Am 15. Januar 2020 fand unter dem Titel „Gehen lassen: Tod und Trauer in Schule und Pastoral“ die Studientagung der Fakultät für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit statt.
Nach der Begrüßung der Gäste durch den Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Uto Meier, hielt Dr. Monika Marose den Hauptvortrag zum Thema „Trau deiner Hoffnung mehr als deiner Verzweiflung: Herausforderungen, Grenzen und Chancen im Umgang mit Erfahrungen von Sterben, Tod und Trauer“. Frau Dr. Marose ging dabei zunächst auf die Bedeutung von Trauer, insbesondere nicht gelebter Trauer für unsere gegenwärtige Gesellschaft ein. Zunehmend gebe es Tendenzen, die Tod und Trauer als durch technische Lösungen zu behebende Probleme behandelten. So werde etwa die Zeitspanne, in der Trauer als „normales“ und nicht pathologisches Phänomen gesehen werden, zunehmend kürzer angesetzt.
Auch gebe es Ansätze, die versuchten das „Gehen lassen“ dadurch zu vermeiden, dass sie virtuelle Abbilder der Verstorbenen erschaffen. „Trauer ist eine Diva“, brachte es Marose auf den Punkt. Trauer benötige Aufmerksamkeit und einen bewussten und respektierenden Umgang. Entsprechende Angebote, unter anderem auch in beruflichen Kontexten, zeigten wie gefragt Unterstützung für Menschen in Trauerphasen ist. Christliche Hoffnungsbilder könnten in Trauersituationen eine wichtige Stütze sein.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Florian Kluger moderiert wurde und an der auch Frau Dr. Marose teilnahm, kamen Praktikerinnen und Praktiker aus der pastoralen Arbeit mit Trauernden zu Wort: Helmut Enzenberger, Schulseelsorger und Religionslehrer sowie Diözesanbeauftragter für Krisenintervention Seelsorge in Neumarkt (OPf), Hans Iberl, Pastoralreferent und Leiter der Telefonseelsorge Ingolstadt, sowie Dr. Cordula Klenk, Referentin für Flüchtlingshilfe und Integrationsdienste bei den Maltesern, die jahrelange Erfahrung mit Kindertrauergruppen gesammelt hat, gaben Einblicke in ihre Erfahrungen und Umgehensweisen mit Tod und Trauer.
Frau Dr. Klenk berichtete aus ihrer Arbeit mit Kindertrauergruppen, dass Kinder beim Trauern wie „Pfützenhüpfer“ seien – für bestimmte Momente könne die Trauer sehr präsent sein, dann aber auch schnell wieder verschwinden. Erwachsene hingegen schwämmen oft in einem „Meer aus Trauer“. Dem schloss sich Herr Enzenberger an und betonte, wie wichtig Trauerorte und –räume sowohl im metaphorischen wie im konkreten Sinne seien, da sie den Trauernden zeigen könnten, dass sie sich in den Trauerraum hineinbegeben, ihn aber auch wieder verlassen können. Herr Iberl erzählte aus der Telefonseelsorge, welche Bedeutung es für trauernde Menschen habe, dass man ihnen zuhöre, dass es aber nicht darauf ankäme, ihnen fertige Antworten zu geben. Dies schloss auch an eine Frage aus dem Plenum an, wo die Grenze zwischen Trost und Vertröstung zu ziehen sei. Hier waren sich die Podiumsmitglieder einig, dass Trost in den Trauernden wachsen müsste und dass auch die Würde der Untröstlichkeit zu respektieren sei. Gerade deshalb sei es sowohl in Schule als auch im pastoralen Bereich so wichtig, Trauernden einen Ort zu eröffnen, an dem sie ihre Trauer leben könnten, da dies im familiären Umfeld nicht immer möglich sei.
Am Nachmittag boten Workshops den Studierenden und Tagungsteilnehmer*innen die Möglichkeit, die zuvor besprochenen Themen vertieft zu behandeln: Monika Kern, Lehrkraft für den Bereich Psychologie an der RPF, hielt einen Workshop zum Thema „Hinterher ist alles anders – Nahtoderfahrungen im Gespräch“. Als Gast gab Frau Barbara Hauer aus München aus authentischer Perspektive über Nahtoderfahrung Auskunft. Dr. Cordula Klenk hielt ihren Workshop zur Arbeit mit Kindertrauergruppen unter dem Titel „Lange saßen sie da und hatten es schwer. Aber sie hatten es gemeinsam schwer, und das war ein Trost.“ (A. Lindgren) – Trauernde Kinder begleiten. Anke Thiede, Referentin im sozialen Ehrenamt und Koordinatorin im Hospiz- und Palliativberatungsdienst in Eichstätt, stellte in ihrem Workshop „Begleitung auf dem letzten Weg – Möglichkeiten der palliativen Begleitung“ die Arbeit auf einer Palliativstation vor.
Im Abschlussplenum gaben die Studierenden und Tagungsteilnehmer*innen ein durchweg positives Feedback: die Workshops sowie Vortrag und Podiumsgespräch hätten ihnen vielfältige Einblicke in die Thematik und den professionellen Umgang mit Trauerarbeit, aber auch die generelle Behandlung des Themas in der Schule gegeben; besonders die authentische Begegnung mit Frau Hauer hatte tiefen Eindruck hinterlassen.