Vom Impuls zu konkreten Lösungen: Ökologischer und sozialer Wandel durch „Laudato Sí“

Die päpstliche Enzyklika „Laudato Sí“ steht derzeit im Mittelpunkt eines Gemeinschaftsprojekts der KU und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Bartosch. Welches Potenzial das Schreiben als beschleunigende Kraft für einen weltweiten öko-sozialen Wandel hat, erörterten nun Natur- und Sozialwissenschaftler sowie Theologen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Kirche bei einer internationalen Tagung am „Institute for Advanced Sustainibility Studies Potsdam“ (IASS), das die Veranstaltung gemeinsam mit KU, VDW sowie dem renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ausrichtete.

Insiderwissen zur Entstehung der Enzyklika brachte Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber (Direktor des PIK) ein. Als Repräsentant der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften hatte er bei der Vorstellung der Enzyklika in einer weltweit beachteten Pressekonferenz mitgewirkt. Dem Potsdamer Auditorium zeigte und kommentierte er seine Präsentation „A Science Perspective on our Common Home“, die er in Rom gehalten hatte. Für ihn sei der Papst die richtige Person am richtigen Ort zur rechten Zeit gewesen. Schellnhuber verwies darauf, dass eine Revolution bei der Produktion, beim Konsum und beim Teilen beginnen müsse. Ebenso wie Schellnhuber betonte auch Professor Dr. Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor am IASS, dass die Enzyklika helfen könne, indem sie zum Dialog zwischen Religionen und Wissenschaft aufrufe. Denn Papst Franziskus konstatiert, dass Erderwärmung und Klimawandel nicht lediglich wissenschaftliche Probleme sind, die man am besten mit wissenschaftlichen Ansätzen lösen kann, sondern vielmehr Phänomene einer weitreichenden moralischen und spirituellen Krise.

Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger (Vorsitzender des Stiftungsrates der KU) beschrieb es als eine Besonderheit der Enzyklika, dass damit ein Papst erstmals auf die Naturwissenschaften zurückgreife und wissenschaftliche Daten in einen ethischen und ideologischen Diskurs integriere. Der ehemaliger Bundesumweltminister Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer (Gründungsdirektor des IASS und ehemaliger Direktor des United Nations Environment Programme ) referierte über „Laudato Si‘ als Aufruf zu Transformation“, in der er unter anderem die Bedeutung von Glauben und innerer Überzeugung gegenüber bloßem Wissen für jegliche Transformation herausstellte. Er unterstrich die Aussage von Papst Franziskus, dass sich Technologie ohne Ethik niemals selbst Grenzen setze.

In ihren Diskussionen konstatierten die Experten, dass durch Laudato Si‘ der interreligiöse Dialog bereits vorangetrieben worden sei und es starke Impulse in verschiedenste Bereichen gegeben habe. Aufgabe und Herausforderung sei es nun, diese zu institutionalisieren und in Prozess-Strukturen zu bringen. So werde der Vatikan selbst ab kommendem Jahr eine neue Behörde einrichten, die sich sowohl mit Umweltfragen als auch Flucht, Migration und Armut beschäftigen werde. Im neuen „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ werden die bisherigen päpstlichen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, für die Pastoral im Krankendienst, für die Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs sowie der Caritas-Rat „Cor Unum“ aufgehen. „Die Äußerungen aller großen Religionen zur ökologischen Krise, haben die Überzeugung gemeinsam, dass Religionen mit ihrer spirituellen und moralischen Grundlage unabdingbar für die Problemlösung sein werden“, so Dr. Dr. Oliver Putz vom IASS. Die Enzyklika sei ein Aufruf, konkrete Lösungen zu entwickeln.

Eine ausführliche Darstellung der wissenschaftlichen Ergebnisse und Interviews mit Expertinnen und Experten sowie weitere Publikationen erscheinen in Kürze auf der Projekthomepage unter

www.laudato-si-transformation.de