Wie Bürgerinnen und Bürger an Kommunikation von Wissenschaft teilhaben können

„Die Bedeutung einer gelungenen Wissenschaftskommunikation ist heute so groß wie nie zuvor. Das wird uns in der Pandemie nahezu tagtäglich bewusst,“ betonte Wissenschaftsminister Bernd Sibler in einer Videogrußbotschaft zur Eröffnung des Zukunftsforums Wissenschaftskommunikation an der KU. Die Online-Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Wissenschaft in Bewegung“ statt, das seit dem vergangenen Herbst an der KU durchgeführt wird. Dessen Ziel ist es, die Vermittlung von Wissenschaft stärker partizipativ zu gestalten. Während Bürgerinnen und Bürger in der Wissenschaftskommunikation traditionell zumeist als Laien wahrgenommen werden, die über wenig Vorwissen verfügen, dreht das durch das Bundeministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) finanzierte Projekt diese Perspektive um.

Zum Zukunftsforum stellten die Initiatoren des Projektes vor, wie Bürgerinnen und Bürger ihr Wissen über regionale Herausforderungen einbringen und aktiv an der Vermittlung von Wissenschaft beteiligt werden können. Staatsminister Bernd Sibler bedankte sich in seiner Begrüßung für die Initiative: „Das Projekt hat hier echte Pionierarbeit geleistet und Modelle entwickelt, die auch andere Hochschulen nutzen können.“ KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien begrüßte zum Auftakt der Veranstaltung ebenfalls alle Teilnehmenden und stellte heraus: „Wissenschaft hat auch den Auftrag, aktiv zur Lösung aktueller Herausforderungen beizutragen. Als engagierte Universität übernehmen wir bewusst gesellschaftliche Verantwortung.“

Rund 120 Personen aus Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen im gesamten Bundesgebiet nahmen aktiv an der Online-Veranstaltung teil, um gemeinsam neue Ansätze zu diskutieren. Vorgestellt wurde unter anderem die Arbeit der im Rahmen des Projektes aufgebauten Bürgerredaktion. Die Bürgerredakteurinnen und -redakteure erläuterten selbst dem Publikum, wie sie ihre Beteiligung und die Auseinandersetzung mit der Wissenschaft erlebt hatten: Für mehrere Engagierte war der Wunsch wichtig, über Fragestellungen berichten zu können, die aktuell viele Menschen bewegen.

Die Motivation für Themen wie „Wohnen im Alter“ oder „nachhaltige Lebensstile“ kam oft aus der eigenen Lebenswelt. Für ihre Recherchen sprachen die Mitglieder der Bürgerredaktion sowohl mit Betroffenen oder Experten aus der Region als auch mit Forschenden der KU. Aus der Integration der unterschiedlichen Perspektiven entstanden Beiträge, mit denen sie nicht nur eine Diskussion anstoßen, sondern aktuelle Herausforderungen auch aktiv mitgestalten wollen.

"Wissenschaftskommunikation kann nicht nur partizipativ gestaltet werden, das hat das Projekt gezeigt, sie trägt auch zur Lösung aktueller Herausforderungen bei,“ erläuterte Thomas Metten, Leiter des KU-Projektes. Stefan König, Chefredakteur des Donaukuriers und Kooperationspartner im Projekt „Wissenschaft in Bewegung“, betonte zugleich, dass die Bürgerredaktion ein weiterer Schritt in der gelungenen Zusammenarbeit zwischen der Regionalzeitung und der Katholischen Universität sei. Formate der Wissenschaftsvermittlung wie zuvor bereits die Interview-Serien zu den Themen „Corona-Pandemie“ und „Zukunft der Mobilität“ seien wertvolle Inhalte für die Tageszeitung. Constantin Schulte Strathaus, Pressesprecher der KU und ebenfalls in die Bürgerredaktion eingebunden, berichtete davon, dass er bei der Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern auch einen Perspektivwechsel erlebt habe: Die Sichtweise der Bürger auf Themen und Textarbeit habe gezeigt, dass es auch andere Herangehensweisen als die üblichen professionellen Routinen geben könne.

Impulsvorträge zur Veranstaltung kamen von Felix Hütten, Mitglied der Wissensredaktion der Süddeutschen Zeitung, und Matthias Mayer, Leiter des Bereichs Wissenschaft bei der Koerber-Stiftung. Felix Hütten stellte in seinem Vortrag unter anderem die These auf, dass die Corona-Pandemie den Wissenschaftsjournalismus verändert habe: Der Wissenschaftsjournalismus sei nicht mehr nur Vermittler und kritisches Korrektiv gegenüber der Wissenschaft, im Verbund mit der Wissenschaft komme ihm auch eine neue Korrektivfunktion gegenüber Politik und Gesellschaft zu. Der Impuls-Vortrag löste eine lebendige Diskussion darüber aus, wie die Wissenschaftskommunikation an Institutionen und wissenschaftsjournalistische Redaktionen gut zusammenarbeiten können. Referent Matthias Mayer von der Körber-Stiftung merkte im Rahmen seines Plädoyers für eine gemeinwohlorientierte Wissenschaftskommunikation lobend an, dass das Projekt „Wissenschaft in Bewegung“ wichtige und zukunftsweisende Aspekte wie Bürgerbeteiligung erprobe, die auf Bundesebene vielfach noch keinen Eingang in die Wissenschaftskommunikation gefunden hätten.

In den anschließenden Workshops stellten die Teilnehmenden fest, dass neue Möglichkeiten des Dialogs mit Bürgerinnen und Bürgern an unterschiedlichen Orten entstehen: Anhand von Beispielen wie dem Showroom „fahrerlos“, der gemeinsamen Wissenschaftsgalerie der Katholischen Universität und der Technischen Hochschule Ingolstadt, oder auch Beispielen aus anderen deutschen Städten wie dem „Haus des Wissens“ in Bochum wurde diskutiert, wie eine partizipative Wissenschaftskommunikation gelingen könne. Gabriele Christ Devlin, Referentin für Wissenschaftskommunikation am bayerischen Wissenschaftsministerium, stellte in diesem Sinn abschließend auch heraus, dass Wissenschaft an den bayerischen Hochschulen in der Breite bereits sehr intensiv vermittelt werde. Künftig komme es daher nicht unbedingt darauf an, ein Mehr an Kommunikation zu leisten, sondern eher neue und andere Wege zu erproben. Auch Thomas Sporer, Leiter der Stabsabteilung Bildungsinnovation und Wissenstransfer an der KU, stellte heraus, wie wichtig eine innovative Wissenschaftskommunikation im Rahmen des Ideen- und Wissenstransfers sowie in der Zusammenarbeit mit externen Partnerorganisationen ist.

Im Rahmen des Projektes entsteht unter anderem ein Leitfaden den Aufbau und die Integration einer Bürgerredaktion in der Wissenschaftskommunikation an Hochschulen. Interessierte können den Leitfaden nach Projektabschluss kostenfrei anfordern.

Sibler

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