Wie Kinder ihren Schulalltag individuell erleben

Die kindliche Wahrnehmung von Schule, Unterricht und Lernen hat im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz gestanden, die auf Initiative von Prof. Dr. Klaudia Schultheis (Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der KU) nun an der California State University Fullerton stattgefunden hat. Dabei tauschte sich eine internationale Gruppe von in der Lehrerbildung tätigen Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus vier Kontinenten über Forschungsprojekte und aktuelle Themen der frühkindlichen Erziehung, Grundschulpädagogik und Förderpädagogik aus. Die Konferenzen finden seit 2013 regelmäßig statt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Bulgarien, Deutschland, Japan, Schweden und den USA diskutierten unter anderem über Forschungsergebnisse eigener Projekte zu Reformen von Lehrplänen, der Implementierung von MINT-Themen in der frühkindlichen Erziehung sowie die Wahrnehmung von Inklusion und Exklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und hochbegabten Kindern. So konnte Prof. Dr. Valerie Margrain von der Universität Karlstad (Schweden) aufzeigen, dass bei der Untersuchung von kindlichen Inklusionserfahrungen für die individuellen Lernbiographien auch die leibliche und emotionale Befindlichkeit, Zeitstrukturen und räumliche Gegebenheiten, Atmosphären oder soziale Beziehungen berücksichtigt werden müssen. Darin liegt eine grundsätzliche Erkenntnis der bisherigen Erfahrungen mit der Pädagogischen Kinderforschung, die auch ein Schwerpunkt des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der KU ist.

„Insgesamt machten die Diskussionen auf der Konferenz deutlich, dass die Erforschung der individuellen Erfahrung und der subjektiven Perspektive von Kindern im Kontext von Schule, Lernen und Erziehung ein nach wie vor vernachlässigtes Thema ist“, erklärt Schultheis. Dies liege vor allem daran, dass pädagogische Situationen komplexe Konstellationen seien, bei denen sich nicht einzelne Variablen herauslösen und unabhängig voneinander untersuchen ließen, sondern in ihrer Wechselwirkung gesehen werden müssten. 

Zur Weiterentwicklung der Pädagogischen Kinderforschung wurde ein gemeinsames Forschungsvorhaben unter Leitung von Professorin Schultheis diskutiert, welches kooperatives Lernen an Grundschulen aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler international vergleichend untersuchen möchte. Dabei soll die Erfahrung von Grundschulkindern mit kooperativen Lernformen wie Partner- oder Gruppenarbeit im Mittelpunkt stehen. In diesem Bereich gibt es kaum aktuelle Studien, insbesondere nicht zu inklusiven oder genderspezifischen Aspekten des Lernens mit Gleichaltrigen aus der Perspektive der Kinder.