News am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft

Erfolgreiche Promotion am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft

Patricia Rawinsky hat im Dezember 2024 ihre Promotion abgeschlossen. Dazu gratulieren wir ganz herzlich!

In ihrer Arbeit beschäftigt sich Patricia Rawinsky mit der spannenden Frage, wie rechtsrelevante Texte für Laien verständlicher gestaltet werden können. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Karin Luttermann und Prof. Dr. Sebastian Kürschner betreut.

Im Interview spricht sie über ihre Promotion und gibt Nachwuchsforscher/-innen hilfreiche Ratschläge zur erfolgreichen Arbeit an einer Dissertation.

Womit hast Du Dich in Deiner Dissertation beschäftigt?

In meiner Dissertation habe ich mich damit beschäftigt, wie rechtsrelevante Texte für Laien verständlicher gestaltet werden können. Dazu habe ich mir konkret die Anleitungstexte, die man für das Erstellen von Steuerbescheiden von den Finanzämtern/ dem Finanzministerium zur Hand bekommt, ausgesucht. Das klingt vielleicht im ersten Schritt etwas verrückt – Sprachwissenschaft und Steuern – aber, und das ist auch das Wesentliche der Arbeit: Sprache ist für die Vermittlung von Wissen, insbesondere von Fachwissen, ganz entscheidend. Die Inhalte, sprich das Fachwissen können schließlich nicht verändert werden, aber der Umgang mit ihnen in Form von sprachlichen Anpassungen schon. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Inhalte fachlich korrekt bleiben. Schließlich betrifft rechtliche Kommunikation jeden von uns im Alltag, sei es durch Steuerbescheide oder aber auch Mietverträge oder Arbeitsverträge. In einer Demokratie hat man zwar kein tatsächliches Recht, jedoch aber zumindest ein Anrecht darauf, verstehen zu können, was der Gesetzgeber von einem fordert. Die deswegen interdisziplinär ausgerichtete Arbeit zeigt, wie Sprachwissenschaftler/-innen und Steuerexpert/-innen zusammen für eine klarere Sprache sorgen können.
Neben den reinen Untersuchungen an diesen Anleitungstexten habe ich zwei empirische Studien durchgeführt, die zum einen in einer Onlineumfrage erhoben haben, wie verständlich oder auch schwerverständlich die Texte von den Laien, also Bürgern, empfunden werden. Nachdem diese als recht schwerverständlich eingestuft wurden, habe ich zum anderen sprachliche Anpassungen an den Texten vorgenommen und im Anschluss daran überprüft, ob diese dann wirklich zu mehr Verständlichkeit geführt haben. Dazu habe ich neben einer weiteren Onlineumfrage auch leitfadengestützte Interviews geführt. Daraus haben sich Strategien ergeben, wie Fachtexte verständlicher und klarer gestaltet werden können.

Was war für Dich das Spannendste oder Überraschendste in Deiner Untersuchung?

Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag auf der Empirie und hier war es wirklich überraschend, wie viele Menschen doch an den beiden Studien teilgenommen haben und sich bereit erklärt haben, mit mir Gespräche zu führen. Obwohl bei dem Thema Steuern sehr viele Berührungsängste bestehen, haben sich die Probanden nach und nach geöffnet und damit dazu beigetragen, dass gut verwertbare Ergebnisse entstanden sind. Anfangs schien es nämlich bei den leitfadengestützten Interviews, die in der zweiten Studie geführt wurden, so, als ob die Antworten absolut heterogen sind, doch mit der Zeit konnte ich immer mehr Übereinstimmungen finden. Diese Entwicklung zu sehen, war für mich wirklich sehr spannend – gerade bei empirischen Studien kann ja einiges schief gehen.
Besonders spannend fand ich außerdem, dass wirklich jeder Forschungsbedarf bei der Verständlichkeit von Behördentexten gesehen hat. Grundsätzlich besteht hierzu ja in theoretischer Hinsicht schon einiges an Forschung, nur ist das leider bislang wohl scheinbar zu wenig aus den Fachkreisen herausgekommen und auch an Nicht-Forscher/-innen kommuniziert worden.

Was rätst Du anderen Nachwuchsforscher/-innen? Welche Tipps kannst Du geben?

Ich glaube, ich würde Nachwuchsforscher/-innen zwei Tipps geben: Der erste ist, sich bewusst zu machen, dass man auch selbst schon ein Experte ist – für sein Fachthema. Dieses ‚kleine Selbstbewusstsein‘ darf man sich meiner Meinung nach erlauben, denn oftmals erscheint die eigene Arbeit klein im Vergleich zu Forscher/-innen, die schon viel veröffentlicht haben und viel Erfahrung in der Wissenschaftswelt gesammelt haben. Man muss natürlich noch viel lernen, aber man hat auch schon seine eigenen Erfahrungen gemacht, die ebenso wertvoll sind und auf die man stolz sein kann.
Der zweite ist, sich aktiv zu vernetzen, sprich Tagungen zu suchen, sich auf diese zu bewerben und an diesen auch teilzunehmen sowie dort aktiv auf andere zuzugehen. Oftmals reicht eine kleine Frage aus und man
kommt ins Gespräch, stellt Übereinstimmungen fest und bleibt so vielleicht auch im weiteren Kontakt. Die Zeit der Promotion kann, insbesondere ohne Anbindung an den Lehrstuhl, sonst recht einsam wirken. Gerade bei harten Phasen, die leider auch zu einer Promotion dazugehören, kann der Austausch mit Personen, die gerade das Gleiche machen, wirklich helfen. Da muss man selbst aktiv werden und zudem ist der Aufbau eines Netzwerks wirklich unabdingbar, wenn langfristig das Ziel besteht, in der Wissenschaft bleiben zu wollen. Ich fand es außerdem in Hinblick auf die Verteidigung sehr hilfreich, mein Thema schon mal vor einem Fachpublikum dargestellt zu haben.