News am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur

Vorlesekompetenz – wir stellen uns den besten Kritikern

Die Ergebnisse des Vorlesemonitors sind besorgniserregend. Für den Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur ein guter Grund, seine Studierenden als angehende Deutschlehrkräfte im guten Vorlesen zu trainieren und Praxisluft schnuppern zu lassen.

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Vorlesen für die Kindesentwicklung von großer Bedeutung ist. So haben Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, unter anderem recht früh einen großen Wortschatz, sie lernen leichter lesen und erzielen in vielen Unterrichtsfächern bessere Noten. Seit nunmehr 2007 untersuchen die Stiftung Lesen, DIE ZEIT und die Deutsche Bahn Stiftung jährlich die bundesweite Vorlesepraxis in Schulen, Kitas und Familien.

Die aktuellen Ergebnisse des „Vorlesemonitors“ (vormals Vorlesestudie) machen durchaus betroffen, denn 39 Prozent der 1- bis 8-jährigen Kinder wird nur selten oder gar nicht vorgelesen. Für uns Deutschlehrkräfte ist auch die Erkenntnis besorgniserregend, dass das Vorlesen durchschnittlich erst im Alter von zwei Jahren begonnen wird (und damit reichlich spät) und mit dem Schuleintritt endet. Diese Aufgabe wird scheinbar vollständig an die Lehrkräfte abgegeben oder sogar an die Kinder umverteilt, die ab der ersten Klasse ja kontinuierlich selbst das Lesen lernen. Weitere Ergebnisse können unter folgendem Link nachgelesen werden: www.stiftunglesen.de/ueber-uns/forschung/studien/vorlesemonitor (zuletzt aufgerufen am 14.11.2022).

Da dem Vorlesen aber eine so bedeutsame Aufgabe zukommt, ist es gerade auch für unsere Lehramtsstudierenden essentiell, lebendig und spannend vorlesen zu können. Mit dieser Zielsetzung findet im Rahmen des Seminars „Kinder- und Jugendliteratur“ unter der Leitung von Dr. Anna Kretzschmar ein kleines Vorleseprojekt statt, bei dem Studierende der Deutschdidaktik sich unter anderem mit der adäquaten Buchauswahl beschäftigen, Kriterien für gutes Vorlesen aufstellen, sich in der Vorlesepraxis üben und diese dann tatsächlich in realiter ausprobieren. Im Zuge dessen öffnen dankenswerterweise gleich zwei Kindergärten aus Eichstätt ihre Türen für uns, wofür wir uns schon einmal ganz herzlichen bedanken möchten.

Auch wenn wir große Freunde und Unterstützer des „Bundesweiten Vorlesetags“ sind, der an diesem Freitag, den 18. November 2022, stattfinden wird, plädieren wir natürlich für regelmäßiges Vorlesen in Form kleiner Rituale. Einen ersten Beitrag leistet das KJL-Seminar im Januar, wenn wir selbst in die Kindergärten gehen und uns dort den schärfsten Kritikern des Vorlesens und Zuhörens stellen. Wir freuen uns schon auf die (Vorlese)Ergebnisse!