Zum Dienstantritt: Prof. Bernward Schmidt im Interview

Das Wintersemester ist das erste Semester für Prof. Dr. Bernward Schmidt als Lehrstuhlinhaber für das Fach Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der KU Eichstätt-Ingolstadt.

Die THF ist für Prof. Schmidt aber kein Neuland. Bereits im Sommer 2016 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung. Das Interview von damals finden sie hier.

Im Gespräch mit Benedikt Winkel erklärt Prof. Schmidt welche Ziele er erreicht hat und welche Pläne er für die kommenden Semester hat.

 

Benedikt Winkel: In der Zeit der Lehrstuhlvertretung an der KU 2016 gaben sie an, dass man sie auf Erkundungstouren in der Gegend antreffen würde. Wo waren sie schon überall unterwegs?

Prof. Schmidt: „Ich war weniger unterwegs als erhofft, aber habe dafür aber mehr Ziele gefunden für kommende Touren. Immerhin habe ich mir Eichstätt erlaufen, die Friedhöfe und Kirchen bergen viel Potenzial für kommende Veranstaltungen und Forschungen. Außerdem habe ich mir die Sola-Basilika in Solnhofen näher angeschaut. Für das Sommersemester 2019 ist eine Exkursion zu den Anfängen des Christentums im Eichstätter Umland geplant. Reizvoll, weil mit schönen Exkursionen zu verbinden, wäre auch das Thema 'mittelalterliches Christentum in Bayern' – dann gerne auch zusammen mit Kollegen von anderen bayerischen Universitäten.”

 

Winkel: Damals haben sie besonders zum Reformationsjubiläum geforscht. Zu welchen Ergebnissen sind sie gekommen? / Welche Projekte stehen als nächstes an?

Prof. Schmidt: „Jetzt wo das Jubiläum hinter uns liegt, haben wir mehr Ruhe um inhaltlich zu arbeiten. Der große Vorteil des Jubiläums besteht in der Infrastruktur und den Netzwerken, die entstanden sind und die über das Jubiläum hinaus bestehen bleiben. Demnächst wird als Frucht meiner Arbeiten ein Aufsatz erscheinen, in dem es um die Frage geht, wie wir ein ökumenisch tragfähiges Reformationsbild hinbekommen – also ein Geschichtsbild, das nicht einfach platte Identitätskonstruktion einer Konfession und Abwertung der 'spätmittelalterlichen Mißstände' im 'Katholizismus' ist. Damit ist das Thema aber nicht erschöpft. Einer meiner Schwerpunkte liegt bei den Gegnern Luthers, etwa im albertinischen Sachsen. Gerade die Leipziger Disputation von 1519 – die von manchen nicht zu Unrecht als Beginn der Reformation bezeichnet wird – muss noch genauer untersucht werden. Dazu habe ich einen Beitrag für einen Aufsatzband geschrieben, der nächstes Jahr in den USA erscheinen wird.

Am 25./26. Oktober werde ich außerdem einen Workshop hier in Eichstätt mitgestalten, der den Rebdorfer Prior Kilian Leib zum Thema hat. Leib hat die Reformation aufmerksam und kritisch begleitet, von ihm haben wir eine Reihe hochinteressanter Schriften.

Ich freue mich in diesem Zusammenhang natürlich sehr über die neue Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens von Prof. Dr. Thomas Kremer. Durch die eindeutige Ausrichtung der Professur auf die Ökumene mit den östlichen Kirchen kann ich einen deutlicheren Schwerpunkt auf die Ökumene im Westen legen – und ich bin sicher, dass uns das zu einem spannenden Austausch führen wird.”

 

Winkel: Sie planten außerdem in Eichstätt ein neues Lehrbuch zu schreiben. Wie ist da der aktuelle Stand?

Prof. Schmidt: „Dieses Lehrbuch ist 2017 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen und heißt schlicht 'Kirchengeschichte des Mittelalters'. Zum Teil sind dort die Erfahrungen aus meinen Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 2016 in Eichstätt eingeflossen. Und es fließt jetzt auch wieder in die Praxis hinein, weil ich es für die Lehrveranstaltungen zum Mittelalter verwenden kann – dieses Thema wird mich weiter begleiten.

Gerne wähle ich für Seminare einen personenbezogenen/ biographischen Zugang. Vor zwei Jahren haben wir das Hochmittelalter an der Person des Bernhard von Clairvaux erschlossen – die Kultur, die Theologie, das ganze Umfeld des 12. Jahrhunderts lässt sich über eine solche Person erschließen. Etwas Vergleichbares könnte ich mir für das späte Mittelalter etwa mit dem französischen Theologen Jean Gerson vorstellen.”

 

Winkel: Wie haben sie die Pläne umgesetzt mehr aktiv zu musizieren? Wird es ein Kirchenhistoriker-Duo an der Orgel geben?

Prof. Schmidt: „Da kann ich einen Haken setzen. Ich spiele tatsächlich wieder mehr, bin allerdings auf das Cembalo umgestiegen und habe mir ein digitales Cembalo zugelegt, auf dem u.a. historische Stimmungen möglich sind. Damit lässt sich Musik ab dem 16. Jahrhundert authentisch spielen. Aktuell bin ich ganz im Barock unterwegs und beschäftige mich mit Stücken von Johann Pachelbel, einem Nürnberger Komponisten des späten 17. Jahrhunderts, aber auch – sozusagen als geographisches Gegengewicht – mit seinem Lübecker Zeitgenossen Dietrich Buxtehude und ein wenig mit den französischen Clavecinisten.

Was das Duo angeht: Tatsächlich habe ich einmal ein Werk aus dem Barock gehört, das den Titel 'il maestro e lo scolare' trägt, in dem sich Orgel und Cembalo musikalisch den Ball zuspielen, eventuell wäre das eine Option. Und für die Musikspezialisten: Nein, ich meine nicht das von Haydn...”