News am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Stadt. Land. Fluss. Getier

Eine poetische Lesung von Andrea Grill und Anja Utler

Die Lyrikerinnen Andrea Grill (Wien) und Anja Utler (Leipzig) stellten am 20.07.2022 im Rahmen einer poetischen Lesung ihr ökologisches Schreibprojekt Stadt. Land. Fluss. Getier in Eichstätt vor. Eingeladen dazu hatte der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Friederike Reents in Kooperation mit dem Green Office der KU Eichstätt-Ingolstadt.

Im Rahmen ihrer poetischen Lesung aus ihrem ökologischen Schreibprojekt Stadt. Land. Fluss. Getier nahmen die promovierte Biologin Andrea Grill und die promovierte Literaturwissenschaftlerin Anja Utler die Besucher:innen gleich zu Beginn mit der Frage „Was weiß ich eigentlich über Gras?“ mit auf eine dichterisch-visuelle Reise durch eine wilde Wiese – mit der  Intention, die Wahrnehmung des Menschen als „Pupillentier“ zu schärfen, damit dieser die Vielfalt an Gräsern (und Getier) der Wiese nicht nur näher betrachtet, sondern buchstäblich auch das Gras wachsen hört.  

In einem mehrsprachigen wissenschaftlich-poetischen Vortrag brachten die Lyrikerinnen den Zuhörer:innen daraufhin nahe, um was für eine Entladung von Energie es sich eigentlich handelt, wenn wir uns Tulpen in eine Vase stellen. Untermalt wurde dieses Gedicht mit einer Videoaufnahme von sattgefärbten weißen und violetten Tulpen. In der Kombination aus wissenschaftlicher und poetischer Sprache entstand dabei ein Gedicht voller Dynamiken und visuell-klanglicher Eindrücke.

Im krassen Gegensatz zu dieser vorangegangen Vielfalt und Dynamik ließen Grill und Utler daraufhin das Gedicht Asphalt, fast ausschließlich bestehend aus Ausrufezeichen (und ein paar wenigen Symbolen), unkommentiert über den Bildschirm ziehen. Der ebene Asphalt zeigte sich somit als weitgehend eindimensionierter Störfaktor in einer variantenreichen Natur. Kontrastiert wurde dieses Gedicht durch den sich anschließenden Vortrag des mäandernden Langgedichts Fluss, bestehend aus einem abwechselnden Strom von Wörtern, das von den Lyrikerinnen vorgelesen wurde und so vor der Folie des geradlingen Asphalt[s] erneut den Reichtum belebter Naturphänomene poetisch vor Augen führte.

Abschließend nahmen die Lyrikerinnen die Zuhörer:innen im oberösterreichischen Dialekt mit auf einen Ausflug zum See: „zun see hoid zun see hoid zun see hoid see hoid sunst is nix ohne see sogt da fronz göi diandl megst an see“, trug Grill in großartiger Sprechweise vor und ließ bei den Zuhörer:innen den Wunsch aufkommen, sich ebenfalls gleich „zun see hoid“ zu begeben – eine gedankliche Abkühlung an einem überaus heißen Julitag.

Alle genannten Gedichte können im digitalen Gedichtband unter www.stadtlandflussgetier.org nachgelesen werden.

PAULA RADNITZ

Den Link vom Green Office zu dieser Veranstaltung finden Sie hier: