaft“ habilitierte er 2004. Fischer an der Universität Hamburg Honorarprofessor für Volkskunde/Kulturanthropologie sowie Privatdozent für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte am dortigen Historischen Seminar. Seit 1999 ist er Mitglied im Beirat für Grundlagenforschung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel und Mitherausgeber der „Studien zur Sepulkralkultur“. In den letzten Jahren war er Gastreferent am Deutschen Historischen Institut in Paris und Lehrbeauftragter an der Universität Wien.
Vor 27 Jahren hat der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, bei der Stiftung Katholische Universität Eichstätt die Zustiftung der Erzdiözese München Freising mit den Namen „Otto von Freising-Gastprofessur“ für den fortdauernden Zweck des Unterhalts einer Gastprofessur in der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt errichtet. Mit der Erinnerung an den Freisinger Bischof und Geschichtsschreiber (1138 - 1158) soll das Andenken an die große geschichtswissenschaftliche Tradition in Altbayern wachgehalten werden. Neben dem Vorlesungs- und Seminarprogramm sollen die Inhaber der Gastprofessur zwei öffentliche Gastvorträge aus ihrem jeweiligen Forschungsprogramm halten.